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Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)

Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)

Titel: Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Fried
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ich dich nicht mehr von mir gehen lassen wollte. Nach dem Zerfall des alten Kreises war ich endlich nicht mehr allein und hatte wieder eine Aufgabe, der ich mich widmen konnte. Doch dann begegneten wir unseren neuen Freunden und somit auch Avakas. Und er hat deine wahre Herkunft sofort erkannt. Von ihm habe ich erfahren, dass du keiner der gewöhnlichen weißen Wölfe warst, sondern der Sohn ihres Anführers. “
    Cale betrachtete seine Hände. Dann wanderte sein Blick die Beine entlang und blieb schließlich an seinen Schuhen haften. Konnte dieser Körper wirklich einst ein Wolf gewesen sein? Er hatte immer geahnt, dass er anders war. Anders als andere Menschen und vor allem anders als sein Großvater.
    „Aber was, wenn ich ein Mensch bleiben möchte?“, fragte er trotzig. „Wenn ich gar nicht zurück nach Asmadar will?“
    „Vielleicht solltest du dich erst einmal mit deinem Vater unterhalten, denn wie Avakas mir mitgeteilt hat, weiß er nicht, dass du überhaupt noch am Leben bist! Er musste damals tatenlos mit ansehen, wie die Garlan dich auf eines ihrer Schiffe zerrten und davon segelten. Doch er konnte dir nicht folgen… ebenso wenig wie deine Mutter es konnte.“
    Cales Blick schnellte wieder auf Augenhöhe des Alten. „Meine Mutter?“
    „Ja, Avakas hat es mir erzählt. Sie wurde bei dem Versuch dich zu retten getötet.“
    „Kennst du ihren Namen, Großvater?“, fragte er traurig. „Oder den meines Vaters?“
    „Ja, ich kenne sie.“
    „Und meinen? Ich meine, meinen wahren Namen?“
    Der Vanyanar nickte und kniete vor dem Jungen nieder. „Zartani war der Name deiner Mutter, der deines Vaters ist Ziron. Und deiner…dein Name lautet Zardan.“
    „Zardan“, murmelte Cale. „Er klingt so anders als der Name, den du mir gegeben hast.“
    „Er klingt wie der Name eines stolzen Wolfes!“, erwiderte Jindo lächelnd und drückte kurz, aber dennoch kräftig, die Hände des Jungen.
    „Weiß es schon jemand von unseren Freunden?“
    „Noch nicht. Selbst Pelrin weiß nicht, dass du einst das junge Tier warst, das wir zusammen befreit haben. Ich hielt es für besser, mit dir allein zu sein, wenn du es erfährst. Die anderen werden es zu einem geeigneten Zeitpunkt noch erfahren. Renyan sollten wir es jedoch schon auf unserer Reise nach Nimgahl erzählen. Immerhin weiß er noch nichts von unserem wichtigen Zwischenstopp auf Asmadar.“
    „Ich habe mich oft gefragt“, sagte Cale beinahe flüsternd, „warum ich nicht so bin wie du. Bis es irgendwann keine Rolle mehr für mich gespielt hat, da ich mich immer von dir geliebt gefühlt habe, Großvater. Du und die Momlinge, ihr seid meine Familie, ihr und nicht ein Rudel wilder Wölfe.“
    „Und das wird sich auch nicht ändern, mein Junge. Dass du zurück zu deinen Wurzeln gehst, bedeutet doch nicht, dass wir uns für alle Zeit voneinander verabschieden müssen. Dennoch sollten wir den Tatsachen ins Auge sehen, denn ich werde nicht ewig leben. Das ist nun mal der Lauf der Dinge, Cale. Und sollte der Moment kommen und ich für immer vom Angesicht Andulars verschwinden, so würde mich nichts glücklicher machen, als dich gut aufgehoben bei deinesgleichen zu wissen!“
    Da fiel Cale ihm um den Hals und begann fürchterlich zu weinen. Doch es war ihm egal und am liebsten hätte er den alten Vanyanar nie wieder losgelassen.

    An diesem Abend ließ Cale ein Stück seiner Kindheit in dem Zimmer zurück, als er nach einer lautlosen Ewigkeit schließlich in den Armen des Vanyanar einschlief. In seinen Träumen waberten die Farben der eisigen Wälder wie Schleier an ihm vorbei, flüsterten ihm zu und zogen ihn immer tiefer in den Wald hinein. Bald darauf vernahm er zunehmend das Heulen eines Wolfes, das sich von weit weg in seine Gehörgänge legte, wie vertraute Musik, deren Melodie ihn unweigerlich in seinen Bann zog. Dann lösten sich plötzlich die Schleier vor ihm auf und gaben den Blick auf eine mondbeschienene Lichtung frei. Und auf dieser saß ein Wolf, der ihn mit Gelb leuchtenden Augen erwartete. Und in dem Moment, indem Cale auf die Lichtung trat, heulte das weiße Tier laut auf und sprang ihm mit einem Satz entgegen. Junge und Tier verschmolzen, wurden einst mit den Farbschleiern und sodann vom kalten Nachtwind davongetragen. Als Cale am nächsten Morgen erwachte, hatte er seinen Entschluss gefasst.

Der verborgene Pfad

    Es dämmerte bereits, als sich eine Gruppe dunkler Gestalten vor dem purpurnen Eber versammelte. Sieben Männer waren es, gekleidet

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