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Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)

Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)

Titel: Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Fried
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allen Richtungen Ausschau hielt. „Etwa hier auf der Lichtung?“
    „Das scheint mir nicht der richtige Platz zu sein“, antwortete Candol. „Ich hatte gehofft, ihr könntet mir eine geeignete Stelle im Wald zeigen. Nicht zu eben sollte sie sein, dennoch großflächig genug um dort ein paar Übungsgeräte aufzubauen, die für sein Training notwendig sind.“
    „Übungsgeräte?“, fragte Jesta. „Was meinst du denn mit Übungsgeräte?“
    „Nun ja…Hindernisse zum Beispiel, oder ein paar tückische Fallen, wie spitzen Dingern, denen man ausweichen muss und so weiter.“
    „Das hört sich eher nach Foltergeräten an!“
    „Ach, Jesta“, seufzte Plummel. „Ein guter Kämpfer muss sich zu jederzeit verteidigen können, egal wo er sich auch befindet. Erwischt dich der Feind auf einem Baum, kämpfst du eben auf einem Baum, und das möglichst genau so gut wie auf dem Boden.“
    „Ein guter Kämpfer muss auf alles gefasst sein!“, mahnte Grumba und demonstrierte ein paar Handkantenschläge in alle Richtungen.
    „Dann bringst du mir also die hohe Kunst des Luftverprügelns bei, ja?“, stichelte Jesta, worauf der Woggel nur verächtlich das Gesicht verzog.
    „Nun“, sagte Knubber schließlich, „ich glaube, ich weiß da eine geeignete Stelle. Vor Kurzem hat die Erde im nördlichen Teil des Waldes gebebt, worunter einige Bäume arg gelitten haben. Während einige von ihnen ganz entwurzelt wurden, sind ein paar nur bis zur Hälfte abgebrochen, die nun auf dem Boden liegen. Vielleicht könnten wir aus den Stämmen und Ästen etwas Brauchbares bauen.“
    „Sehr gut, Knubber!“, erwiderte Candol und rieb sich die Hände. „Dann soll der verursachte Schaden durch das Beben wenigstens nicht umsonst entstanden sein. Also lasst uns aufbrechen.“
    „Wie wäre es mit einer Abkürzung?“, fragte Mombo. „Wenn wir die nächsten Tage sowieso mit nichts anderem beschäftigt sind, sollten wir die Zeit nicht mit unnötigen Laufwegen verschwenden.“
    „Was bedeuten soll?“, fragte Jesta.
    „Na eine kürzere Wegstrecke natürlich“, antwortete Knubber. „Also gewissermaßen der direkte Weg zum Ziel!“
    Er ging ein Stück des Weges zurück, stemmte seine pelzigen Arme in die Hüften und baute sich mit ernster Miene vor einer dichten Baumreihe auf, deren Blätter allesamt tiefrot leuchteten.
    „Dann wollen wir mal!“, rief er und die anderen Woggels traten an seine Seite. „Höret nun das Lied des neuen Weges!“ Dann begannen sie zu singen:

    „BÄUME WEHEN, BÄUME STEHEN,
    WOLLEN NICHT ZUR SEITE GEHEN.
    ABER HIER, VOR UNS VIER,
    WIRD ES DENNOCH SO GESCHEHEN.

    BÄUME LINKS, SEID DABEI,
    MACHT FÜR UNS DIE MITTE FREI.
    BÄUME RECHTS, EBENSO.
    HÖRT UND MACHT UNS WOGGELS FROH.

    BÄUME WEHEN, BÄUME STEHEN,
    WERDEN BALD ZUR SEITE GEHEN.
    BILDEN NUN AN DIESEM ORTE,
    EINE NEUE WEGESPFORTE.

    WURZELN LINKS, NOCH EIN STÜCK,
    BRINGT UNS ALTES LAND ZURÜCK.
    WURZELN RECHTS, EBENSO.
    HÖRT UND MACHT UNS WOGGELS FROH.“

    Gespannt wartete Jesta ab, was nun wohl geschehen würde. Doch zunächst bewegte sich gar nichts. Lediglich die rot-goldenen Wipfel rauschten leise im Wind, begleitet vom Zwitschern einiger Vögel, aber die Bäume selbst verharrten regungslos an Ort und Stelle.
    Jesta wollte gerade gehässig Beifall klatschen, als die Vögel plötzlich lauthals aus den Baumwipfeln davon stoben. Und dann hörte er es. Von überall her drang ihm ein dumpfes Knarren und Ächzen entgegen, erst leise, dann immer lauter, bis es schließlich in Jestas Ohren grollte, als würde vor ihm eine Lawine ins Tal rollen.
    „Seht nur!“, rief Inoel und deutete auf die erste Baumreihe, wo gerade einige Wurzeln durch die Erde brachen und ein Stück weiter wieder in ihr versanken. Stück für Stück wichen die Bäume auf diese Weise auseinander, bis nach wenigen Minuten schließlich ein vier Meter breiter Weg vor ihnen entstanden war.
    „Unglaublich“, murmelte Jesta leise, bemüht sein Erstaunen über das soeben gesehene zu verbergen. Zwar hatte er gehört, dass die Woggels den Bäumen Befehle geben konnten, wirklich geglaubt hatte er es aber nie.
    „Haben wir zu viel versprochen?“, fragte Knubber und haftete seinen Blick auf Jesta, der darauf nur kurz den Kopf schüttelte.
    „Dann ist ja alles in Ordnung. Wenn ihr uns dann folgen wollt! Aber passt auf die Löcher auf, die einige Wurzeln im Boden hinterlassen haben, in denen kann man leicht mit dem Fuß umknicken!“
    Zusammen gingen sie den neu entstandenen Weg entlang,

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