Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)
die Woggels und meine Wenigkeit.“
Jesta schüttelte kichernd den Kopf und sackte zurück auf die Bank.
„Was ist daran so lustig?“
„Ich lache über mich selbst“, antwortete Jesta. „Über meine eigene Einfältigkeit! Wie konnte ich nur annehmen, ich würde diese vier Nervensägen für eine lange Zeit nicht mehr ertragen müssen?“
„Hatte ich dir nicht bereits mehrfach geraten, die vier nicht zu unterschätzen?“
„Hast du“, grummelte Jesta leise.
„Dann unterlass von nun an jede abfällige Bemerkung über unsere vier Freunde!“, fügte der Zauberer mahnend hinzu. „Sie werden sich als nützlicher erweisen als mancher Soldat oder Krieger und werden mir eine große Hilfe sein, dich auf den Kampf gegen Salagors Schergen vorzubereiten. Bringe ihnen also endlich den Respekt entgegen, der ihnen gebührt!“
Jesta starrte nachdenklich auf den Rand des Brunnens. Wieso sah Candol die Woggels nur mit anderen Augen als er. Egal was die kleinen Kerle in der Vergangenheit auch getan hatten, ihr gesamtes Benehmen und Auftreten, jedes Mal wies der Zauberer stets darauf hin, dass es nicht von Bedeutung sei, wie sie sich benahmen, sondern wie sie handelten.
„Wo hast du das Kämpfen gelernt?“, fragte er schließlich, um nicht weiter über die Woggels reden zu müssen.
„In Tulm.“
„Tulm, ist das eine Stadt? Wo liegt sie?“
„Es liegt westlich des Molgebirges, im Norden Talints. Aber Tulm ist keine Stadt, sondern nur ein kleines Dorf. Mein Heimatdorf, um genau zu sein.“
„Und gibt es dort noch andere Zauberer?“
„Nein. Die Einwohner des Dorfes sind allesamt geübte Schwertkämpfer. Nicht auf dem Niveau der vaskaanischen Soldaten, aber auch nicht schlechter als die Kämpfer Panjans.“
„Dann warst du unter ihnen der Einzige, der magisch begabt war?“
„Das war ich.“
„Ui, dann warst du ja richtig was Besonderes.“ Jesta stand auf und machte ausladende Gesten. „Der große Zauberer aus Tulm! Die zaubernde
Dorfattraktion!“
Candol konnte sich ein kurzes Schmunzeln über Jestas wildes Händegefuchtel nicht verkneifen. „Leider waren die Einwohner nicht so begeistert von meiner besonderen Gabe.“
„Waren sie nicht?“ Jestas Bewegungen froren ein, doch dann wirbelte er wie ein Derwisch herum. „Alles Neider!“
„Kann sein, wer weiß?“
„Kann sein? Ist so!“, sagte Jesta überzeugt und setzte sich. „Ich frage mich nur, wie man seine Dorfattraktion so einfach davonziehen lassen kann. Immerhin lebst du ja jetzt hier und nicht mehr in Tulm.“
Die Gesichtszüge des Zauberers verhärteten sich. „Ich habe das Dorf freiwillig verlassen, weil das Leben dort für mich unerträglich war.“
„Aber weshalb?“
„Die Menschen aus Tulm verabscheuen Magie. Für sie ist es etwas Teuflisches, unnatürlich für unsereins und von bösartiger Herkunft. Schon als Kind wird es einem eingebläut.“
„Wann hast du deine magische Begabung denn entdeckt?“
„Im Alter von vierzehn Jahren ungefähr. Zwei Jahre konnte ich es dann noch verbergen, bis ich es eines Tages, ohne es zu wollen, preisgegeben habe.“
„Was hast du getan? Hast du etwa das Haus deiner Familie abgefackelt?“
Candol funkelte ihn zornig an. „Nein! Ich habe weder etwas in Brand gesetzt, noch sonst irgendetwas in seiner Form verändert. Es ist einfach passiert, eines Abends bei uns zu Haus. Meine Mutter hatte gekocht – einen Braten, zäh wie Leder und ohne jeden Geschmack. Ich saß am Tisch und zwang Happen für Happen hinunter, sah meine Mutter dabei an und dachte mir: Das ist mit Abstand das grauenvollste Essen, das du je gekocht hast, Mutter! Da sprang sie plötzlich auf, ihr Teller wirbelte durch die Luft, ebenso der Braten darauf und das Gemüse und dann stand sie zitternd da und zeigte mit ihrem Finger auf mich, als hätte ich mich urplötzlich in einen Slynock verwandelt. Was machst du in meinem Kopf, schrie sie, während sie mich weiterhin entsetzt anstarrte. Was macht deine Stimme in meinem Kopf?“
„Die Kraft der Gedankenübertragung!“
Candol nickte. „Ohne es laut auszusprechen, hatte ich meiner Mutter meine Gedanken mitgeteilt. An diesem Abend veränderte sich alles.“
„Das muss schlimm für dich gewesen sein.“
„Nicht so schlimm wie für meine Eltern. Auf eine gewisse Weise war ich erleichtert, immerhin wussten sie nun Bescheid. Nur leider blieb dieses Geheimnis nicht innerhalb meiner Familie.“
„Sie haben dich verpetzt?“
„Verpetzt, Jesta, ist wohl kaum die
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