Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)
eben Mombo eine Botschaft zukommen lassen. Er könnte Inoel behilflich sein und uns anschließend das Essen bringen. Nach allem, was er sich heute geleistet hat, ist das nur fair und eine gerechte Strafe.“
Candol zögerte, doch unter dem Drängen der anderen beiden Woggels stimmte er Knubber schließlich zu.
Zu Jestas erstaunen kam Mombo tatsächlich eine halbe Stunde später auf die Lichtung zurück, und in seiner Armbeuge baumelte ein kleiner Korb, der bis zum Rand mit allerlei Speisen und Getränken gefüllt war. Und kaum hatten sich die Woggels über den Korbinhalt hergemacht, da war ihre Wut auf Mombo auch schon verflogen und sie alberten wieder herum wie eh und je.
Mehrere Stunden verbrachten sie noch auf der Lichtung und zerlegten Candols Wagen in seine Einzelteile. Ab und an kramte der Zauberer ein zerfleddertes Pergament unter seinem Gewand hervor, auf dem er und Knubber einen groben Bauplan des Sattels gezeichnet hatten. Jesta versuchte gar nicht erst die Zeichnung zu entschlüsseln, die an einigen Stellen aus unglaublich krakeligen Strichen und Kreisen bestand, die anscheinend der Woggel vorgenommen hatte.
So half er Mombo beim Ablängen der Bretter, oder spannte mit Grumba einige durchnässte Latten in eine seltsame Vorrichtung, die die Latten mit Druck über Nacht in eine halbrunde Form pressen sollten.
Erst als sich langsam die Sonne von der Lichtung verabschiedete, machten sich der Zauberer und Jesta auf den Rückweg zum Baumhaus. Obwohl er heute nicht hatte trainieren müssen, fühlte er sich nicht weniger ausgelaugt wie an den Abenden zuvor. Das Holz hatte sich äußerst widerstandsfähig gegenüber seiner Säge gezeigt, auch wenn der gelegentliche Transport der Bretter durch das geringe Gewicht des Wimmerweidenholzes zügig vonstatten ging. Nun aber schmerzten sein rechter Arm und seine Schulter, geradeso als hätte er stundenlang mit Candol die Klingen gekreuzt.
Nachdem er zusammen mit Inoel und dem Zauberer zu Abend gegessen hatte, wobei es sich Inoel nicht nehmen ließ, den Durandi hin und wieder mit ihrer Gedankenübertragung zu erschrecken, blieben er und Candol im Schein einer flackernden Laterne auf den dicken Wurzeln vor dem Haus sitzen, da der Zauberer noch einmal auf das Gespräch vom Tage zurückkommen wollte.
Und gleich nachdem Inoel sich für die Nachtruhe verabschiedet hatte, sprudelte auch schon die erste Frage aus Jesta heraus. Es war für ihn die wichtigste Frage, und er hatte sie Candol schon einmal gestellt, jedoch von ihm keine zufriedenstellende Antwort erhalten.
„Wovon wird deine Entscheidung, wer von uns beiden hier bleibt, denn nun abhängen?“
Der Zauberer sah ihn mit unergründlicher Miene an, dann räusperte er sich und antwortete: „Du hast in der letzten Zeit viel gelernt und dich mittlerweile zu einem beachtlichen Kämpfer entwickelt, Jesta. Dennoch werde ich dich nicht eher in die Schlacht schicken, bis ich davon überzeugt bin, dass du auch wieder lebendig aus ihr zurückkehren wirst. Ich hatte nicht viel Zeit, dich auf einen Krieg diesen Ausmaßes vorzubereiten, wenn man von so etwas überhaupt sprechen kann.“ Er machte eine kurze Pause und betrachtete seine knochigen Hände. „Doch ebenso wie ich deinen Fortschritt in den letzten Tagen beobachten konnte, so musste ich auch feststellen, dass sich bei mir mehr und mehr das Alter bemerkbar macht. Ich kann einfach nicht mehr die Kraft aufbringen wie früher.“
„Aber es reicht immer noch, um mir Tag für Tag eine Lektion zu erteilen, da wirst du doch mit ein paar Slagramul spielend fertig, meinst du nicht?“
Der Zauberer antwortete nicht. Mit müden Augen blickte er vor sich in die Dunkelheit, die Stirn in tiefe Falten gelegt. „In meinem ganzen Leben habe ich nie den Konflikt gescheut und jeden Kampf bestritten, zu dem man mich herausgefordert hat. Doch nun muss ich mir eingestehen, dass meine Zeit der großen Kämpfe vorbei ist. Ich bin einfach zu alt.“
„Wie alt bist du denn?“, fragte Jesta zögernd. Er hatte nie zuvor darüber nachgedacht und es weder Renyan noch sonst irgendjemanden sagen hören, und eigentlich hatte es auch nie eine Rolle gespielt. Doch Candols ehrliche Schilderung über seiner körperliche Verfassung hatten dieses Interesse nun geweckt.
„Ich bin einundsiebzig Jahre alt“, antwortete Candol und strich sich bedächtig über den Bart.
„Wirklich? Dann bin ich ja nur…Moment…“, Jesta wandte sich von ihm ab und zählte rasch an seinen Fingern nach, „dann bin
Weitere Kostenlose Bücher