Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)
wir hier richtig sind?“
„Ich bin mir absolut sicher! Aber wie ich bereits erwähnt habe, war die Abfolge der Bilder bei meiner Berührung des Amuletts sehr schnell. Um ehrlich zu sein, habe ich mir über den Zustand der Stadt auch keine weiteren Gedanken gemacht, als ich sie gesehen habe. Sei doch froh, dass es hier so ruhig ist. Mir sind diese Ruinen jedenfalls lieber als eine schwer bewachte Festung, in der man uns wahrscheinlich schon längst entdeckt und abgeführt hätte.“
„Wie du meinst, aber weißt du auch, wo genau sich Salagor befindet? Falls er überhaupt hier ist.“
„Er ist hier, Renyan, ich habe es gesehen. Innerhalb dieser Mauern dort oben steht sein Thron.“
„Aber wieso bewacht ihn dann keiner?“, murmelte Renyan und schickte Avakas los, damit er eine Runde über den Ort flog.
Als der Rabe aber ohne Alarm zu schlagen zurückkehrte, kam es ihm plötzlich in den Sinn. „Natürlich!“
„Was ist? Hast du es herausgefunden?“
Renyan nickte. „Salagor ist sich seines Sieges so sicher, dass er seine gesamten Streitkräfte in die Schlacht geschickt hat, bis auf den letzten Mann! Tenyon hat es selbst gesagt, Salagor braucht sich vor nichts zu fürchten – keine Waffe kann ihm schaden, kein Spruch bannen und niemand kann sich mit seiner Grausamkeit messen. Wahrscheinlich wartet er in seinem Versteck auf Tenyons Rückkehr, damit er ihm von Inoels Aufenthaltsort berichtet.“
„Noch wahrscheinlicher ist jedoch, dass er von uns beiden weiß! Dein Bruder hat es ihm bestimmt schon längst mitgeteilt.“
„Sicherlich hat er das“, erwiderte Renyan achselzuckend. „Aber auch ich habe mit Tenyon gesprochen. Und du hättest sein Gesicht sehen sollen, als ich ihm sagte, dass ich von seinem Amulett und seinem Gebieter weiß und auch von dem, was er vorhat. Nein, Cale, Salagor mag zwar von unserer Ankunft auf Namagant wissen, doch er wird denken, dass wir lediglich hinter dem singenden Bogen her sind und nicht nach den drei Splittern von Andulars Träne.“
„Womit wir auch schon wieder beim Grund unseres Besuches angelangt wären.
Also - bereit?“ Er wollte gerade losgehen, als Renyans Stimme ihn zurückhielt.
„Wir…wir müssen noch einmal zurück“, sagte er zögernd und starrte an Cale vorbei ins Leere, als ob ihm gerade in diesem Moment etwas klar geworden wäre.
„Was willst du?“ Cale sah ihn verständnislos an, denn Renyans Worte kamen ihm alles andere als schlüssig vor. Sie waren endlich am Ziel ihrer Reise. Salagor war dort oben, er wusste es! Warum um alles in der Welt wollte Renyan wieder zurück? Selbst wenn sie mit Hilfe des Amulettes springen würden, was konnte so wichtig sein, dass sie diesen Ort jetzt auf der Stelle verlassen mussten?
„Ich werde es dir später erklären“, sagte Renyan ungeduldig und streckte die Hand aus. „Bitte, vertrau mir einfach und gib mir für diesen Sprung das Amulett!“
Cale zögerte. „Ich weiß nicht recht…“
„Bitte, Cale! Gib es mir!“ Der Klang von Renyans Stimme war schärfer geworden, als er ihm auffordernd eine Hand entgegenhielt.
„Und mit dir ist wirklich alles in Ordnung, ja?“
Renyan nickte stumm und hielt seine Hand etwas höher.
„Nun gut, wenn du meinst, dass du es unbedingt tun musst.“ Cale nahm das Amulett ab und legte es langsam in Renyans Handfläche.
„Danke!“, erwiderte er mit sanftem Lächeln und wandte sich an den Raben. „Dass du schön auf meiner Schulter sitzen bleibst, ja?“
Der Rabe krächzte kurz und krallte sich fester in das Leder von Renyans Mantel.
„Gib mir bitte die Hand, Cale.“
Seufzend kam der Junge seiner Aufforderung nach und legte seine Hand in Renyans, der sie sofort umschloss und sich nun auf den Punkt konzentrierte, an den er wollte. Dann wurde es still um ihn herum und sie verschwanden.
Als Cale seine Augen wieder öffnete, fand er sich an einem Ort wieder, den er erst kurz zuvor verlassen hatte.
„Was sollen wir hier?“, rief er und lehnte sich enttäuscht gegen den faustähnlichen Felsen, von dem aus sie nach Nagram gesprungen waren.
„Hast du gesehen, wohin die Slagramul marschiert sind, als wir sie von hier aus beobachtet haben, Cale?“
„Natürlich habe ich sie gesehen“, antwortete er und klang dabei ein wenig eingeschnappt. „Sie sind nach Westen marschiert, zur Küste, dort wo die Schlacht stattfindet, wieso?“
„Folge ihnen!“
„Was?“ Cale glaubte sich verhört zu haben, doch der entschlossene Ausdruck in Renyans Gesicht machte
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