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Andular (Noirils Verrat) (German Edition)

Andular (Noirils Verrat) (German Edition)

Titel: Andular (Noirils Verrat) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Fried
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kam. Als der Händler kurz abstieg, um seine Notdurft zwischen den Büschen zu verrichten, sah Jesta, der sich zufällig in der Nähe befand und unter einer großen Eiche döste, seine Chance und schlich sich still und heimlich an den Wagen des Händlers heran, um nach ein paar wertvollen Dingen zu suchen. Doch zu Jestas Enttäuschung befand sich nichts wirklich Brauchbares im Inneren des Planwagens und so beschloss er, wenigstens den Esel mitzunehmen, der seine Aktivitäten die ganze Zeit stillschweigend hingenommen hatte. Kurz nachdem Jesta aufgesessen war und davon reiten wollte, kam jedoch der Besitzer zurück und traute seinen Augen kaum. Lauthals brüllend kam er auf Jesta zugestürmt, während er sich noch an der Schnalle seines Gürtels zu schaffen machte.
    „Bleib stehen du Mistkerl!“, schrie er Jesta entgegen, der dadurch erschrocken an den Zügeln zerrte, wodurch sich der Esel allerdings nur äußerst langsam in Bewegung setzte.
    „Schneller! Schneller du lahmer Gaul! Schwing die Hufe!“, rief er dem Tier zu. Doch der Esel dachte gar nicht daran sein Tempo zu erhöhen und bewegte sich weiterhin so langsam, dass er Jesta an den Rand der Verzweiflung trieb. Der Händler war jetzt nur noch einige Meter von ihnen entfernt und Jesta sah sein wütendes, rotes Gesicht. Er schien schon recht außer Puste zu sein, doch er war noch nicht am Ende. Er war jetzt so nah, dass Jesta seine Beschimpfungen und sein Gebrüll deutlich hören konnte. Und als Jesta sich erneut nach ihm umsah, blieb der Mann keuchend stehen, beugte sich nach vorne und stützte seine Arme auf die massigen Oberschenkel. Dann sah er Jesta scharf an und grinste.
    „Nevur, stopp!“ rief er dem Esel zu, worauf dieser abrupt stehen blieb.
    „Hey was ist los? Bewegt dich!“ Jesta rutschte verstört auf dem Esel hin und her, aber der bewegte sich kein Stück.
    „Jetzt hab ich dich, du Gauner! Was fällt dir ein, mir meinen treuen Esel zu klauen? Na warte, jetzt wirst du mich kennenlernen. Ich zieh dir das Fell über die Ohren!“
    Der Händler kam langsam, beinahe gemütlich auf den Durandi zu, so als hätte er nun alle Zeit der Welt.
    In seiner Verzweiflung nahm Jesta eine Feder, die er als Schmuck an seinem Ohr trug, und pikte sie in das Hinterteil des Esels, der darauf sogleich laut aufschrie und panisch davon galoppierte. Noch nie hatte man einen Esel so schnell laufen sehen, schon gar nicht mit einem Durandi als Reiter.
    Und seit jenem Tag steht er hinter Jestas Haus, wo er auf einer umzäunten Wiese sogar ein eigenes kleines Ställchen hat und immer genug zu Fressen bekommt. Und solange ihn Jesta nicht als Reittier braucht, führt er dort ein recht angenehmes Leben. Jedenfalls für einen Esel. Zuerst hatte Jesta noch Bedenken auf ihn nach Vaskania zu reiten, weil er befürchtete, dort Nevurs alten Besitzer antreffen zu können. Er konnte ja nicht einmal vorgeben, dass es sich um einen anderen Esel handeln würde, da ja schon ein einziger Befehl der Nevurs Namen beinhaltete, das Gegenteil beweisen würde. Mit der Zeit verdrängte er diesen Gedanken aber immer mehr, und zu seinem Glück traf er den Händler nie wieder. Ab und zu plagte ihn jedoch sein schlechtes Gewissen. Nicht dass er den guten Mann um seinen Esel erleichtert hatte, sondern ob dem Händler wohl etwas zugestoßen war, als er seinen Wagen auf der Straße notgedrungen liegen lassen musste, um weiterzugehen. Und bei der Kondition des Mannes sah es mit weglaufen bei Gefahr ganz schlecht aus.
    „Hey Nev´ komm her, es geht wieder los. Wir reiten nach Vaskania“, rief Jesta, doch der Esel hörte nicht und graste weiterhin auf seiner Wiese.
    „Lieber Nevur, du stolzester aller Esel, würdest du wohl bitte so gütig sein und dich zu mir begeben?“ Jesta sah den Esel entnervt an als dieser sich aufmachte und über die Wiese getrabt kam. Jesta brauchte ihn nicht erst zu satteln, da es auch ohne ganz gut funktionierte und er ohnehin gar keinen Sattel hatte. So machten sie sich auf nach Vaskania zum großen Markt.

    Es war wirklich ein herrlicher Frühlingstag und Vaskania, die große Hauptstadt des Königreichs Vaskaan, schimmerte in seiner ganzen Pracht. Man nannte sie auch die Perlmuttstadt, da ihre Bauten im Sonnenlicht glänzten wie Perlen. Das Wahrzeichen der Stadt waren ihre zwei Perlmutttürme, die auch Klingentürme genannt wurden, da ihre Spitzen, geformt wie Krummsäbel, oben rund aufeinander zuliefen, sodass man den Eindruck hatte, sie würden sich fast

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