Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
verschwenderisch in den Bau ihrer Schiffe und Boote. Meist verzieren sie den Rumpf eines Schiffes mit verschiedenen Schnitzereien von Tierkörpern oder einzelnen Köpfen – allesamt Tiere, die sich in der brahnschen Fauna wieder finden, wie Bären und Wölfe. Natürlich gibt es dort noch weit mehr Tierarten, jedoch würde man wohl kaum jemanden finden, der sein liebevoll gebautes Schiff mit dem Kopf eines Schneehasen oder eines Hirsches verzieren würde.
Namagant
Weit im Osten liegt Namagant, der dunkle Kontinent. Alles auf diesem Kontinent ist dunkel, grau und schwarz. Sogar der Himmel ist düster und nur selten durchbrechen die hellen Strahlen der Sonne die dicke Wolkendecke, die über ganz Namagant liegt. Die Landschaft Namagants ist zum größten Teil felsig, schroff und spitz. Wälder, Pflanzen und blühende Natur sucht man auf Namagant vergebens. Nicht weiter verwunderlich in solch einer tristen Gegend, doch das war nicht immer so.
Früher war Namagant, das tote Land oder der verstoßene Kontinent wie man ihn heute nennt, anders. Was Flora und Fauna betrifft, so kam er am ehesten Vaskaan gleich: ein blühendes Reich mit wunderschönen Landschaften und einer Vielzahl an Vögeln, die den klaren blauen Himmel bevölkerten. Aber das Fantastischste zu jener Zeit waren die immergrünen, riesigen Wälder, die sich über weite Gebiete im Südwesten erstreckten. Das Besondere war jedoch nicht die Gesamtfläche des Waldes, sondern vielmehr die Bäume an sich. Sie ragten durchschnittlich sechzig Meter in den Himmel und ihre Stämme waren dick und stark, mit einem Durchmesser von nicht weniger als zehn Metern. Ihre Borke war so hart und uneben, dass selbst die schärfste Klinge der größten Axt ihr keine Wunde zuzufügen vermochte und jeden Schlag zu einem leichten Kitzeln reduzierte. Aus den dichten Kronen erklang ein andauernder Singsang der Vögel, die ihre Nester in den sonnendurchfluteten Ästen bauten. Doch trotz ihrer enormen Größe und Stärke sind diese Giganten der Erde nun vollständig vom Angesicht Andulars verschwunden.
3
Von der Sichtung des Schattenwalls
Viele Jahre ist es nun schon her, dass ein Handelsschiff von Brahn aus in Richtung des Stroms von Kasgar segelte, jenem Meer, das zwischen Namagant und Tasgalon lag. Laut Reisebericht war es der dritte Tag auf See, als die Mannschaft unter der Führung von Kapitän Gisburt zum ersten Mal die merkwürdigen Geschehnisse beobachteten. Dunkle Wolken lagen über Namagant und als das Schiff sich dem Kontinent näherte, sah die Besatzung am Horizont, dass die Baumriesen vollständig vom Erdboden verschwundenen waren. Dort wo sie einst gestanden hatten, war nun nichts mehr zu erkennen außer einer schwarzen Einöde. Je mehr sich das Schiff der Küste näherte, desto mehr verdunkelte sich der Himmel über ihnen und dunkle Nebelschwaden waberten über das Wasser. Furcht und Panik überkam Gisburt und seine Männer und so drehten sie von ihrem Kurs ab und segelten zurück nach Brahn.
Von da an machte die Nachricht über das Erlebte die Runde von Brahn über Vaskaan bis nach Talint und die Botschafter, Könige und deren höchste Generäle berieten über die neuen Begebenheiten. Eine große Flotte, bestehend aus Soldaten, Gelehrten und Botschaftern aus allen Völkern der westlichen Länder, machte sich auf um die Ereignisse auf Namagant zu erkunden und diese zu klären.
Als die Flotte in demselben Gebiet ankam wo Gisburt zum ersten Mal die merkwürdigen Ereignisse gesehen hatte, erkannten sie, dass sich die dunkle Wolkendecke noch weiter ausgebreitet hatte. Und kurz vor der Küste stießen sie auf etwas, das sich niemand erklären konnte, nicht einmal die ältesten und weisesten Gelehrten. Etwas, dass bei Gisburts Ankunft noch nicht da war:
Ein grünlich leuchtender Vorhang baute sich vor ihnen auf, der soweit in den Himmel ragte, dass sie nicht erkennen konnten, wo dieser anfing, beziehungsweise aufhörte. Dieser Wall schien ganz Namagant zu umringen und kein Schiff der Flotte gelang es, ihn zu durchbrechen. Auch kein Spruch und keine Formel der Magiekundigen konnten ihn beseitigen und so zog die Flotte nach tagelanger Belagerung wieder ab, um die Kunde über den von ihnen genannten Schattenwall in ihre Heimatländer zu bringen.
Doch auch in den letzten Jahren, seit jenem Tag, konnte der Grund für das plötzliche Erscheinen des Schattenwalls nicht geklärt werden und so umringt er noch heute ganz Namagant, das tote Land.
Auf der einen Seite war es
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