Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
den Kopf. „Komm, Jesta“, sagte er lachend, „wir sollten jetzt hineingehen. Crydeol möchte sich noch eine Weile mit Ziron unterhalten - allein!“
Murrend hob Jesta den Eimer wieder auf und drückte ihn Crydeol in die Hand. „Dann holt doch selbst das Wasser für euer Pferd!“, maulte er und schritt hinter Renyan her zum Haus zurück.
Verdutzt sah der General zu Ziron herüber, der daraufhin das Gesicht verzog als wollte er den Durandi für nicht ganz gescheit erklären. Doch gleich darauf wurden seine Züge wieder ernst. „Ihr wolltet mit mir sprechen?“
„Ja, das wollte ich. Aber bitte - nennt mich Crydeol“, sagte er, und versuchte das leichte Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken.
„Dann lasst uns ein Stück gemeinsam gehen - Crydeol“, erwiderte der Wolf und schritt gemächlich den Brunnenpfad entlang.
Crydeols Augen hafteten nun auf dem Horn des Wolfes, das schwach in der Dunkelheit glühte. Als der Wolf die steinernen Stufen erreicht hatte, machte er einen Satz und ließ sich auf seinen Hinterpfoten vor einer der Steinbänke nieder.
Crydeol setzte sich ebenfalls und versuchte seine Worte in die richtige Reihenfolge zu bringen.
„Nun“, begann er leise, „Candol und Renyan haben mir bereits berichtet, was ihr für mich getan habt und dafür möchte ich euch meinen tiefsten Dank aussprechen! Ich würde euch gern mehr als nur diese Worte geben, um meine Dankbarkeit zu verdeutlichen, nur weiß ich leider nicht, was man einem Wolf geben könnte. Wenn ihr also bereits eine Vorstellung habt, wäre ich euch sehr dankbar und werde mir Mühe geben sie zu erfüllen.“
„Dann wünsche ich, dass ihr mir jetzt sehr gut zuhört, Crydeol!“ Die Stimme des Wolfes klang tief und eindringlich, sodass Crydeol sogleich ein Stück zurückwich.
„Das Renyan nach Asmadar aufgebrochen ist, um mich zu euch zu holen wisst ihr, aber wisst ihr auch, dass er sein Leben für das eure geben wollte?“
Crydeols Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Wie meint ihr das?“
„Renyan hat es euch sicher nicht gesagt, und das zeugt nur von seinem Stolz und seiner Ehrenhaftigkeit, aber ich habe ihm seine Bitte, ihn hierher zu begleiten, nicht gleich erfüllt.“
Und dann berichtete er Crydeol von seiner Prüfung, die er Renyan auferlegt hatte, und auch von ihrem Kampf verschwieg er keine Einzelheit, sodass der General nach und nach immer reumütiger wurde.
Er hatte Renyan mit dem Tode gedroht, und nun musste er hören, dass sich derselbe Mann – sein alter Freund – für ihn bis zum Letzten aufgeopfert hatte, um sein Leben zu retten. Crydeol fühlte sich schlecht. Die Scham stieg in ihm auf, und am liebsten wäre er im Boden versunken. Als der Wolf schließlich zu Ende gesprochen hatte, sah Crydeol ihn mit klarem Blick an und sagte: „Ich danke euch, dass ihr mir das alles erzählt habt. Ihr habt mir die Augen geöffnet. Und nun da ich die ganze Wahrheit kenne, fühle ich mich schlecht, und sicher sollte dem auch so sein. Ich habe die Freundschaft die einst zwischen mir und Renyan bestand angezweifelt, ja sie sogar als Fassade erklärt, da ich davon überzeugt war, dass er mich nur benutzen wollte, so sehr vernebelte ich meine Gedanken mit Trauer und Wut.“
„Dann freut es mich dem ein Ende gemacht zu haben, Crydeol. Renyan die Freundschaft zu entsagen wäre der größte Fehler, den ihr begehen könntet. Ihr könnt ihm vertrauen und ebenso dem, was er sagt. Also helft ihm denjenigen zu finden, der sowohl ihn als auch euch und euer ganzes Königreich hintergangen hat, und steht ihm zur Seite. Ihr beiden braucht euch vielleicht mehr als ihr ahnt!“
An diesem Abend saßen sie noch lange Zeit an Candols Tisch zusammen und unterhielten sich darüber, wie der Weg eines jeden Einzelnen weiter verlaufen würde. Alle waren sich darüber einig, dass für keinen von ihnen die Reise bereits vorbei war.
„Dann ist es also beschlossene Sache“, sagte Candol und sah zu Renyan hinüber. „Du wirst Ziron zurück nach Asmadar geleiten, und sobald du wieder zurück bist, werden wir nach Pan Hallas aufbrechen, dem Hafen Panjans. Dort werden wir ein Schiff anheuern, das uns nach Antis bringt.“
„Dann werde ich euch zur Schneestadt begleiten, Candol“, warf Crydeol ein. „Mein Bruder dient zur Zeit in Antis und ich habe ihn lange nicht mehr gesehen. Zudem können Renyan und ich dort erste Untersuchungen über Tenyon anstellen, vorausgesetzt, du stimmst mir zu Renyan.“
Renyan nickte dankend und wandte
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