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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Felssäule inmitten der Höhle.
    Charlie riss ein Streichholz an und spähte in die tanzende Dunkelheit. »Sieht so aus, als waren die schwarzen Jungs als Erste hier«, sagte er leise, als der matte Lichtschein auf alte Malereien an der Höhlenwand fiel. »Wie groß, schätzt du, ist sie wohl?«
    Joe zuckte die Achseln und begann Satan abzureiben. Das mächtige Tier zitterte und bekam Schweißausbrüche, als das Rauschen des nahenden Sturms durch die Höhle hallte. »Groß genug, um uns Schutz zu bieten, aber wir sollten die Pferde lieber im Auge behalten. Sie könnten den ganzen Laden zum Einsturz bringen, wenn sie zu heftig an dem Pfeiler zerren.«
    Charlie drehte eine Zigarette. »Die kommen schon klar«,sagte er in seiner nüchternen Art. »Wildpferde sind an Stürme gewöhnt.«
    »Draußen im Freien vielleicht«, antwortete Joe. »Schätze, es wird ihnen aber nicht gefallen, hier eingesperrt zu sein.« Er zog den Tieren die Satteldecken über die Augen, tätschelte sie beruhigend, überprüfte die Fußfesseln und ging dann zu Charlie, der im Höhleneingang stand.
    Sie setzten sich hin, rauchten gemeinsam die Zigarette und beobachteten, wie Blitze zur Erde zuckten. »Irgendein armes Schwein kriegt’s da drüben richtig ab«, sagte Joe und beobachtete den Staubvorhang, der im Süden über die Ebene wirbelte. »Verdammt, da fliegen ganze Bäume durch die Gegend. Würde ich nicht gern reingeraten.«
    Charlie rauchte den Rest der Zigarette. »Tja, wir können von Glück sagen, dass wir dieses Plätzchen gefunden haben.« Grinsend schnippte er den Stummel hinaus und sah zu, wie er fortgeweht wurde. »Aber da reinzugeraten, dagegen hätte ich nichts. Kannst du dir vorstellen, wie das rauscht? Muss beinahe wie fliegen sein.«
    Joe zog eine dunkle Braue hoch. »Ja, genau«, sagte er gedehnt, und seine Stimme troff von Sarkasmus. »Du hast manchmal verdammt blöde Einfälle, Charlie. Musst ja verrückt sein, wenn du glaubst, so was könnte Spaß machen.« Er betrachtete das Profil seines Bruders, die glänzenden Augen, dessen Verzückung. Es war nicht zu leugnen: Charlie hatte sein Glück immer auf die Probe gestellt. Er kannte anscheinend überhaupt keine Angst, hatte keinen echten Sinn für Gefahr. Genau genommen, dachte Joe grinsend, ist Vernunft ein Fremdwort für ihn.
    Der Wind heulte wie ein Dämon durch die Tunnel der Höhle und ließ die gehobbelten Pferde nervös tänzeln. Satan verdrehte die Augen, dass man das Weiße sah, und legte die Ohren flach an den Kopf; er schnaubte mit geblähten Nüstern und scharrte mit den Hufen. Joe ging hinüber, um ihn und die anderen zuberuhigen; er strich ihnen mit den Händen sanft über den bebenden Widerrist. Auch wenn es Wildpferde waren, die Tiere hatten Angst, und er wusste, bei der kleinsten Gelegenheit wären sie auf und davon.
    Der Wind nahm zu; kreischend fuhr er durch die Canyons und trieb Steine, Bäume und Gras vor sich her, während Staubfahnen wie tanzende Derwische über die Erde wirbelten und sich in einer beißenden, blendend roten Wolke herabsenkten, um das spärliche Licht vollends zu verdunkeln und jeden Spalt zu füllen. Joe ließ sich von Charlies Aufregung anstecken. Zusammen standen sie im Höhleneingang, die Arme zum brodelnden Himmel gestreckt – fast, als wollten sie den Sturm herausfordern, zu kommen und sie zu holen.
    »Siehst du?«, brüllte Charlie, als sein Hut nach hinten flog und sein blondes Haar das Gesicht peitschte. »Hab dir gesagt, es ist ein Kracher!«
    Joe wollte eben zustimmen, als der Sturm unvermittelt die Richtung wechselte und ihn beinahe umgeworfen und auf den Grund des Canyons geschleudert hätte. Er packte Charlie am Hemd und zog ihn in die Höhle. »Verdammt, das war knapp. Halt dich lieber zurück, bevor es dich wegbläst.«
    Charlies blaue Augen leuchteten vor Aufregung. »Und wenn schon«, schrie er, riss sich los und lief zurück zum Höhleneingang. »Ich hab noch nie den Wind geritten!«
    Joe packte Charlie beim Arm und riss ihn vom Rand zurück. »Sei kein verdammter Narr!«, rief er. Er zerrte ihn in den Windschatten eines Felsens und kauerte sich neben ihn.
    Charlie stieß ihn mit dem Ellenbogen von sich. »Du verstehst keinen Spaß mehr«, maulte er. »Ist doch nur ein Sturm.«
    Joe machte sich nicht die Mühe zu antworten. Charlie würde auf vernünftige Argumente nicht hören – nicht, wenn er so war wie jetzt.
    Der Sturm rüttelte an den Außenwänden ihres Verstecks,raste mit wütendem Geheul gegen sie an und

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