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Ange Pitou, Band 1

Titel: Ange Pitou, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Gewalten giebt es in Frankreich?
    Ei! je nachdem Sie das verstehen, mein lieber Herr, antwortete von Flesselles.Sagen Sie, wie Sie es selbst verstehen.
    Wenn Sie Herrn Bailly fragen, so wird er Ihnen sagen, es gebe nur eine, die Nationalversammlung; wenn Sie Herrn von Dreux-Breze fragen, so wird er Ihnen antworten, es gebe nur eine, den König.
    Und Sie, Herr Stadtvogt, welche ist unter diesen zwei Meinungen die Ihrige?
    Meine Meinung ist auch, daß es in diesem Augenblicke nur eine giebt.
    Die Nationalversammlung oder der König? fragte Billot.
    Weder die eine, noch der andere; die Nation, erwiderte Herr von Flesselles, seine Hemdkrause zerknitternd.
    Ah! ah! die Nation! rief der Pächter.
    Ja, nämlich diese Herren, welche unten auf dem Platze mit Messern und Spießen warten; die Nation, das heißt für mich jedermann.
    Sie können wohl recht haben, Herr von Flesselles, sprach Billot, und nicht mit Unrecht hat man mir gesagt, Sie seien ein Mann von Geist.
    Herr von Flesselles verbeugte sich.
    An welche von diesen drei Gewalten gedenken Sie zu appellieren, mein Herr? fragte Flesselles.
    Bei meiner Treue, erwiderte Billot, ich glaube, das einfachste, wenn man etwas Wichtiges zu verlangen hat, ist, daß man sich an den guten Gott wendet, und nicht an seine Heiligen.
    Damit wollen Sie sagen, daß Sie sich an den König wenden wollen?
    Ich habe große Lust.
    Wäre es unbescheiden, zu fragen, was Sie von dem König zu verlangen gedenken?
    Die Freiheit des Doktors Gilbert, der in der Bastille ist.
    Des Doktors Gilbert? fragte Flesselles hochmütig; ist das nicht ein Broschürenmacher?
    Sagen Sie ein Philosoph, mein Herr.
    Das ist ganz das Gleiche, mein lieber Herr. Ich glaube,daß Sie wenig Aussichten haben, so was vom König zu erlangen.
    Und warum?
    Einmal, weil der König, wenn er den Doktor Gilbert in die Bastille stecken ließ, seine Gründe hiefür haben mußte.
    Gut! er wird seine Gründe angeben, und ich werde ihm die meinigen mitteilen.
    Mein lieber Herr Billot, der König ist sehr beschäftigt und wird Sie nicht einmal empfangen.
    Oh! wenn er mich nicht empfängt, so werde ich wohl Mittel finden, ohne seine Erlaubnis hineinzukommen.
    Sind Sie einmal innen, so werden Sie Herrn von Dreux-Breze treffen, der Sie vor die Thüre werfen läßt.
    Der mich vor die Thür werfen läßt?
    Ja, er hat dies mit der Nationalversammlung in Masse thun wollen; allerdings ist es ihm nicht gelungen; doch das ist ein Grund mehr, daß er wütet und seine Wut an Ihnen ausläßt.
    Gut, dann wende ich mich an die Nationalversammlung.
    Der Weg nach Versailles ist abgeschnitten.
    Ich werde mit meinen dreitausend Mann gehen.
    Nehmen Sie sich in acht, mein lieber Herr. Sie finden auf der Straße vier- bis fünftausend Schweizer und zwei- bis dreitausend Österreicher, die nur einen Mund voll aus Ihnen und Ihren dreitausend Leuten machen, und in einem Augenblick sind Sie verschlungen.
    Ah! Teufel, was soll ich denn machen!
    Machen Sie, was Sie wollen; thun Sie mir aber den Gefallen, Ihre dreitausend Mann wegzuführen, die mit ihren Hellebarden auf das Pflaster stoßen und rauchen. Es sind siebzig bis achtzig Zentner Pulver in unseren Kellern, und ein Funke kann uns in die Luft sprengen.
    Wenn es so ist, so werde ich mich weder an den König, noch an die Nationalversammlung, sondern an die Nation wenden, und wir nehmen die Bastille.
    Womit?Mit den achtzig Zentnern Pulver, die Sie mir geben werden, Herr Stadtvogt.
    Ah! wahrhaftig? sagte Flesseles mit spöttischem Tone.
    Es ist so, mein Herr. Die Schlüssel zu den Gewölben, wenn ich bitten darf.
    Wie! scherzen Sie? sagte der Stadtvogt.
    Nein, mein Herr, ich scherze nicht, sprach Billot.
    Und er packte Flesselles mit beiden Händen an seinem Rockkragen und fügte bei: Die Schlüssel, oder ich rufe meine Leute.
    Flesselles wurde bleich wie der Tod. Seine Lippen und seine Zähne preßten sich krampfhaft zusammen; doch ohne daß die Stimme die geringste Veränderung erlitt, ohne daß er einen Augenblick von dem spöttischen Ton abließ, den er angenommen hatte, erwiderte er:
    Mein Herr, Sie leisten mir im ganzen einen Dienst, wenn Sie mich von diesem Pulver befreien. Ich werde Ihnen also die Schlüssel nach Ihrem Wunsche zustellen lassen. Nur vergessen Sie nicht, daß ich Ihre erste Obrigkeit bin, und daß Sie, wenn Sie das Unglück hätten, mir vor der Welt das zu thun, was Sie mir unter vier Augen gethan haben, eine Stunde nachher von den Wachen der Stadt gehängt wären. Sie beharren also dabei,

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