Ange Pitou, Band 1
die ihn noch besser machen soll.
Und er näherte sich Herrn von Flesselles, der, die Faust auf den Tisch gestützt, stehen geblieben war und mit einer hochmütigen Miene sowohl die zwei Männer als einen dritten halbnackten betrachtete, der, auf einen Musketon gelehnt, bei der Thüre erschien.
Dieser dritte war Pitou; er war seinem Herrn gefolgt und hielt sich bereit, den Befehlen des Pächters zu gehorchen, welche es auch sein möchten.
Mein Herr, sagte Marat zu Fesselles, die Nachschrift, die Sie beifügen werden und die den Einlaßschein besser machen soll, ist folgende:
Da der Bürger Billot den Charakter eines Parlamentärs hat, so anvertraue ich sein Leben Ihrer Ehre.
Flesselles schaute Marat wie ein Mensch an, der mehr Lust hatte, dieses platte Gesicht mit einem Faustschlag zu zermalmen, als zu thun, was es forderte.
Sollten Sie zögern, mein Herr? fragte Marat.
Nein, erwiderte Fesselles; denn im ganzen verlangen Sie nur etwas Gerechtes vor mir.
Und er schrieb die verlangte Nachschrift.
Doch, meine Herren, sagte er, merken Sie wohl: ich stehe nicht für die Sicherheit des Herrn Billot.
Und ich, ich stehe dafür, sprach Marat, indem er ihm das Papier aus den Händen zog, denn Ihre Freiheit ist da, um für die seinige zu haften, Ihr Kopf, um für seinen Kopf zu haften. Braver Villot, hier haben Sie Ihren Einlaßschein.
Labrie! rief Herr von Flesselles, Labrie!
Ein Lakai in großer Livree trat ein.
Meinen Wagen! sprach er.
Er erwartet den Herrn Stadtvogt im Hofe.
Gehen wir hinab! sagte der Stadtvogt. Sie wünschen nichts anderes, meine Herren?
Nein! antworteten gleichzeitig Billot und Marat.
Soll ich ihn durchlassen? fragte Pitou.
Mein Freund, sprach Flesselles, ich muß Ihnen bemerken, daß Sie ein wenig zu unanständig gekleidet sind, um die Wache vor der Thüre meines Zimmers zu beziehen. Wenn Sie durchaus hier bleiben wollen, so drehen Sie wenigstens Ihre Patrontasche nach vorne und lehnen Sie das Hinterteil an die Wand an.
Soll ich ihn durchlassen? wiederholte Pitou, indem er Herrn von Flesselles mit einer Miene anschaute, die besagte, er finde nur wenig Geschmack an dem Scherz, dessen Gegenstand er gewesen.
Ja, antwortete Billot.
Pitou trat auf die Seite.
Sie haben vielleicht unrecht gehabt, diesen Mann gehen zu lassen, sprach Marat; das war ein vortrefflicher Geisel zum behalten; doch in jedem Fall, wo immer er auch sein mag, seien Sie unbesorgt, ich werde ihn wiederfinden.
Labrie! sagte der Stadtvogt, während er in seinen Wagen stieg, man wird sogleich hier Pulver austeilen. Sollte das Stadthaus in die Luft springen, so möchte ich nicht gern Spritzer bekommen. Aus dem Bereiche, Labrie, aus dem Bereiche!
Der Wagen rollte unter das Gewölbe und erschien auf dem Platz, wo vier- bis fünftausend Menschen murrten und tobten,Flesselles befürchtete, man würde seinen Abgang, der ebenso wohl auch eine Flucht sein konnte, übel deuten. Er legte sich mit dem halben Leib über den Wagenschlag hinaus und rief dem Kutscher zu:
Zur Nationalversammlung!
Was ihm von seiten der Menge eine kolossale Salve von Beifallsgeschrei eintrug.
Marat und Billot waren auf dem Balkon und hatten die letzten Worte non Flesselles gehört.
Meinen Kopf gegen den seinigen, er geht nicht in die Nationalversammlung, sondern zum König, sagte Marat.
Soll ich ihn verhaften lassen? fragte Billot.
Nein, erwiderte Marat mit seinem häßlichen Lächeln. Seien Sie unbesorgt, so schnell er auch gehen mag, wir werden noch schneller gehen, als er. Nun zum Pulver!
Ja, zum Pulver! sagte Billot.
Hierauf gingen beide, gefolgt von Pitou, hinab.
Herr de Launay, Gouverneur der Bastille.
Es waren, wie Herr von Flesselles gesagt hatte, achtzig Zentner Pulver in den Gewölben des Stadthauses.
Marat und Billot traten in das erste Gewölbe mit einer Laterne ein, die sie an der Decke aufhingen.
Pitou bezog die Wache vor der Thüre. Das Pulver war in Fäßchen, von denen jedes ungefähr fünfundzwanzig Pfund enthielt. Man stellte Leute auf der Treppe auf. Diese Leute bildeten eine Kette, und man begann den Transport der Fäßchen.
Es fand einen Augenblick eine Verwirrung statt. Man wußte nicht, ob Pulver für alles Volk da war, und jeder stürzte hinzu, um seinen Teil zu nehmen. Den von Billot ernannten Chefs gelang es jedoch, sich Gehör zu verschaffen, und die Verteilung nahm ihren Fortgang mit einer gewissen Ordnung.
Jeder Bürger bekam ein halbes Pfund Pulver, ungefähr also hinreichend für dreißig bis vierzig
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