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Ange Pitou, Band 1

Titel: Ange Pitou, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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sagte Pitou, das ist eine Dreieinigkeit, die ich sicherlich im Paradies nicht wiederfinde.
    Dann wandte er sich an Billot:
    Ah! Papa Billot, nicht wahr, Klugheit?
    Pitou, sprach der Pächter mit seiner Beredsamkeit, worüber man oft staunen mußte, sie bei dieser bäuerischen Natur zu finden, vergiß eines nicht: daß das klügste, was es in Frankreich giebt, der Mut ist.
    Und er durchschritt die erste Linie der Schildwachen, während Pitou wieder nach dem Platze hinaufstieg.
    Bei der Zugbrücke mußte man abermals parlamentieren.Billot zeigte seinen Einlaßschein; die Zugbrücke wurde niedergelassen; das Gitter öffnete sich.
    Hinter dem Gitter war der Gouverneur.
    Dieser innere Raum, in dem der Gouverneur Billot erwartete, war der Hof, der den Gefangenen zum Spaziergang diente. Er wurde von seinen acht Türmen, das heißt, von acht Riesen bewacht. Kein Fenster ging darauf. Nie drang die Sonne bis zu seinem feuchten, beinahe schlammigen Pflaster; man hätte glauben sollen, es sei der Boden eines tiefen Brunnens.
    Eine Uhr, Gefangene in Ketten darstellend, von denen sie getragen ward, maß in diesem Hofe die Stunde und ließ das langsame, abgemessene Geräusch ihrer Minuten fallen, wie ein Kerker den Wassertropfen, der durch seine Decken sickert, auf die Platten fallen läßt, die er zerfrißt.
    Von der Tiefe des Brunnens aus, gleichsam in einem steinernen Abgrund verloren, betrachtete der Gefangene einen Augenblick die unerbittliche Nacktheit der Steine und verlangte bald, in sein Gefängnis zurückzukehren.
    Hinter dem Gitter, das in diesen Hof führte, stand, wie, gesagt, Herr de Launay.
    Herr de Launay war ein Mann von fünfundvierzig bis fünfzig Jahren. Er trug an diesem Tag einen flachsblütfarbenen Rock, das rote Band vom Kreuze des heiligen Ludwig, und hielt in der Hand einen Degenstock.
    Es war ein schlimmer Mann, dieser de Launay. Die Denkwürdigkeiten von Lingues haben ihn mit einer traurigen Berühmtheit beleuchtet; er war beinahe ebenso verhaßt, als das Gefängnis.
    Die de Launay, wie die Chateauneuf, die Lavailliere und die Saint-Florentin, welche das Amt der Verhaftbriefe vom Vater auf den Sohn vererbten, übertrugen in der That vom Vater auf den Sohn auch die Bastille.
    Denn bekanntlich war es nicht der Kriegsminister, der die Beamten des Gefängnisses ernannte. In der Bastille wurden alle Plätze gekauft, von dem des Gouverneurs bis zu dem desKüchenjungen herab. Der Gouverneur der Bastille war ein Hausmeister im großen, ein Garkoch mit Epauletten, der seinen 60.000 Franken Gehalt noch 60.000 Franken Raub und Erpressungen beifügte.
    Man mußte doch wieder zum Kapital und den Interessen des ausgelegten Geldes kommen.
    Herr de Launan hatte im Punkte des Geizes alle seine Vorgänger übertroffen. Vielleicht hatte er den Platz teurer bezahlt und sah vorher, er würde ihn weniger lang behalten.
    Er unterhielt sein eigenes Hauswesen auf Kosten der Gefangenen, hatte die Heizung beschränkt und den Preis von jedem Stück ihres Mobiliars verdoppelt.
    Er war berechtigt, hundert Stückfaß Wein octroifrei in Paris einzuführen. Dieses Recht verkaufte er an einen Schenkwirt, der auf diese Art vortreffliche Weine einführte. Dann kaufte er mit dem zehnten Teil dieses Geldes den Essig, den er seine Gefangenen trinken ließ.
    Ein einziger Trost war bis jetzt den in der Bastille eingeschlossenen Unglücklichen noch geblieben: das war ein auf einer Bastei angelegtes Gärtchen. Hier gingen sie spazieren; hier fanden sie auf einen Augenblick die Luft, die Blumen, das Licht, die Natur.
    Auch dieses Gärtchen hatte er nun an einen Gärtner verpachtet, und so für fünfzig Livres jährlich, die er davon einnahm, den Gefangenen diesen letzten Genuß geraubt.
    Allerdings gab es für die reichen Gefangenen außerordentliche Gefälligkeiten: er führte den einen von ihnen zu seiner Geliebten, die bei den Meubles beteiligt war und solcherweise unterhalten wurde, ohne daß sie ihn, den Herrn de Launay selbst, etwas kostete.
    Man lese die entschleierte Bastille, und man wird diese Thatsache und noch viele andere finden.
    Dabei war dieser Mann mutig.
    Seit dem vorhergehenden Tage tobte der Sturm um ihn her. Seit dem vorhergehenden Tage fühlte er die Woge des Aufruhrs, immer hoher steigend, an den Fuß seiner Mauern schlagen.Er erschien zwar bleich, aber ruhig.
    Allerdings hatte er hinter sich vier Kanonen bereit, Feuer zu geben; um sich eine Garnison von Schweizern und Invaliden, vor sich nur einen entwaffneten Mann; denn

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