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Ange Pitou, Band 1

Titel: Ange Pitou, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Brüder diejenigen, welche schreien: Nieder mit der Bastille! Tod ihrem Gouverneur! Das sind vielleicht Ihre Brüder, mein Herr, aber sicherlich sind es nicht die meinigen.
    Im Namen der Menschheit also.
    Im Namen der Menschheit! die euch antreibt, zu Hunderttausend hundert in diesen Mauern eingeschlossene unglückliche Soldaten zu erwürgen.
    Eben dadurch, daß Sie dem Volke die Bastille übergeben, retten Sie ihnen das Leben.
    Und ich verliere meine Ehre.
    Billot schwieg, diese Logik des Soldaten vernichtete ihn; doch er wandte sich noch einmal an die Schweizer und an die Invaliden und rief: Ergebt euch, meine Freunde, es ist noch Zeit. In zehn Minuten wird es zu spät sein.
    Wenn Sie nicht auf der Stelle von hier weggehen, mein Herr, rief de Launay, so lasse ich Sie niederschießen, so wahr ich ein Edelmann bin.
    Billot blieb einen Augenblick stehen, kreuzte seine Arme herausfordernd, traf mit seinem Blick zum letzten Mal auf den von Launay und entfernte sich.

Die Bastille.
    Die Menge wartete, durch die glühende Julisonne verbrannt, bebend, berauscht. Die Leute von Gonchon hatten ihre Verbindung mit denen von Marat bewerkstelligt. Der Faubourg Saint-Antoine erkannte und grüßte seinen Bruder, den Faubourg Saint-Martin.
    Gonchon stand an der Spitze seiner Patrioten. Marat war verschwunden.
    Der Platz bot einen erschrecklichen Anblick.
    Als man Billot gewahrte, verdoppelte sich das Geschrei.
    Nun? fragte Gonchon, indem er auf ihn zuging.
    Dieser Mann ist brav, erwiderte Billot.
    Was wollen Sie damit sagen?
    Ich will sagen, daß er fest beharrt.
    Er will die Bastille nicht übergeben?
    Nein.
    Er beharrt dabei, daß er die Belagerung aushalten will?Ja.
    Und Sie glauben, er werde sie lange aushalten?
    Bis zum Tod.
    Es sei; er wird den Tod haben.
    Doch wie viel Menschen werden wir töten lassen? sagte Billot, der wohl bezweifelte, daß ihm Gott das Recht gegeben, das sich die Generale, die Könige und die Kaiser anmaßen als Herren, die Blut zu vergießen privilegiert sind.
    Bah! versetzte Gonchon, es sind zu viele Menschen vorhanden, da es nicht Brot genug für die Hälfte der Bevölkerung giebt. Nicht wahr, meine Freunde? fuhr Gonchon, sich an die Menge wendend, fort.
    Ja! ja! rief die Menge mit einer erhabenen Selbstverleugnung.
    Aber der Graben? fragte Billot.
    Er braucht nur an einer einzigen Stelle ausgefüllt zu werden, antwortete Gonchon, und ich habe berechnet, das man mit der Hälfte unserer Leiber den Graben ganz ausfüllen würde; nicht wahr, meine Freunde?
    Ja! ja! wiederholte die Menge mit nicht weniger Begeisterung, als das erste Mal.
    Wohl! es sei, sprach Billot überwunden.
    In diesem Augenblick erschien de Launay auf einer Terrasse, gefolgt vom Major von Losme und einigen Offizieren.
    Mach' den Anfang! rief Gonchon dem Gouverneur zu.
    Dieser drehte den Rücken, ohne zu antworten.
    Gonchon, der vielleicht die Drohung ertragen hätte, ertrug die Verachtung nicht; er legte rasch seine Büchse an seine Schulter, und im Gefolge des Gouverneurs siel ein Mann.
    Hunderttausend Flintenschüsse gingen zugleich los, als ob sie nur auf dieses Signal gewartet hätten, und besprenkelten mit weißen Stellen die grauen Türme der Bastille.
    Ein Stillschweigen von einigen Sekunden folgte auf diese Salve, als wäre die Menge über das, was sie gethan, selbst erschrocken.
    Dann bekränzte ein Flammenstrahl, der sich in einerRauchwolke verlor, den Kamm eines Turmes; Schmerzensschreie machten sich in der gedrängten Menge hörbar; der erste Kanonenschuß war von der Bastille gefeuert worden; das erste Blut war vergossen; die Schlacht hatte sich entsponnen.
    Was diese, einen Augenblick zuvor noch so drohende Menge empfand, glich dem Schrecken. Die Bastille, die sich durch diese einzige Handlung zur Wehr stellte, erschien in ihrer furchtbaren Unüberwindlichkeit. Das Volk hatte ohne Zweifel gehofft, in dieser Zeit der Einräumungen, die man ihm machte, werde auch diese ohne Blutvergießen in Erfüllung gehen.
    Das Volk täuschte sich. Der auf dasselbe abgefeuerte Kanonenschuß gab ihm das Maß von dem Titanenwerk, das es unternommen hatte.
    Dem Kanonenschuß folgte unmittelbar von der Plattform der Bastille herab ein wohlgerichtetes Musketenfeuer.
    Dann entstand ein neues Stillschweigen, unterbrochen durch einige Schreie, durch einiges Stöhnen, durch einige da und dort ausgestoßene Klagen.
    Da konnte man ein gewaltiges Neben in dieser Menge sehen: das Volk hob seine Toten und seine Verwundeten auf.
    Doch das Volk dachte

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