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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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und dieser Scene beigewohnt hatten, sondern auch von Gleichgiltigen, die in einer Entfernung von fünfhundert Schritten vorübergingen, gehört werden konnte:
    Ich nehme diese braven Leute zu Zeugen, daß ich zu Fuß von Paris ankomme, nachdem ich die Bastille erstürmt; daß ich müde war; daß ich Hunger hatte; daß ich mich setzte; daß ich bei meiner Verwandten gegessen, und daß man mir so hart meine Nahrung vorgeworfen und mich so unbarmherzig fortgejagt hat, daß ich zu gehen genötigt bin.
    Pitou legte so viel Pathos in diese Rede, daß die Nachbarn gegen die Alte zu murren anfingen.«
    Ein armer Reisender, der neun Meilen zu Fuß zurückgelegt hat, fuhr Pitou fort, ein redlicher Junge, mit dem Vertrauen von Herrn Billot und Herrn Gilbert beehrt, der Sebastian Gilbert zum Abbé Fortier zurückgebracht hat; ein Sieger der Bastille, ein Freund von Herrn Bailly und vom General Lafayette. Ich nehme euch zu Zeugen, daß man mich weggejagt.
    Das Gemurre nahm zu.
    Und, fuhr er fort, da ich kein Bettler bin, da ich, wenn man mir mein Brot vorwirft, es bezahle, so ist hier ein kleiner Thaler, den ich als Bezahlung von dem, was ich bei meiner Tante gegessen, niederlege.
    So sprechend, zog Pitou stolz einen Thaler aus der Tasche und warf ihn auf den Tisch, von wo er vor aller Augen in die Schüssel zurücksprang und halb in den Reis eindrang.
    Dieser letzte Zug gab der Alten den Rest, sie neigte das Haupt unter der allgemeinen Verdammung, die sich durch ein langes Gemurre zu erkennen gab. Zwanzig Arme streckten sich gegen Pitou zum Willkomm aus. Dieser verließ die Hütte, schüttelte auf der Schwelle den Staub von seinen Schuhen und verschwand, geleitet von einer Menge Leute, die ihm Tisch und Bett anboten, glücklich, einen Sieger der Bastille, einen Freund von Herrn Bailly und vom General Lafayette zu beherbergen.
    Die Tante raffte den Thaler auf, trocknete ihn und legteihn in die Lade, wo er in Gesellschaft von mehreren andern auf seine Verwandlung in einen alten Louisd'or warten mußte. Doch indem sie diesen, ihr auf eine so sonderbare Art zugekommenen Thaler aufbewahrte, seufzte sie und bedachte, daß Pitou vielleicht das Recht hatte, alles zu essen, da er so gut bezahlte.

Pitou als Revolutionär.
    Pitou wollte, nachdem er den ersten Pflichten des Gehorsams entsprochen hatte, die ersten Bedürfnisse seines Herzens befriedigen.
    Um das Gehorchen ist es eine sehr angenehme Sache, wenn just der Befehl des Herrn für denjenigen, welcher gehorcht, alle geheimen Wünsche erfüllt.
    Er schlug also einen kräftigen Schritt an, folgte dem Gäßchen, das von Pleux nach der Straße von Lonnet führt und warf sich dann querfeldein, um schneller zu dem Pachthofe von Pisseleux zu gelangen.
    Doch bald wurde sein Lauf ruhiger; jeder Schritt rief eine Erinnerung in ihm zurück.
    Wenn man in den Ort zurückkehrt, wo man geboren ist, geht man auf dem Pfad seiner Jugend. Auf jedem Schritte findet man im Schlage seines Herzens eine Erinnerung.
    Den ganzen Weg entlang versammelte Pitou die Vergangenheit um sich, und kam mit einer Seele voll von Erinnerungen nach dem Pachthofe der Mutter Billot.
    Als er hundert Schritte vor sich den langen Kamm der Dächer erblickte, als er die alten Ulmen sah, als er den entfernten Lärm des Viehs, der Hunde, der Wagen horte, richtete er seinen Helm auf seinem Kopfe zurecht, befestigte den Dragonersäbel an seiner Seite und suchte sich eine mutige Haltung zu geben, wie es sich für einen Verliebten und einen Militär geziemt.
    Niemand erkannte ihn anfangs.
    Ein Knecht ließ die Pferde an dem Teiche trinken.
    Er hörte Geräusch, wandte sich um und erblickte durchden zerzausten Kopf einer Weide Pitou, oder vielmehr einen Helm und einen Säbel.
    Der Knecht war ganz erstaunt, als Pitou an ihm vorüberkam und rief:
    He! Barnaut! guten Morgen, Barnaut!
    Pitou ging lächelnd weiter.
    Doch der Knecht war nicht beruhigt; Pitous wohlwollendes Lächeln war unter seinem Helme begraben geblieben.
    Zugleich erblickte die Mutter Billot durch das Fenster des Speisezimmers den Militär. Sie stand auf.
    Damals lebte man auf dem Lande in Besorgnis; es verbreiteten sich erschreckliche Gerüchte; man sprach von Räubern, welche die Wälder umhieben und die Ernten noch grün abschnitten.
    Was bedeutete die Ankunft dieses Soldaten? war es Angriff, war es Hilfe?
    Die Mutter Billot hatte Pitou mit einem einzigen Blick in seinem Gesamtwesen umfaßt, sie fragte sich: warum so bäuerische Hosen zu einem so glänzenden Helme?

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