Ange Pitou, Band 3
Katharine wieder von vorn anfangen müssen, und das ist lang, erwiderte Pitou.
Zwei bis drei Personen eilten nach dem Waschhause, um Jungfer Katharine zu holen.
Doch während alle Welt nach einer Seite lief, wandte Pitou maschinenmäßig die Augen nach der Treppe, die in den ersten Stock führte, und da der Wind von unten einen Luftzug nach oben gemacht hatte, so erblickte er durch eine offene Thüre Katharine, die aus einem Fenster schaute.
Katharine schaute nach dem Walde, in der Richtung von Boursonne. Sie war dergestalt in ihr Schauen vertieft, daß die Bewegung im Innern des Hauses sie gar nicht berührte; ihre ganze Aufmerksamkeit war im Gegenteil von etwas anderm in Anspruch genommen.
Ah! ah! sagte er leise seufzend für sich, nach dem Walde nach Boursonne, nach Herrn Isidor von Charny; ja so ist es.
Und er stieß einen zweiten Seufzer aus, der noch kläglicher, war, als der erste.
In diesem Augenblick kamen die Boten, nicht nur vomWaschhause, sondern von allen Orten, wo Katharine sein konnte, zurück.
Nun? fragte Frau Billot.
Wir haben sie nicht gesehen.
Katharine! Katharine! rief Frau Billot.
Das Mädchen hörte nichts.
Pitou wagte es nun, zu sprechen.
Frau Billot, sagte er, ich weiß wohl, warum man Jungfer Katharine nicht im Waschhause gefunden hat.
Warum hat man sie nicht dort gefunden?
Ei! weil sie nicht dort ist.
Du weißt also, wo sie ist?
Ja.
Wo ist sie?
Sie ist oben.
Und er nahm die Pächterin bei der Hand, ließ sie die drei ersten Stufen der Treppe hinaufsteigen und zeigte ihr Katharine, die auf dem Rande des Fensters im Rahmen der Winden und des Epheus saß.
Sie macht sich das Haar zurecht, sagte die gute Frau.
Ach! nein, es ist ganz zurecht gemacht, antwortete Pitou schwermütig.
Die Pächterin schenkte der Schwermut Pitous keine Aufmerksamkeit und rief mit starker Stimme: Katharine! Katharine!
Das Mädchen bebte überrascht, schloß rasch sein Fenster und fragte: Was giebt es?
Ei! so komm doch, Katharine, rief die Mutter Billot, die nicht an der Wirkung zweifelte, die ihre Worte hervorbringen würden. Ange ist von Paris angekommen.
Pitou horchte mit Bangen auf die Antwort, die Katharine geben würde.
Ah! machte sie kalt.
So kalt, daß dem armen Pitou das Herz sank.
Ah! sprach sie, als sie den Boden berührte, er ist es.
Pitou verbeugte sich schamrot und schauernd.Er hat einen Helm, sagte eine Magd der jungen Gebieterin ins Ohr.
Pitou hörte das Wort und studierte die Wirkung davon im Gesichte Katharines.
Ein reizendes Gesicht, vielleicht ein wenig bleich geworden, aber noch mehr voll und sammetartig.
Katharine zeigte aber für Pitous Helm keine Bewunderung.
Ah! er hat einen Helm, sagte sie, wozu?
Diesmal gewann die Entrüstung die Oberhand im Herzen des ehrlichen Jungen.
Ich habe einen Helm und einen Säbel, sprach er mit Stolz, weil ich mich geschlagen und Dragoner und Schweizer getötet habe, und wenn Sie daran zweifeln, so werden Sie Ihren Vater fragen, Jungfer Katharine ... so ist es.
Katharine war so zerstreut, daß sie nur den letzten Teil von Pitous Antwort zu hören schien.
Wie geht es meinem Vater? fragte sie, und warum kommt er nicht mit Ihnen zurück? Sind die Nachrichten von Paris schlecht?
Sehr schlecht, erwiderte Pitou.
Ich glaubte, es sei alles in Ordnung gebracht, versetzte Katharine.
Ja, das ist wahr; doch alles ist wieder in Unordnung geraten.
Hat nicht zwischen Volk und König eine Verständigung stattgefunden? Ist nicht Herr Necker zurückberufen worden?
Es handelt sich wohl um Herrn Necker, erwiderte Pitou anmaßend.
Das hat aber doch das Volk zufrieden gestellt, nicht wahr?
So gut zufrieden gestellt, daß das Volk im Zuge ist, sich Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und alle seine Feinde zu töten.
Alle seine Feinde! rief Katharine erstaunt. Und wer sind denn die Feinde des Volks?
Die Aristokraten.
Katharine erbleichte.
Was nennt man denn Aristokraten? fragte sie.Ei! diejenigen, welche große Güter haben, -- diejenigen, welche schöne Schlösser haben, -- diejenigen, welche alles haben, während wir nichts haben.
Mein Gott! rief das Mädchen entsetzlich erbleichend.
Pitou bemerkte diese Veränderung in ihren Zügen.
Ich nenne Aristokraten Personen von Ihrer Bekanntschaft.
Von meiner Bekanntschaft?
Von unsrer Bekanntschaft? fragte die Mutter Billot.
Aber wen denn? fragte Katharine.
Herrn Berthier von Sauvigny, zum Beispiel, der Ihnen die goldenen Ohrringe geschenkt hat, die Sie an dem Tage trugen, wo Sie mit Herrn
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