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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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sich von Sebastian und ging weg,während er ganz nach Art eines militärischen Windbeutels sich den Helm auf den Kopf setzte.
    Als sich Sebastian von Pitou verabschiedete, vergoß er etliche Thränen, obgleich die Trennung nicht lange dauern sollte und seine Gesellschaft nicht erquicklich war; aber die Heiterkeit, die Milde, die ewige Gefälligkeit hatten das Herz des jungen Gilbert gerührt. Pitou hatte etwas von der Natur jener großen, guten Neufundländer Hunde, die uns zuweilen ermüden, am Ende aber doch, indem sie uns lecken, unsern Zorn entwaffnen.
    Eines milderte den Kummer Sebastians: daß ihm Pitou versprach, er werde ihn oft besuchen.
    Als Pitou das Haus verließ, fand er ungefähr zwanzig Personen, die auf ihn warteten. Sein seltsamer Putz, dessen Beschreibung schon die ganze Stadt durchlaufen hatte, war teilweise der Versammlung bekannt. Da man ihn so von Paris zurückkommen sah, so nahm man an, Pitou habe sich geschlagen, und man wollte Neuigkeiten von ihm erfahren.
    Diese Neuigkeiten gab Pitou mit seiner gewöhnlichen Majestät; er erzählte die Einnahme der Bastille, die Heldenthaten Billots und Maillards, Elies und Hullins; er erzählte, wie Billot in die Gräben der Festung gefallen war, und wie er ihn herausgezogen; wie man, endlich Herrn Gilbert gerettet, der seit acht Tagen zu den Gefangenen gehört hatte.
    Die Zuhörer wußten ungefähr schon alles, was ihnen Pitou erzählte, denn sie hatten diese Einzelheiten in den Zeitungen gelesen; aber so interessant ein Journalist in dem, was er schreibt, sein mag, so ist er es doch niemals in dem Grade, wie ein erzählender Augenzeuge, den man unterbrechen kann und der wieder aufnimmt, den man befragen kann und der antwortet.
    So kam es, daß einer der Anwesenden, nachdem Pitou ungefähr eine Stunde lang Details vor den Zuhörern gegeben hatte, endlich auf dem Gesichte Pitous einige Unruhe bemerkte und sagte:
    Ah! er ist müde, der arme Pitou, und wir halten ihnhier auf den Beinen, statt ihn zu seiner Tante Angelique zurückkehren zu lassen. Die liebe, arme alte Jungfer, wie glücklich wird sie sein, ihn wiederzusehen!
    Ich bin nicht müde, erwiderte Pitou, ich habe Hunger.
    Vor dieser naiven Erklärung trat dann die Menge, die die Bedürfnisse des Magens von Pitou respektierte, ehrerbietig auseinander, und Pitou konnte, gefolgt von einigen Neugierigen, den Weg nach dem Hause der Tante Angelique nehmen.
    Die Tante war abwesend, sie machte ohne Zweifel ihre Runde in der Nachbarschaft, und die Thüre war geschlossen.
    Mehrere Personen boten Pitou nun an, er möge bei ihnen die nötige Nahrung zu sich nehmen, aber Pitou schlug es stolz aus.
    Du siehst wohl, mein guter Pitou, daß die Thüre deiner Tante geschlossen ist, sagte man zu ihm.
    Die Thüre einer Tante ist nie imstande vor einem unterwürfigen und hungrigen Neffen geschlossen zu bleiben, sprach er pathetisch.
    Und er zog seinen großen Säbel, dessen Anblick die Weiber und die Kinder zurückweichen machte, schob das Ende davon zwischen den Riegel und die Schließkappe des Schlosses, drückte kräftig, und die Thüre öffnete sich zur großen Verwunderung aller Anwesenden, welche die Heldenthaten Pitous nicht mehr in Abrede zogen, sobald sie ihn so verwegen sich dem Zorne der alten Jungfer aussetzen sahen.
    Das Innere des Hauses war genau dasselbe wie zur Zeit von Pitou: der bekannte lederne Lehnstuhl nahm königlich die Mitte der Stube ein, ein paar verkrüppelte Sessel bildeten den hinkenden Hof des großen Lehnstuhls; im Hintergrunde war der Brotkasten, rechts der, Speiseschrank und der Kamin.
    Pitou trat mit einem sanften Lächeln in das Haus ein, er hatte nichts gegen diese armseligen Möbel; im Gegenteil, es waren Freunde aus seiner Kindheit. Sie waren allerdings beinahe so hart als die Tante Angelique; doch wenn man sie öffnete, fand man wenigstens etwas Gutes in ihnen, währendman, wenn man die Tante Angelique geöffnet hätte, sicherlich das Innere noch viel trockener und schlechter als das Äußere gefunden haben würde.
    Pitou verlor keine Zeit und ging gerade auf den Brotkasten und den Speiseschrank zu.
    Einst hätte sich Pitou auf die Schwelle der geschlossenen Thüre gesetzt und demütig auf die Rückkehr der Tante Angelique gewartet. Wäre sie zurückgekehrt, so hätte er sie mit einem sanften Lächeln gegrüßt und ihr Platz gemacht, um sie vorüber zu lassen, nachdem sie eingetreten, wäre er auch eingetreten und hätte dann das Brot und ein Messer geholt, um sich seinen Teil

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