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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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durch einen Wink --, er möge bleiben.
    Der Adjunkt hätte sich gern wie der Maire aus dem Staube gemacht; doch die Abwesenheit der zwei Hauptautoritäten der Stadt wäre sicherlich bemerkt worden.
    Er folgte also mit seinem Schreiber den Gendarmen, die den drei Nationalgardisten nach dem Museum folgten, in dem Pitou Weg und Steg kannte, Pitou, der im Schloß aufgezogen worden war.
    Springend wie ein junger Löwe, lief Sebastian den Patrioten auf der Spur nach.
    Die andern Schüler schauten ganz verdutzt zu.
    Als der Abbé die Thüre seines Museums geöffnet hatte, fiel er vor Zorn und Scham halb tot auf den zunächst stehenden Stuhl.
    Sobald sie in das Museum eingetreten waren, wollten die Gehilfen Pitous alles plündern; aber die ehrliche Schüchternheit des Kommandanten der Nationalgarde trat abermals dazwischen.Er machte eine Berechnung der seinen Befehlen untergebenen Leute, und da es dreiunddreißig waren, so befahl er, dreiunddreißig Flinten zu nehmen. Und da man in den Fall kommen konnte, schießen zu müssen, und Pitou hiebei nicht zurückzubleiben gedachte, so nahm er für sich eine vierunddreißigste Flinte, eine wahre Offiziersflinte, etwas kürzer und leichter als die andern, eine Flinte, die, ihrem Kaliber nach, ebensowohl das Schrot auf ein Kaninchen oder auf einen Hasen, als die Kugel gegen einen falschen Patrioten oder einen echten Preußen lenken konnte.
    Ueberdies wählte er sich einen geraden Degen, wie der von Lafayette, den Degen von irgend einem Helden von Fontenoy oder Philippsburg, den er in seinen Gürtel steckte.
    Seine zwei Kollegen luden jeder zwölf Flinten auf ihre Schultern, und unter dieser ungeheuren Last bogen sie sich nicht, so wahnsinnig war ihre Freude.
    Pitou lud sich das übrige auf.
    Man zog durch den Park, denn man wollte nicht durch Villers-Cotterets gehen, um das Aufsehen zu vermeiden.
    Uebrigens war dies der kürzeste Weg, der den Vorteil bot, daß er den drei Offizieren jede Gelegenheit benahm, Parteigängern von einer der ihrigen entgegengesetzten Ansicht zu begegnen. Pitou fürchtete den Kampf nicht, und die Flinte, die er sich für den Fall eines Kampfes gewählt hatte, bezeugte seinen Mut. Aber Pitou war ein Mann der Ueberlegung geworden, und seitdem er überlegte, hatte er bemerkt, daß, wenn eine Flinte ein Mittel zur Verteidigung eines Menschen ist, Flinten in größerer Anzahl dies nicht sind.
    Unsre Helden liefen also, beladen mit dieser Beute, durch den Park und erreichten ein Rondel, wo sie anhalten sollten. Erschöpft, triefend von Schweiß brachten sie endlich das kostbare Depot, das ihnen das Vaterland, vielleicht ein wenig blindlings anvertraut hatte, in Pitous Wohnung.
    An demselben Abend fand eine Versammlung der Nationalgarde statt, und der Kommandant Pitou übergab jedem Soldaten eine Flinte, wobei er zu ihnen, wie die Mütter derSpartaner zu ihren Söhnen in Beziehung auf den Schild, sagte:
    Mit, oder darauf.
    Es herrschte nun in dieser kleinen, durch Pitous Genie so umgewandelten Gemeinde eine Rührigkeit, ähnlich der eines Ameisenhaufens am Tage eines Erdbebens.
    Die Freude, eine Flinte zu besitzen, war bei dieser wesentlich wilddiebischen Völkerschaft, welche die lange Unterdrückung durch Aufseher in eine wahre Jagdwut versetzt hatte, so groß, daß Pitou in ihren Augen als eine Art irdischer Gottheit erschien.
    Man vergaß seine langen Beine, seine langen Arme, seine dicken Kniee und seinen großen Kopf; man vergaß endlich seine seltsamen Lebensvorgänge, und er war und blieb der Schutzgeist der Gegend während der ganzen Zeit, die der blonde Phöbus brauchte, um der schönen Amphitrite seinen Besuch zu machen.
    Am andern Tag beschäftigten sich die Enthusiasten einzig und allein damit, daß sie ihre Waffen als instinktartige Kenner untersuchten, handhabten, probierten und putzten.
    In seine Stube zurückgezogen wie der große Agamemnon unter sein Zelt, beschäftigte sich Pitou, während die andern putzten, mit Nachdenken; während jene sich die Hände schunden, zermarterte er sich das Gehirn.
    Woran dachte Pitou? Zum Völkerhirten geworden, dachte Pitou an die hohle Nichtigkeit der Größen dieser Welt. Es kam in der That der Augenblick, wo von diesem ganzen mit so großer Mühe errichteten Gebäude nichts aufrecht stehen bleiben sollte.
    Die Flinten waren seit dem vorhergehenden Tage übergeben. Man hatte diesen Tag dazu angewendet, um sie in geeigneten Stand zu setzen. Morgen sollte er seine Soldaten im Exerzieren unterrichten, -- und Pitou

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