Angeklagt - Dr. Bruckner
Kasinobedienerin, trat in den Raum. Vorwurfsvoll schaute sie auf die Uhr. »Die anderen Herren haben schon gegessen. Ich habe nur auf Sie gewartet. Eigentlich –«, sie stellte eine Suppenterrine auf den Tisch, »dürfte ich Ihnen gar nichts mehr geben. Ich habe schon seit einer Stunde Dienstschluß.«
»Sie sind ein Schatz!« Dr. Phisto legte seinen Arm um den Nacken der alten Bedienerin. »Ich weiß, Sie lassen uns nicht verhungern.«
»Haben Sie von Dr. Bruckner was gehört?«
»Nein, leider nicht. Er ist wie vom Erdboden verschwunden.«
»Er soll gegen sich selbst ein Verfahren bei der Staatsanwaltschaft in Gang gesetzt haben?« Maria blieb hinter den beiden Ärzten stehen und schaute zu, wie sie Suppe in ihre Teller füllten.
»Ich begreife so etwas nicht. Ich glaube, das macht sonst kein Arzt.«
»Es scheint so. Irgendwann wird er schon mal auftauchen. Wir vermissen ihn sehr!«
»Ich auch.«
»Wieso?« Dr. Phisto grinste. »Bleibt Ihnen soviel Suppe übrig? Keine Angst – die vertilgen wir schon für Dr. Bruckner. Fordern Sie immer seine Ration mit an, dann haben wir mehr zu essen.«
Maria schüttelte ernst den Kopf. »Nein, das ist es nicht. Mir fehlt sein Lachen. Wenn er hier war, war immer eine fröhliche Stimmung. Er hatte ein seltsam ansteckendes Lachen, und das fehlt. Es ist traurig geworden.«
»Schade –«, Dr. Phisto füllte seinen Teller erneut, »ich würde Ihnen gern helfen, aber so schön laut kann ich nun mal nicht lachen.«
»Das können die wenigsten. Bei den meisten wird es ein Gelächter. Das richtige Lachen beherrschte an der Bergmann-Klinik eigentlich nur Dr. Bruckner.«
»Herr Oberarzt?« Der Pfleger Buhmann fuhr erschrocken zusammen, als Oberarzt Wagner in das Zimmer trat. »Sie sind noch auf?«
»Ja, ich mache meinen letzten Rundgang. Seitdem Dr. Bruckner nicht mehr da ist, muß man eben alles in die eigene Hand nehmen. Alles in Ordnung?« Er trat an das Bett und schaute den Patienten an, der schnarchend, mit offenem Mund dalag. »Er schläft ja wie ein Klotz!«
»Er hat ja auch ein besonders starkes Schlafmittel bekommen. Auf eigenen Wunsch!« Der Pfleger hob die Hand. »Nun schläft er. Mir ist es nur angenehm.« Sein Blick ging zur Infusionsflasche. »Da werden wir wohl bald eine neue Flasche aufhängen müssen, nicht wahr?«
Dr. Wagner trat an den Irrigatorständer und kontrollierte den Inhalt der Flasche, die dort hing. »Das reicht für die Nacht. Sie ist noch dreiviertel voll. Also –«, er reichte dem Pfleger die Hand, »ich wünsche Ihnen eine angenehme Nachtruhe.«
»Ruhe ist gut.« Der Pfleger lächelte ein wenig. »In der Nachtwache hat man keine Ruhe. Da darf ich nicht schlafen.«
»Nun ja, ein kleines Nickerchen können Sie wohl schon riskieren.« Dr. Wagner ging zur Tür. Er rückte an seiner Brille und schaute sich noch einmal im Zimmer um. »Lassen Sie das Licht brennen. Dann können Sie den Kranken besser im Auge behalten. Also, gute Nacht!« Dr. Wagner verließ das Zimmer und zog die Tür ins Schloß. Er ging zum Treppenhaus, stieg eine Etage tiefer und betrat das Dienstzimmer.
Dort saß Barbara Pellenz hinter dem Schreibtisch. Fragend schaute sie hoch, als er das Zimmer betrat. »Hat alles geklappt?«
»Bis jetzt ja!« Dr. Wagner ließ sich in den Sessel fallen und nahm ein Taschentuch hervor und wischte sich die Stirn ab. »Ich hoffe, jetzt wird alles weitere auch klappen. Sie sind bereit, die ganze Nacht mit mir zu wachen?«
»Ich bin bereit.« Sie stand auf. »Wollen wir gleich hingehen?«
»Ja – kommen Sie mit. Aber –«, er legte die Finger auf die Lippen, »leise – er darf nichts merken!«
Sie verließen das Dienstzimmer und stiegen die Treppen hinauf. Auf Zehenspitzen gingen sie den Flur entlang. Dr. Wagner nahm seine Schlüssel hervor und schloß eine Tür auf. »Hier ist das Beobachtungszimmer. Bitte«, er deutete auf einen Fernsehschirm, der auf dem Tisch stand, »ich schalte jetzt die Sendung ein …« Er drückte auf einen Knopf. Es dauerte einen Augenblick, dann flimmerte ein Bild auf.
»Man sieht es ja wunderbar. Pfleger Buhmann – den Patienten …«
»Ich sage Ihnen ja, daß das unser spezielles Beobachtungszimmer ist. Normalerweise werden dort keine Patienten untergebracht. Es ist ein Raum, in dem wir zum Beispiel Schlafversuche unternehmen. Die Versuchspersonen werden auf dem Bett gelagert, und unsichtbar angebrachte Fernsehkameras beobachten sie dauernd. Der Pfleger kennt diesen Raum nicht. Ich bin
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