Angel City Love (German Edition)
gekommen, um mit Kevin zu reden, in der Hoffnung, endlich den Nebel zu lichten, der sich über die Traumwelt ihrer Vergangenheit gelegt hatte. Jetzt wurde ihr klar, dass der Traum eher einem Albtraum glich, einem Albtraum, vor dem er sie hatte schützen wollen. Sie war nicht einfach ein durchschnittliches, gewöhnliches Mädchen. Sie war eine Perversion, eine Mischung aus Mensch und Engel. Ein Monster. Kein Wunder, dass sie sich immer gefühlt hatte wie ein Sonderling.
Sie war ja auch buchstäblich einer.
Ihr stiegen Tränen in die Augen, und sie wusste nicht, ob sie sie würde zurückhalten können. Unbeholfen stand sie vom Tisch auf und ging ans Fenster. Der Regen hatte endlich aufgehört und an seiner Stelle hing nun Nebel tief über der nassen Straße. Maddy beobachtete einen Mann, der draußen im Dunst seinen Hund spazieren führte.
Jackson saß reglos auf seinem Stuhl. Er musste für sich entscheiden, was er glauben wollte und was nicht.
»Und jetzt jagen sie mich dafür, dass ich sie gerettet habe«, bemerkte er leise.
»Vermutlich sind sie hinter euch beiden her«, meinte Kevin. »Jetzt, da du Maddy gerettet hast, Jackson, seid ihr beide eine Bedrohung für die Engel und ihre Macht, eine Erinnerung an andere … Vorstellungen, wie die Engel sein sollten. Nachfahren der Rebellen, die sich selbst rebellisch benehmen. Gefährlich. Sie werden nie zulassen, dass ihr beide zusammen seid. Ganz gleich was es auch kostet. Wenn möglich, werden die Agenten von der Disziplinarabteilung des Rats euch beide umbringen.«
Maddy hörte das Schleifen der Stühle auf dem Linoleum, als Jackson und Kevin sich erhoben.
»Du musst mir verzeihen, wenn ich persönlich die Engel nicht sehr gern mag«, sagte Kevin, dann hielt er ihm die Hand hin. »Danke trotzdem, dass du meiner Nichte das Leben gerettet hast.« Nach einem kurzen Zögern ergriff Jackson Kevins ausgestreckte Hand und die beiden schüttelten sich die Hände.
Maddy sah weiter schweigend aus dem Fenster. Sie beobachtete, wie Jacksons Spiegelbild hinter ihr in der Scheibe auftauchte. Sie fragte sich, ob er wohl irgendwelche mitleidsvollen Worte finden würde. Der unsterbliche Engel, der ihr, einer Laune der Natur, erklärte: Ich teile deinen Schmerz oder etwas ähnlich Pathetisches. Wenigstens brauchte sie sich dann nicht mehr den Kopf darüber zu zerbrechen, ob er sich etwas aus ihr machte oder nicht. Jetzt würde er sicher nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen.
Jackson stellte sich neben sie. Doch statt etwas zu sagen, glitten seine Finger in ihre Handfläche und verschränkten sich mit den ihren. Er hatte ihre Hand schon öfter genommen, rasch und aus rein praktischen Gründen – normalerweise, um sie irgendwohinzuzerren, wo sie eigentlich nicht hinwollte –, aber er hatte ihre Hand noch nie so richtig gehalten . Nicht so, wie Paare das normalerweise in Parks oder in alten, schnulzigen Liebesfilmen taten. Maddy spürte die Wärme, die von ihm ausging. Sie musste an jene erste Nacht im Diner denken, als sie sich über die erfundenen Erinnerungen unterhalten hatten. Sie hatte damals eine derart starke Verbindung zu ihm gespürt. Doch nun waren sie weiter voneinander entfernt als je zuvor, schließlich war er ein Engel und sie eine Aberration .
»Wir sollten langsam aufbrechen«, sagte er nach einer Weile. Maddy konnte nicht fassen, dass er nicht nur von sich gesprochen hatte, aber sie war viel zu benommen, um darüber nachzudenken.
»Wer ist das?«, fragte Jackson. Er beobachtete den Mann mit dem Hund.
»Keine Ahnung«, erwiderte Maddy. »Ein Nachbar, schätze ich.«
»Wie lange ist der schon da draußen?« Seine Stimme klang mit einem Mal streng.
Plötzlich gingen die Lichter im Haus wieder an. Der Kühlschrank erwachte surrend zum Leben und der Fernseher im Wohnzimmer sprang ebenfalls an.
»… Jagd nach Engel Jackson Godspeed …«, verkündete ein Reporter soeben, während ein Nachrichtenticker über den Bildschirm lief.
Da der Strom nun wieder floss, gingen in den einzelnen Stadtvierteln von Angel City nacheinander die Lichter wieder an. Unvermittelt blickte der Mann mit dem Hund direkt in Maddys Gesicht, dann verschwand er spurlos. Er löste sich wirklich buchstäblich auf, sodass der Hund sich ratlos umsah und an der leblosen Leine herumschnüffelte
Atemlos drehte Maddy sich zu Jackson um, dessen Gesicht vor Verzweiflung verzerrt war.
Sein Gesicht war vor Verzweiflung verzerrt.
»Wie viel Zeit haben wir?«, fragte sie.
Er packte sie hinten
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