Angel City Love (German Edition)
hatte einen Ausdruck im Gesicht, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. Seine Augen loderten wild. Sie brannten von einem unbekannten Feuer. Maddy fiel ein einziges Wort ein, um es zu beschreiben: Zorn . Sein Mund öffnete sich und ihm entfuhr ein unmenschliches Gebrüll. Hinter ihm brachen seine Schwingen aus dem Rücken und breiteten sich bedrohlich aus. Maddy kam wieder in den Sinn, was Jackson zu ihr beim Aussichtspunkt gesagt hatte: die Flügel eines Kampfengels.
Der schwarze Engel ging erneut auf Jackson los. Er stieß die Hand nach vorn, so wie Jackson das im Diner und auch an der Straßenecke während des Unfalls getan hatte, doch Jackson war schneller. Einen kurzen Augenblick fingen die Unsterblichen an zu schimmern, sie flackerten wie das Bildrauschen auf einem Fernsehgerät. Maddy sah verschwommen, wie Jacksons Hand sich blitzschnell um das Bein des maskierten Engels schloss. Dann schleuderte er die geflügelte Gestalt mit einem wütenden Heulen gegen die Wand.
Jacksons mörderischer Blick zuckte zu Maddy zurück.
»Bist du okay?«, sagte er dröhnend.
»Ich glaube schon.«
In diesem Augenblick drangen wieder Kevins Schreie zu ihr durch. Maddy rappelte sich mühsam hoch und stolperte in die Küche.
Dort lehnte Kevin an den Schränken unterhalb des Spülbeckens. Eine gezackte Schnittwunde auf seiner Stirn hatte zu bluten begonnen. Die Kerzen, die er vorhin so bedächtig aufgestellt hatte, waren zerbrochen und um ihn herum auf dem Boden verteilt. Das Notizbuch lag mit herausgerissenen Seiten in einer Ecke und überall lagen die Fotos herum. Eines der Bilder war auf eine umgefallene Kerze gesegelt und fing gerade Feuer.
»Kevin!«, schrie Maddy.
»Ich komm schon in Ordnung!«, rief Kevin zurück. Eine zweite Explosion ließ die Wände beben und gleichzeitig stürmten weitere geflügelte Wesen ins Haus. Schritte donnerten über die Treppe, sie kamen von oben nach unten gelaufen. Die Schlinge zog sich langsam zu. Sie waren belagert.
»Ihr müsst abhauen, sofort«, rief Kevin und blickte zu Jackson. »Fliegt!«
Ihnen blieb nur ein kurzer Augenblick für die Flucht, sonst war es zu spät.
Jacksons wilder Blick wanderte zu Maddy. Reglos wartete er darauf, dass sie eine Entscheidung traf. Maddy sah Kevin in die Augen. Da war ein Ausdruck in ihnen, als wollte er nicht, dass sie gingen, und dennoch flehten sie sie an, genau das zu tun.
»Gut«, sagte Maddy schließlich und wandte sich an Jackson. »Lass uns abhauen.«
Sie spürte, wie sie von seinen kräftigen Armen hochgehoben wurde, und ihr blieb nur ein kurzer Augenblick, um sich an ihm festzukrallen, ehe sie himmelwärts jagten. Sie schossen durch die gezackte Fensteröffnung, dann schlugen Jacksons Flügel peitschend durch die Luft, sodass sie in die nebelige Nacht aufstiegen.
Die vorbeirauschende feuchtkalte Luft brannte in Maddys Gesicht. Im Vergleich zu diesem Flug war das erste Mal echt ein Sonntagsausflug gewesen. Jetzt glitten sie ungezügelt durch die Nacht. Unter ihnen wurde Angel City immer kleiner, bis nichts mehr als ein undeutlicher Lichtschein erkennbar war. Der nächtliche Nebel hüllte sie ein.
Die Muskeln auf Jacksons Rücken hoben und senkten sich unter der Anstrengung seiner Flügelschläge. Maddy warf einen Blick zurück. Zunächst sah sie in der aufgepeitschten Luft nichts als den Nebel und die pechschwarze Nacht. Doch dann tauchten unverkennbar die Umrisse von Engelsflügeln hinter ihnen auf. Drei dunkle Gestalten näherten sich in der Dunkelheit. Ihre gelben Augen glühten wie die von todbringenden Geistern.
»Hinter uns sind drei von ihnen!«, brüllte sie über das Tosen des Windes hinweg. Langsam, aber sicher schlossen die jagenden Engel auf. Maddy beobachtete hilflos, wie sich der Abstand zwischen ihnen immer weiter verringerte.
Plötzlich erspähte sie durch eine Lücke im Nebel die Skyline von Los Angeles. Die blinkenden Gebäude ragten wie eine Reihe Ozeanriesen auf der diesigen See empor. Als Jackson endlich etwas sagte, war seine Stimme nichts weiter als ein Flüstern im Wind.
»Hör zu. Du wirst vermutlich gleich den schrecklichsten Schmerz deines Lebens verspüren. Alles in deinem Körper wird danach schreien, loszulassen. Aber du musst dich festhalten, Maddy, ganz gleich was auch geschieht. Ganz gleich wie sehr es auch schmerzt. Du darfst auf gar keinen Fall, hörst du, auf keinen Fall loslassen. Schaffst du das?«
Maddy nickte. Sie schlang die Arme um seinen Hals und umklammerte ihre eigenen Ellbogen so fest,
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