Angel City Love (German Edition)
am Hoodie und zerrte sie vom Fenster weg.
»Es ist bereits zu spät.«
26
Aus Maddys Sicht schienen drei Dinge gleichzeitig zu geschehen. Erstens kam es ihr vor, als würde das Haus explodieren. Die Fenster, die soeben noch kalt und von Regentropfen bedeckt gewesen waren, zersplitterten mit einem Mal in Tausende kleiner Stücke. Die Haustür war in rasiermesserscharfe Holzsplitter zerborsten, die nun durchs Wohnzimmer schossen. In der Küche wurden alle möglichen Utensilien, Teetassen und Teller durch die Luft geschleudert, als handelte es sich um lebensgefährliches Konfetti.
Zweitens stieß irgendetwas gewaltig mit Jackson zusammen. Maddy sah es nur aus dem Augenwinkel. Es drang durchs Fenster und bewegte sich so rasend schnell, dass sie am Rande ihres Gesichtsfeldes nur etwas Verschwommenes wahrnahm. Etwas völlig Verschwommenes mit Flügeln. Jackson wurde rückwärts gegen diverse Möbel geschleudert, bis er in dem alten Fernsehgerät landete, das mit einem letzten Rauschen und Surren erstarb und zerschmetterte.
Drittens spürte Maddy, als sie sich zu Jackson umdrehen wollte, wie sich Finger in eisernem Griff um ihre Kehle schlossen. Ein weiterer verwischter Schatten mit Schwingen war durch das Wohnzim merfenster geflogen und der hatte es offenbar auf sie abgesehen.
Maddy flog wie ein Spielball rückwärts und krachte gegen die Wand voller Schulfotos, die größtenteils zu Boden fielen, wo die Rahmen zersprangen. Der Aufprall war derart heftig, dass sie kurzzeitig die Orientierung verlor. Engelsblut … Perversion der Natur … Agenten des Rats werden euch umbringen. All diese Worte vermischten sich mit dem sonderbaren Bild einer dunklen Gestalt mit glühenden Augen. Sie musste wohl träumen. Das Phantom direkt vor ihr bildete sie sich sicher nur ein.
Der Sauerstoffmangel brachte Maddy mit einem Schlag zurück in die Realität. Sie starrte in eine ausdruckslose schwarze Maske mit glühenden, unreal wirkenden Augen. Der Engel vor ihr war mindestens um einen Kopf größer als Jackson, von muskulöser Statur, und er trug eine Art futuristische schwarze Rüstung, die seinen gesamten Körper umschloss. Auch die schwarzen Flügel waren gepanzert. Sie hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Fledermausflügeln. Wie auch immer Maddy sich die Engelspolizei vorgestellt hatte, so hatte sie sie sich nicht ausgemalt. Durch die Maske sah der Engel wie ein monsterähnlicher Roboter aus.
Ihr Mund öffnete sich zu einem Schrei, doch die schraubstockartige Hand verstärkte schlicht den Griff um ihre Kehle und schnürte das Geräusch ab. Maddy ruderte mit den Armen, um die monströsen Hände zu packen, und befahl ihren Beinen, sich zu bewegen. Aber der Engel würgte sie wie eine Schlange. Ihre Knie gaben unter ihr nach, und Maddy spürte, wie alle Kräfte aus ihr wichen. Der Engel hob sie am Hals hoch und schleuderte sie an die gegenüberliegende Wand.
Maddy vernahm ein Knacken, als sie mit dem Kopf gegen den steinernen Kamin krachte. Ein durchdringendes, hohes Klingeln hallte ihr in den Ohren. Sie versuchte sich aufzurichten und davonzukriechen, doch sofort war der Engel wieder über ihr und nagelte sie am Boden fest. Seine Geschwindigkeit und seine Kraft waren atemberaubend. Spektakulär. Da entdeckte sie einen massiven Briefbeschwerer aus Glas, der auf einem Ecktisch auf einem Stapel Rechnungen lag. Den packte sie und schwang ihn gegen den Kopf des Engels. Doch er bremste ihren Arm auf halbem Wege ab. Plötzlich hörte sie eine mechanisch knisternde Stimme aus dem Inneren der Maske. Die Stimme klang kalt und gleichgültig.
»Ich habe das Mädchen. Vorbereiten der Extraktion.«
Es war also vorbei.
Aus der Küche hinter ihr hörte Maddy einen männlichen Schrei. Sie erkannte ihn sofort. Kevin. Noch nie zuvor hatte sie ihn schreien gehört. Der Klang ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Das hier war alles ihre Schuld. Sie hatte sie in die Falle geführt.
Maddy blickte in die glühenden Augen des maskierten Engels. Der Mund war verborgen, doch Maddy hatte das sonderbare Gefühl, als würde er sie angrinsen.
Mit einem Mal blickten die glühenden Augen auf, als wäre der Engel überrascht.
Jacksons Hand schoss pfeifend durch die Luft und packte den Engel am Arm, den er in einem unmöglichen Winkel abbog. Jacksons andere Faust war nur verschwommen wahrnehmbar, der Göttliche Ring nichts als ein kurzes Aufblitzen im dunklen Zimmer, und mit einem vernichtenden Schlag landete sie mitten in der schwarzen Maske.
Jackson
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