Angel City Love (German Edition)
mit voller Wucht auf die Windschutzscheibe prallte, spürte Maddy das eher, als dass sie es hörte.
Jackson schwang wieder in die Gerade, sobald sie den Laster überflogen hatten. Sie näherten sich allmählich dem Tunnelende. Die feuchte Nachtluft war bereits spürbar.
Zwei erledigt.
Maddy blickte zurück. Nichts.
»Ich sehe keinen mehr!«
»Was?!«, brüllte Jackson.
Maddy sah noch einmal blinzelnd nach hinten, um sicher zu sein. Doch ehe sie etwas sagen konnte, spürte sie von oben einen vernichtenden Stoß.
Er muss außen um den Tunnel herumgeflogen sein.
Eine behandschuhte Hand schloss sich um Maddys Handgelenk. Die elektronisch knisternde Stimme klang älter und überraschend sanftmütig.
»Hallo, Madison.«
Jackson schlug wild mit den Flügeln und stieß sie heftig gegen den Engel, dann tauchte er ab. Der Griff des maskierten Agenten um Maddys Hand löste sich schmerzhaft und er fiel wieder zurück. Jackson, der im Flug immer wieder die Richtung wechselte, suchte mit seinem Blick den Himmel ab, bis seine Augen auf einem undeutlichen, blinkenden Licht über ihnen zu ruhen kamen. Eine Chance.
»Maddy«, rief er, während er scharf abbremste und sich auf den Anstieg vorbereitete. »Du musst dich jetzt noch mal gut festhalten. Tust du mir den Gefallen?«
»Ich werd’s versuchen«, erwiderte sie schwach.
Jackson umklammerte ihre Arme wie ein Schraubstock. Dann stieß er mit letzter Kraft wie eine Rakete nach oben in den nächtlichen Himmel. Die Beschleunigung drückte Maddy nach unten. Immer schneller ging es, immer höher. Maddy wich wieder alles Blut aus dem Kopf. Ihr schwanden fast die Sinne.
»Halt dich fest, Maddy! Halt durch!«
Jacksons Stimme schien wie aus weiter Ferne zu ihr zu dringen.
Doch leider hatte sie nicht mehr genug Kraft in ihren Fingern, sodass sie langsam abrutschten. Die Welt schien zurückzuweichen und sie war der Ohnmacht nahe. Sie schloss die Augen. Sie hörte kaum mehr das Geräusch der Flugzeugmotoren, die immer näher kamen, spürte auch nicht die glühende Hitze, als sie durch den Luftstrom der Düsen hindurchtauchten. Ehe Maddy sichs versah, spürte sie plötzlich Metall unter ihren Füßen.
Benommen öffnete sie die Augen. Sie erblickte Blech und Nieten und leuchtende, runde Fenster. Sie befanden sich auf dem Flügel eines Linienflugzeugs. Jackson versuchte Balance zu halten, während die 747 in den Landeanflug auf den Flughafen von LA überging. Er zog Maddy eng an sich und wartete völlig reglos ab. Die metallische Verkleidung des Flugzeuges fühlte sich an Maddys Haut kalt an. Sie beobachtete eine Frau im Inneren des Flugzeugs, die aus dem Fenster sah. Die Augen der Passagierin wurden groß, und ihr klappte die Kinnlade nach unten, als sie die beiden auf dem Flügel entdeckte.
Kurz bevor das Flugzeug den Boden berührte, sprangen sie ab. Jackson flog knapp über Palmen hinweg, bis die dunklen, ruhig daliegenden Kanäle von Venice Beach in Sicht kamen. Der durchdringende Gestank des stehenden Gewässers erfüllte Maddys Nase, als sie landeten und Jackson sie unter eine weiße Fußgängerbrücke zerrte. Dort saßen sie am Wasser und lauschten gebannt auf das leiseste Geräusch. Doch das Plätschern des Wassers im Kanal war das Einzige, was zu hören war. Ansonsten herrschte absolute Stille.
Für den Augenblick waren sie sicher.
»Alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte sich Jackson keuchend und völlig erschöpft.
»Ich glaube schon. Wie steht es mit dir?«, fragte Maddy.
»Ich bin gleich wieder fit.«
»Waren das …?«
»Ja«, erwiderte er. »Das waren die Disziplinaragenten des Rats.«
»Das ist alles meine Schuld«, sagte Maddy leise.
»Nein, ist es nicht. Du hattest ja keine Ahnung.«
»Ich hab dich gezwungen, mit zu meinem Onkel zu kommen, obwohl du die Gefahr kanntest, und jetzt«, ihr stockte der Atem, »jetzt ist er ebenfalls in Gefahr.«
»Er kommt schon klar, Maddy.«
Eine Weile lauschten sie wieder stumm dem Geplätscher des Wassers.
»Was sollen wir jetzt tun?«, wollte Maddy wissen.
»Uns verstecken. Wir müssen einen trockenen, sicheren Ort finden, an dem ich wieder zu Kräften kommen kann. Ich kann keinem Engel mehr vertrauen. Nicht einmal meinem Stiefvater. Wir brauchen ein Versteck, wo sie nicht nach uns suchen werden.«
Maddy musste an ihr Zuhause denken, wo sie sich ihr Leben lang sicher gefühlt hatte. Die Erinnerung, wie ihr Onkel Kevin in der Küche kauerte und die Engelsagenten ins Haus stürmten, ließ sie erschaudern. Da war
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