Angel City Love (German Edition)
hartes, bedrohliches Gleißen. Sylvester stieg aus dem Wagen.
Sofort kamen Reporter durcheinanderschreiend auf ihn zugeeilt, während er sich seinen Weg zum Absperrband bahnte. »Detective, können Sie bestätigen, dass es sich hierbei bereits um den zweiten Mord auf dem Walk of Angels in nur einer Woche handelt?«, erkundigte sich einer der Journalisten.
Diese Frage löste heftiges Geraune in der Menge aus. »Ein zweiter Mord?«
Ein anderer Reporter rief: »Besteht ein Zusammenhang zwischen den beiden Morden? Geht es hier wieder mal um Bandengewalt? Und wann haben Sie vor, die Namen der Opfer bekanntzugeben?«
Sylvester hielt beschwichtigend die Hände hoch, um die aufgebrachte Menge zu beruhigen. Der Wind zerrte an seinen Mantelaufschlägen, während er sich geräuschvoll räusperte.
»Ich kann weder bestätigen noch widerlegen, dass wir es hier mit einem Mord zu tun haben. Zu diesem Zeitpunkt können wir leider noch keine Informationen preisgeben. Die Untersuchungen an dem anderen Fall, der sich in dieser Woche ereignet hat, laufen noch.« Er winkte ab, als eine weitere Salve von Fragen auf ihn abgefeuert wurde, und tauchte geduckt unter dem Absperrband durch. Nervös kaute er auf seiner Unterlippe.
Sergeant Garcia erwartete ihn bereits auf der anderen Seite.
»Was haben wir dieses Mal, Bill?« Er musste brüllen, um den Hubschrauberlärm zu übertönen.
» Wie bitte?!« Garcia legte sich die Hand ans Ohr.
»Ich hab gefragt, womit haben wir es dieses Mal zu tun, Bill?!«, rief Sylvester noch lauter.
»Kommen Sie und sehen Sie selbst!«, meinte Garcia.
Er führte Sylvester zum Gehsteig mit den glänzenden Sternen hinüber. Wieder war ein weißes Laken auf dem Asphalt ausgebreitet. Dieses Mal aber ging Sylvester in die Hocke und hob das Tuch selbst hoch.
Vor ihm lag ein weiteres Paar abgeschnittener Engelsschwingen. Ein grausiger Anblick. Wie beim letzten Mal waren sie fein säuberlich über Kreuz gelegt, direkt auf einem der Engelssterne. Sylvester lauschte dem Helikopterdröhnen, das sich mit dem Getöse der Menge hinter dem Absperrband vermischte. Er starrte auf die Flügel auf dem Gehsteig vor ihm, und er wusste ohne jeden Zweifel, dass sie es hier mit einem Fall von ungeahnten Ausmaßen zu tun hatten. Dass ein Engel zu einem Sterblichen gemacht und vielleicht sogar umgebracht wurde, kam höchst selten vor. Es handelte sich sowieso schon um eine überaus ernste Angelegenheit. Aber dass es nun schon zum zweiten Mal passierte, und das in nur einer Woche, das war noch nie vorgekommen. Sylvester senkte das Laken wieder, nahm die Brille ab und fing an, sie zu polieren.
»Jemand schneidet ihnen die Flügel ab, Sir«, sagte Garcia mit hysterischem Unterton.
Sylvester nickte mit grimmigem Gesicht.
»Sir? Jemand schneidet ihnen die Flügel ab …«
Sylvester legte Garcia fest die Hand auf die Schulter. »Das sehe ich selbst, Bill. Gibt es eine Leiche?« Garcia schüttelte den Kopf. Wieder hob Sylvester das Leichentuch an, um den blutbesudelten Namen unterhalb der Flügel zu entziffern. »Ryan Templeton.«
»Wir haben bereits die Erzengel kontaktiert. Seit ein paar Tagen hat niemand mehr etwas von ihm gehört.«
»Und es handelt sich um die gleiche Stelle wie schon zuvor?«, erkundigte sich Sylvester und sah sich um.
»Sir, schauen Sie doch, wo Sie stehen.«
Sylvester warf einen Blick zu Boden und las den Namen auf dem nächstgelegenen Stern laut vor.
»Theodore Godson.«
»Und jetzt Ryan Templeton«, ergänzte Garcia. »Direkt der nächste Stern.«
»Sie werden in der Reihenfolge ihrer Sterne mortalisiert«, sagte Sylvester langsam und kraftlos. Er setzte seine Brille wieder auf.
Die Luft geriet in Aufruhr, als ein weiterer Hubschrauber direkt über ihren Köpfen hinwegflog und den Walk of Angels in sein grelles Scheinwerferlicht tauchte. Sylvester warf einen finsteren Blick zum Himmel.
»Bill, würden Sie mir bitte den Gefallen tun und dafür sorgen, dass diese Helikopter von hier verschwinden?«
»Ich sehe mal, was sich machen lässt«, meinte Garcia. Er betätigte sein Funkgerät und brüllte irgendwelche Anweisungen hinein.
Sylvester ließ den Blick in die Ferne schweifen. Er betrachtete die Namen und die Bronzeplatten auf dem Asphalt, Sterne, soweit das Auge reichte. Unwillkürlich stellte er sich eine endlose Abfolge von Todesopfern vor.
Dann ging er in die Hocke und prüfte, welcher Name auf dem nächstliegenden Stern stand.
Garcia las seine Gedanken. »Seit heute Nachmittag gibt es
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