Angel City Love (German Edition)
selbst wenn sie meistens gebraucht gekauft waren. Im Bad fuhr sie sich mit einem Waschlappen über das Gesicht, dann fiel sie vollkommen erschöpft ins Bett. Draußen vor dem Fenster leuchtete der Schriftzug von Angel City und streckte seine fahlen Lichtstrahlen zu ihr ins dunkle Zimmer.
Maddy versuchte, einzuschlafen, ohne lange nachzudenken, doch die Erinnerungen attackierten sie, ohne dass sie sich dagegen hätte wehren können. Wie Gewitterwolken verdichteten sie sich zu dunklen Wolken im emotionalen Aufruhr ihrer Gedanken. Dass Jackson zu ihr in die Schule gekommen war, seine Gegenwart in dem staubigen Klassenzimmer, die regelrecht greifbar gewesen war. Die Spätschicht im Diner und das endlose Gerede über ihn. Ihr Gespräch im Hinterzimmer, das ihr immer wieder in den Sinn kam, und was sie dabei gefühlt hatte.
Und dann war da noch Ethan mit seiner lockeren Art. In seiner Gegenwart fühlte sie sich immer wohl. Warum konnte sie ihn nicht an sich heranlassen? Er war doch immer nett zu ihr? Warum benahm sie sich so ablehnend, wenn es um Freundschaften ging? Abgesehen von Gwen hielt sie wirklich jeden auf Distanz. Als sie jetzt so über ihre Unterhaltung mit Ethan nachdachte, wurde ihr eines klar: Es war der einzige Augenblick an diesem Abend gewesen, da sie nicht an Jackson Godspeed gedacht hatte. Nun, den würde sie sowieso nie wieder sehen. Und darüber war sie froh. Nachdem sie über eine Stunde an die Decke gestarrt hatte, spürte sie endlich, wie sie allmählich wegdriftete, alle Gedanken abstreifte und in den Schlaf glitt.
11
Jackson blickte in den Rückspiegel und betrachtete seine strahlend blauen Augen, in denen jetzt deutlich Unsicherheit zu lesen war. Das kannte er an sich selbst gar nicht – genauso wenig wie der Rest der Welt. Schließlich war er Jackson Godspeed. Eine selbstbewusste Persönlichkeit. Gut ausgebildet. Nichts konnte ihn erschüttern. Zumindest war er immer dieser Ansicht gewesen.
Diese Unsicherheit war ihm fremd, ein sonderbares Gefühl, vergleichbar mit dem, das er hatte, wenn er einmal im Jahr anlässlich der Charity-Gala, die seine Mutter veranstaltete, diesen steifen Smoking tragen musste. Sein iPhone meldete sich zum wiederholten Male, daher stellte er es auf lautlos. Seit Stunden schon klingelte es pausenlos, aber er hatte es einfach ignoriert. Er wusste ja, dass es nicht sie sein konnte.
Nachdem Jackson zu Hause ein schnelles Abendessen zu sich genommen hatte, erklärte er seiner Mutter, er würde sich mit Mitch treffen. Doch statt mit seinem besten Freund auszugehen, war er zum Santa Monica Pier rausgefahren und hatte sich auf halber Strecke einen Parkplatz gesucht. Er brauchte Zeit zum Nachdenken. Gelegentlich schlichen andere Fahrzeuge auf der Straße vorbei, ansonsten war es eine ruhige Wohngegend, die völlig im Dunkeln lag. Niemand schien ihn zu bemerken, niemand störte ihn in seinen Gedanken.
Die Schule – Jackson legte die Stirn auf das Lenkrad. Es fiel ihm immer noch schwer, zu begreifen, weshalb Maddy so wütend geworden war. Er war zu ihr gekommen, um sich zu entschuldigen, und sie wollte noch nicht mal mit ihm reden. Dabei hatte er doch nur alles richtig machen wollen.
Nachdem er die Angel City Highschool verlassen hatte, war Jackson quer durch die Stadt zu einer Presseveranstaltung der Schutzengelanwärter im Beverly Wilshire Hotel gerast. Nach seiner misslungenen Begegnung mit Maddy fühlte Jackson sich während der Fahrt wie in einem Traum – alles wirkte verschwommen und gedämpft und ganz weit weg. Sein Telefon klingelte. Es war Mark. Er beschloss, den Anruf entgegenzunehmen.
Sein Stiefvater wollte ihm mitteilen, dass das Angel City Police Department inzwischen jeglichen Verdacht gegen ihn aus der Welt hatte schaffen können. Sie hatten Jacksons Alibi überprüft und waren zu dem Schluss gekommen, dass seine Geschichte stimmte. Daher war sein Stiefvater der Meinung, er solle nach Hause kommen, um sich auf die bevorstehende Approbation vorzubereiten.
»Danke, Mark«, sagte Jackson. Er nahm an, dass er eigentlich etwas mehr Erleichterung hätte verspüren müssen. Das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, war, dass man ihn in eine laufende Mordermittlung hineinzog. Doch er fühlte nichts. So seltsam es auch schien, belastete ihn das, was in der Schule mit Maddy vorgefallen war, weit mehr. »Ich muss jetzt auflegen, gleich findet die Pressekonferenz statt. Bin eh schon zu spät dran.«
»Klar doch, Sohnemann. Ruf mich hinterher an«, entgegnete sein
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