Angel City Love (German Edition)
weitläufigen, offenen Wohnbereich. Die Architektur war schnörkellos. Viele Gemälde. Designermöbel. Marmorne Ablagen. Von den Fenstern bot sich ein beeindruckender Panoramablick über Angel City, sowohl auf die Innenstadt wie darüber hinaus. Die Beamten verteilten sich rasch auf die angrenzenden Räume, um diese zu überprüfen.
Sylvester durchquerte währenddessen die Küche und trat durch eine offene Tür zur Rechten. Dort fand er einen Kinosaal. Mit gut gepolsterten Ledersitzen und gerahmten Zeitungsausschnitten an den Wänden.
Eine Sackgasse.
Sylvester zog sich zurück und begab sich in Richtung der Schlafzimmer. Als er um eine Ecke bog, entdeckte er ein blassblaues Glimmen, das unter einer Tür hervordrang. Seine Brillengläser beschlugen, während er die Tür mit der Schuhspitze aufstieß. Er entsicherte seine Beretta und schlüpfte ins Zimmer.
Dort drinnen war es so heiß wie in einer Sauna. Die Luft war von Dampf durchdrungen.
Doch da war noch etwas: Der Raum schien von einer Art ursprünglicher Präsenz erfüllt. Einer animalischen Präsenz. Als handle es sich um die Fleisch gewordene Furcht.
Im Zentrum des Zimmers erstrahlte ein bläulich-weißer Pool. Sachte plätscherte das Wasser gegen den Beckenrand und warf schimmernde Lichtreflexe an Wände und Decke. Die Fenster waren vom Dampf beschlagen. Mit der Waffe im Anschlag näherte sich Sylvester dem Rand des Schwimmbeckens.
Was von Ryan Templeton übrig war, trieb dort mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Und wo eigentlich seine Flügel hätten sein sollen, waren nur noch zwei blutige Stümpfe, umgeben von zerfetzter Haut, zu sehen sowie die Reste der Male der Unsterblichkeit. Sylvester stützte sich mit der Hand auf das vernebelte Fenster. In diesem Moment betrat Garcia den Raum. Als er den Leichnam im Pool sah, blieb er wie angewurzelt stehen.
»Oh mein Gott.«
Die beiden Polizeibeamten standen schweigend da.
»Der Rest des Hauses ist sauber. Ich lass sofort die Gerichtsmedizin antanzen«, sagte Garcia nach einer Weile.
Sylvester nahm die erneut beschlagene Brille ab und wischte sie sauber, immer noch ohne ein Wort zu sagen. Garcia konnte die Augen nicht von dem schrecklichen Anblick von Templetons Leiche lösen, die in blutrotem Wasser trieb.
»Also mal ehrlich, ein Engel als Serienmörder?«, fragte Garcia völlig fassungslos. »Ist das denn überhaupt möglich?«
Sylvester setzte die Brille wieder auf und wandte sich dem Sergeant zu.
»Es muss so sein. Nur ein Engel kann einen anderen Engel töten«, erklärte er. »Und selbst das ist schier unmöglich.«
Garcia steckte seine Waffe ins Holster zurück. »Aber warum sollte ein Engel einen anderen umbringen wollen? Die haben doch alles, was man sich wünschen kann.«
»Soviel ich weiß, gibt es durchaus ein paar Engel in den höheren Rängen, die nicht ganz einverstanden sind mit einigen Entscheidungen, die die NGE in letzter Zeit so getroffen hat«, erwiderte Sylvester. »Wir müssen uns eingehend mit den Hintergründen von Templeton und Godson beschäftigen. Vielleicht stoßen wir ja auf irgendeine Parallele in den beiden Fällen, abgesehen von den Sternen.«
Garcia hatte den Blick noch immer auf die grausigen Überreste des Engels geheftet. Nach einigen Augenblicken fand der Sergeant seine Stimme wieder. »Was für ein Ungeheuer tut so etwas?«
»Ich habe keine Ahnung«, entgegnete Sylvester. »Machen wir uns an die Arbeit.«
Garcia verschwand in den Flur und rief laute Befehle, so laut, dass sie durch das ganze Haus hallten. Sylvester dachte reglos über das nach, was Garcia gesagt hatte. Insbesondere über ein Wort. Er schob es im Mund hin und her, kaute darauf herum.
Ungeheuer.
Garcia kehrte zurück und stellte sich neben ihn.
»Ich habe gerade eine Meldung von der Polizei von Ventura County erhalten, Detective«, erklärte er. »Die haben soeben drei Mitglieder der Menschlichen Verteidigungsfront festgenommen, die von Angel City aus in Richtung Norden unterwegs waren. Sie hatten Waffen bei sich. Pistolen. Messer. Und Hetzschriften.«
» MVF ?«
Garcia nickte.
Sylvester schwirrte der Kopf. »Wir haben es hier wirklich mit einer ziemlich ernsten Sache zu tun. Vielleicht ist sie sogar noch ernster, als irgendeiner von uns es sich je hätte vorstellen können.« Er trat vom Fenster weg und betrachtete durch die klare Stelle, die seine Hand auf der beschlagenen Scheibe hinterlassen hatte, die Silhouette der Stadt. »Jeder, der auf dem Walk of Angels verewigt ist, kann von
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