Angel City Love (German Edition)
Das Erstaunlichste war, dachte Maddy, dass die Stadt vom Ferrari aus völlig anders aussah. Wirklich. Und sie fühlte sich auch anders an. Roch sogar anders. Das war nicht die heruntergekommene, schmutzige Stadt, wie sie sie kannte, sondern wunderschön.
»Ich komme gern nachts hier hoch, wenn alle schlafen«, bemerkte Jackson. Der Wagen umrundete eine weitere Kurve. »Hier oben hat man das Gefühl, dass man ganz allein ist auf der Welt, weißt du? Fern all der Hektik und der Sorgen. So als würde einem die Stadt zu Füßen liegen.«
»Dir liegt doch auch wirklich die ganze Stadt zu Füßen.« Mad dy sah Jackson an. »Für den Rest von uns ist es ein bisschen anders.«
»Na, du weißt schon, wie ich das meine«, wiegelte Jackson ab.
»Und was sind deine Sorgen? Dass dir die ganzen unbedeutenden Menschen ständig auf die Pelle rücken?«
Jackson ließ seinen Blick über ihr Gesicht wandern. »Du scheinst echt zu glauben, dass ich ein total märchenhaftes Leben führe. Und wahrscheinlich stimmt das in vielerlei Hinsicht sogar. Aber in Wahrheit muss ich vieles von dem durchmachen, was auch du durchmachst. Auf mir lastet Druck. Ich stelle gewisse Erwartungen an mich selbst. Und ich bin alles andere als perfekt. Ich hab auch zu kämpfen.«
»Klar, genau«, entgegnete Maddy spöttisch und aufgebracht. »Der Typ im Hunderttausenddollar-Sportwagen will mir was vom Kämpfen erzählen.«
»Ich will damit nur sagen, dass wir beide mehr gemeinsam haben, als du vielleicht denkst.«
»Dabei weißt du doch nicht das Geringste über mich!«, platzte es aus Maddy heraus.
Hart schaltete Jackson den Gang herunter. Seine blauen Augen blitzten vor Zorn.
»Warum gibst du mir keine Chance, Maddy?«
»Weil«, rief sie, »du glaubst, du kriegst alles, was du willst. Stimmt’s nicht? Du willst was, du kriegst es. So läuft das bei dir. Aber bei mir läuft das leider anders, also kommst du damit bei mir nicht weiter. Ich fall nicht auf das viele Geld und den Charme und das Auto herein. Da musst du dich schon etwas mehr ins Zeug legen.«
Jackson nickte. Mit einem Mal wirkte er ziemlich nachdenklich. Er setzte den Blinker.
»Okay, dann lassen wir den Wagen stehen.«
Er lenkte den Ferrari über eine gekieste Ausfahrt zu einem Aussichtspunkt und stellte den Motor ab. »Denkst du, du bist warm genug angezogen?«
Maddy sah nach draußen und entdeckte eine Bank, die sich vor der glitzernden Skyline der Stadt abzeichnete.
»Ich glaub schon.«
Die Holzbank war rissig und abgewetzt, aber überraschend bequem, als sie sich darauf niederließen. Direkt vor ihnen fiel der Boden zunächst sanft ab, um dann steil in eine tiefe Schlucht überzugehen. Die Häuser der Engel, die sich wie kleine Tempel an die Abhänge schmiegten, schickten ihr Licht in die Nacht hinaus. Jackson nahm sein Jackett ab und legte es Maddy um die schlanken Schultern.
»Danke«, sagte sie. Noch nie hatte ihr jemand sein Jackett angeboten.
Jacksons Präsenz war durch die Jacke schier überwältigend. Sein Geruch raubte ihr fast die Sinne. Maddy atmete tief ein und riss sich zusammen. Schweigen machte sich zwischen ihnen breit, während sie gemeinsam die Stadt unter ihnen betrachteten. Ganz in der Nähe zirpte eine Grille, pausierte und setzte irgendwann wieder ein. Jackson ergriff das Wort.
»Du hast gesagt, du hättest mir nicht verziehen, dass ich dich angelogen habe. Aber es war gar nicht alles gelogen.« Er hielt kurz inne. »Ich war erst zwei … als mein Vater …« Er ließ den Satz in der Luft hängen.
Maddy wählte ihre folgenden Worte mit Bedacht. »Ich dachte, Engel könnten nicht sterben.«
»Auf Wahre Unsterbliche trifft das zu. Aber Geborene Unsterbliche können … zu Sterblichen gemacht werden.« Jackson beschrieb mit der Fußspitze einen Kreis im Kies. Er starrte auf den Boden, und für einen Sekundenbruchteil musste er an den Polizisten denken, der bei ihnen gewesen war, und an die verstümmelten Flügel, die man auf dem Boulevard gefunden hatte. »Ich weiß nicht mal mehr, wie er ausgesehen hat, mein Dad, abgesehen von ein paar alten Fotos, die ich von ihm habe. Er starb im Kampf gegen die terroristischen Rebellen.« Jackson wandte den Blick nach vorn und die Lichter der Stadt spiegelten sich in seinen glasigen Augen.
Maddy zog eine Augenbraue hoch – das hatten sie in der Schule in Geschichte der Engel definitiv nicht durchgenommen. Doch es gab viele Dinge, die die Engel lieber für sich behielten.
»Ich kann mir gut vorstellen, wie er
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