Angel City Love (German Edition)
ausgesehen hat«, sagte sie nach einer Weile. »Er hatte dunkle Haare. Und helle, blaue Augen.«
Jackson lachte leise und schüttelte den Kopf.
»Die Augen habe ich von meiner Mutter … und die Flügel von meinem Vater, habe ich mir sagen lassen.«
»Seine Flügel?«
Jackson nickte. »Breit und kräftig. Die Schwingen eines Kampfengels.«
Die Frage war Maddy derart schnell über die Lippen gekommen, dass sie es nicht verhindern konnte.
»Kann ich sie mal sehen?«
»Meine Flügel?«, fragte Jackson ungläubig. Schließlich ging es um sein Markenzeichen. »Du weißt nicht …« Er biss sich auf die Lippe und verstummte. Er wollte auf keinen Fall, dass dieses Mädchen ihn für eingebildet hielt.
»Klar, deine Flügel«, bestätigte Maddy, der das Ganze peinlich war. Aber sie konnte ja nun schlecht einen Rückzieher machen. »Ich meine … was ist schon dabei? Darf ich sie nicht sehen?«
Jackson stand auf und zog Maddy mit sich hoch. Maddy beobachtete, wie sich die Muskeln unter seinem Shirt anspannten. Plötzlich durchbrach das Zerreißen von Stoff die Stille der Nacht und dann kamen Jacksons Flügel aus seinem Rücken hervor. Rasiermesserscharf ragten sie hinter seinen Schultern in den nächtlichen Himmel empor und schwangen mit solcher Kraft, dass es Maddy die Haare aus dem Gesicht wehte. Die beiden Schwingen produzierten ein ohrenbetäubendes Rauschen und beeindruckten mit einer Spannweite von je zwei Metern in beide Richtungen. Dann kamen sie mächtig und muskulös zur Ruhe, als warteten sie auf das Kommando, endlich zu fliegen. Wie üblich sandten sie ein bläuliches Strahlen aus, das Maddy ins Gesicht schien. Ihr hatte es den Atem verschlagen.
»Wie findest du sie?«, wollte Jackson wissen.
Zunächst ein wenig zögerlich, kam Maddy schließlich nicht gegen ihre Neugier an. Sie strich mit den Fingern über den oberen Teil des linken Flügels. Er fühlte sich heiß an.
»Die sind … toll.«
Jackson lächelte zufrieden. »Willst du sie mal ausprobieren?«
Maddy zog die Hand zurück. »Du meinst, ich kann tatsächlich fliegen?«
»Klar. Das war der Deal.«
»Ich weiß nicht«, sagte sie unschlüssig.
Jackson hielt ihr die Hand hin. »Vertraust du mir nicht?«
Seltsamerweise wurde Maddy den Eindruck nicht los, dass hinter dieser Frage weit mehr steckte. Es ging nicht nur um diese eine Nacht. Vielmehr stand sie an einem Wendepunkt. Sie betrachtete den Engelsjungen, der da jung und makellos vor ihr stand, die Hand nach ihr ausgestreckt wie die Hand des Schicksals selbst. Es war eine einfache Antwort, ein einziges Wort, aber irgendwie war Maddy klar, dass es ihr Leben verändern würde, auf eine Weise, wie sie es sich nicht vorstellen konnte.
Ihre Lippen formten nun dieses eine, alles entscheidende Wort. »Ja.«
Maddy zog sich die Kapuze über den Kopf und zurrte die Kordel fest. »Leg deine Arme um meinen Nacken«, wies Jackson sie an, während er in die Knie ging. »Und halt dich gut fest.«
Als Maddy schließlich all ihren Mut zusammengenommen hatte, um die Augen wieder zu öffnen, jagten Jackson und sie bereits durch die düstere Schlucht vor dem Aussichtspunkt. Maddy blickte auf Jacksons Körper und die starken Schwingen hinab. Er war nicht nur kraftvoll; nein, er war dabei auch noch unheimlich elegant. Instinktiv und völlig ohne Mühe passten die Flügel sich den Luftströmungen an, während sie durch die Nacht segelten. Dann bogen sie sich, ähnlich wie die Klappen an den Flügeln von Flugzeugen, und mit einem einzigen kräftigen Stoß stiegen Maddy und Jackson steil nach oben und erhoben sich über dem Tal in die Lüfte hinauf.
Maddy stieß zunächst einen verängstigten Schrei aus, dann aber geschah etwas mit ihr. Der Schrei verwandelte sich in ein Juchzen. Und das Juchzen in ein erfreutes Lachen. Ein Lachen, das von ihren Fußspitzen auszugehen schien und dann in Wellen durch ihren gesamten Körper fuhr. Jackson und Maddy stiegen hoch hinauf, weit über Angel City, nichts als die Sterne am Firmament über ihnen.
»Ich dachte, du würdest die Arme ausbreiten!«, rief Maddy.
»Wie bitte?!« Jackson konnte sie über das Rauschen des Windes nicht verstehen.
Maddy schrie noch lauter. »Ich dachte, du würdest beim Fliegen die Arme ausbreiten! So wie Superman!«
Jackson lachte. Er streckte die Arme aus und ließ seine Handflächen über die Luftströmungen gleiten. Maddy umklammerte mit den Beinen seine Taille und strich mit den Fingern über seinen Arm, bis sie seine Hand greifen konnte.
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