Angel City Love (German Edition)
relativ günstig, und für sie bedeutete die Nähe zum Schriftzug lediglich, dass sie die ganzen nervigen »Angel-Tours«-Touristenbusse in Kauf nehmen musste, die ihr auf dem Schulweg ständig begegneten und blaue Abgaswolken ausspuckten. Menschen auf der ganzen Welt hätten alles gegeben für die Chance, mittendrin zu leben – in der berühmten Stadt der Unsterblichen. Doch was Maddy Montgomery betraf, so konnte sie es gar nicht erwarten, das alles endlich hinter sich zu lassen.
Plötzlich fiel Maddy auf, dass ihr Onkel sie abwartend ansah.
»Oh, entschuldige, was hast du gesagt?«, fragte sie.
»Glück, Maddy. Ich glaube, dass wir jetzt endlich mal Glück haben.«
»Klar. Denke ich auch«, flunkerte sie. Und sie hätte wirklich gern daran geglaubt.
Die Türglocke kündigte das Eintreffen neuer Gäste an. Langsam füllte es sich wieder.
»Ich geh dann besser mal zurück an die Arbeit«, meinte ihr Onkel. »Aber ich wünsche dir einen tollen Tag in der Schule, ja?« Maddy nickte und Kevin stand auf und verschwand. Nachdem sie allein war, fiel ihr Blick erneut auf den Schriftzug. Vielleicht hatte ihr Onkel ja recht. Sie war jetzt im Abschlussjahr und nächstes Jahr würde sie hoffentlich aufs College gehen. Womöglich würde sich für sie dann tatsächlich so manches zum Guten wenden. Als ihr klar wurde, dass sie zu spät zur Schule kommen würde, rannte sie schnell nach hinten, um sich umzuziehen.
Der Weg zur Schule führte Maddy wie immer über die Vine Street und mitten durch das Herz von Angel City. Sie ging vorbei an den hoch aufragenden Plakatwänden, auf denen die Engel Schmuck, Sonnenbrillen, Designerhandtaschen und Luxusfahrzeuge anpriesen. Die halb nackten Körper der Unsterblichen waren äußerst reizvolle Werbeträger für Labels wie Gucci, Chanel, Louis Vuitton und Christian Dior. Maddy jedoch warf nur einen flüchtigen Blick zu ihnen hoch. Ihre Klamotten stammten größtenteils aus Secondhand-Läden, und Schmuck besaß sie gar keinen, geschweige denn eine schicke Handtasche. Außerdem war sie eine der wenigen in ihrer Jahrgangsstufe, die kein eigenes Auto hatte, und wenn man in Angel City keinen fahrbaren Untersatz sein Eigen nennen konnte, dann existierte man quasi nicht.
Maddy hörte auf ihrem alten iPod laut Musik und registrierte daher kaum, dass sie jetzt auf den Angel Boulevard abbog und den berühmten Walk of Angels entlanglief. Ohne dass sie es mitbekommen hätte, stieg sie über die Bronze-Sterne auf dem Bürgersteig hinweg, in die die Namen der berühmtesten Schutzengel eingelassen waren, auf dass sie bis in alle Ewigkeit in Ehren gehalten würden. Maddy spazierte an den Souvenirläden vorbei, die kleine Engelsfiguren aus Plastik, falsche Flügel und sogar T-Shirts mit Slogans wie »Rette mich!« und Ähnliches im Angebot hatten. Massen von Touristen machten große Augen und sahen sich aufgeregt um, in der Hoffnung, womöglich einen Blick auf einen von den makellosen Unsterblichen zu erhaschen. Manchmal fragte sich Maddy, ob mit ihr wohl irgendetwas nicht stimmte. Sie konnte nicht nachvollziehen, weshalb etwas, das den Rest der Welt so brennend zu interessieren schien, sie selbst derart kalt ließ. Ob die Leute wohl etwas sahen, das ihr selbst entging?
Plötzlich musste Maddy abrupt stehen bleiben, um nicht mit einem Pulk aufgedrehter Touristen zu kollidieren, die den Bürgersteig blockierten. Sie hatten sich um einen glänzenden neuen Stern versammelt, in dessen Mitte noch kein Name stand – es handelte sich um den Stern eines zukünftigen Schutzengels. Ein paar Mädchen stießen ein begeistertes Gekreische aus, während sie für ein Foto posierten.
»Was ist denn hier los?«, erkundigte sich Maddy bei den Umstehenden.
»Na, hast du’s denn noch nicht mitbekommen?«, entgegnete ein Mädchen. »Das ist der Stern für Jackson Godspeed! Er erhält diese Woche seine Zulassung!«
Natürlich hatte Maddy bereits von diesem Engel gehört – jeder kannte ihn. Er war der schärfste, reichste und begehrteste junge Engel in ganz Angel City. Zumindest hatte man ihr das erzählt. Für Gwen und Millionen anderer kreischender Fans war er allerdings nicht nur irgendein Engel, sondern ein Gott.
Überall um sie herum hielten Touristen ihre Handys in die Höhe, um den Stern auf Video aufzuzeichnen, und sie unterhielten sich aufgeregt, während Maddy sich ihren Weg durch die Menge bahnte. Wie kann man wegen eines Gehsteigs nur so aus dem Häuschen geraten?, fragte sie sich.
Während sie an der
Weitere Kostenlose Bücher