Angel City Love (German Edition)
Highland Avenue darauf wartete, dass die Ampel auf Grün umsprang, würdigte sie die Bildschirme nicht eines Blickes, auf denen ununterbrochen Nachrichten verkündet wurden: »Wundersame nächtliche Rettungsaktion bei Kollision zweier Fahrzeuge in Malibu, sehen Sie bei uns ein exklusives Interview mit dem Geretteten – der neusten Berühmtheit in Angel City: Brad Loftin!« Nach kurzem Warten überquerte Maddy die Straße, wich einem funkelnagelneuen Mercedes aus, der keinerlei Anstalten machte, für sie zu bremsen, und nahm die verbleibenden drei Blocks zur Schule im Laufschritt.
Die Angel City Highschool war nicht das, was man vielleicht erwartet hätte. Hier gingen nicht die reichen und berühmten Engel zur Schule, wie der Name möglicherweise nahelegte. Vor vielen Jahren wäre das unter Umständen noch der Fall gewesen, aber seit Langem schon hatte man die jungen Engel aus dem öffentlichen Schulsystem abgezogen und in exklusive Privatschulen gesteckt. Obwohl auf diversen Plaketten an der Wand die Namen berühmter Engel, ehemaliger Schüler der Highschool, verzeichnet waren, hatte der letzte ihrer Art seinen Abschluss hier bereits im Jahr 1969 gemacht. Heutzutage war die Angel City Highschool nichts weiter als eine mittelmäßige staatliche Einrichtung.
Nachdem Maddy den Maschendrahtzaun und den Metalldetektor passiert hatte, schlenderte sie unter dem verblichenen Schild mit der Aufschrift »Heimat der Engel« in das Gebäude und begab sich auf den überfüllten Flur. Sofort kam Gwen, die gerade etwas auf ihrem BlackBerry las, zu ihr. In dieser Hinsicht waren sie ein eingespieltes Team. Gwen trug einen Jeansminirock und ein viel zu freizügiges Neckholdertop, das sie wahrscheinlich spätestens bis zur Mittagspause gegen etwas anderes würde eintauschen müssen.
»Oh mein Gott«, murmelte Gwen, während sie sich durch eine Reihe von Paparazzifotos scrollte. »Vivian Holycross sieht ja so süß aus in diesen Stiefeln. Und hast du das mit der Rettung in Malibu gelesen? Den ganzen Vormittag schon redet keiner von was anderem.«
»Logo«, meinte Maddy. »Engel.« Für Gwen schien im Grunde nichts wichtig außer den Unsterblichen. Jeden Tag las sie sämtliche Engelsblogs und sah sich stundenlang Berichte auf dem Engelskanal an, damit ihr ja nicht der neuste und tollste Klatsch und Tratsch entging und sie immer auf dem Laufenden war, was das Leben der Engel betraf. Welche Klamotten sie trugen. In welchen Läden sie shoppen gingen. Die tollen Autos, die sie fuhren, und die umwerfenden Häuser, in denen sie wohnten. Wenn wieder mal über eine Rettungsaktion in den Medien berichtet wurde, war Gwen wochenlang völlig aus dem Häuschen, vor allem wenn sie von einem ihrer Lieblingsschutzengel durchgeführt worden war. Sie war immer auf dem aktuellsten Stand, wer mit wem befreundet war, wer wessen Beschützer war, und – am allerwichtigsten – sie war stets darüber im Bilde, welche jungen Engel eine Freundin hatten und welche nicht. Gwen war ganz entschieden das, was man »verrückt nach Engeln« nannte.
»Wer war noch mal diese Vivian?«, wollte Maddy wissen, während sie sich auf den Weg zu ihren Schließfächern machten.
»Also echt, Maddy«, entgegnete Gwen. »Wie kannst du nur in dieser Stadt leben und keine Ahnung haben? Vivian ist rein zufällig der schönste Engel auf dem ganzen Planeten. Wir beide wären bestimmt die besten Freundinnen. Und wenn ich Jackson Godspeed schon nicht heiraten kann, dann soll sie das wenigstens tun.«
Maddy beugte sich über die Schulter ihrer Freundin und warf einen Blick auf deren BlackBerry. Auf dem Display war eine umwerfende Schönheit mit braunen Haaren zu sehen, die mit einer Sonnenbrille von Chanel und lauter Einkaufstüten durch die Straßen lief.
»Ich kann echt nicht fassen, dass du diesen Quatsch liest«, bemerkte Maddy zum hundertsten Mal. »Der Typ, der diesen Blog über die Engel betreibt, dieser Johnny, der ist doch so ein Wichser.«
»Und ich find’s echt unglaublich, dass dein Onkel dir keinen BlackBerry kaufen will«, erwiderte Gwen mit gerümpfter Nase. »Du verpasst ja echt alles.«
Maddy holte ein uraltes Klapphandy hervor und zog ihre beste Onkel-Kevin-Imitation ab. »Nur für die Hausaufgaben und für Notfälle, Maddy, nur für Hausaufgaben und Notfälle.« Kichernd ließ sie ihr Handy wieder in die Tasche plumpsen.
»Dein Onkel ist echt so was von vorgestern«, meinte Gwen. Maddy zuckte nur mit der Schulter.
»Ich bin mir sicher, er würde mir ein
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