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Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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gehört – und einmal auch die Schreie. Ich spähe durch das Loch in der Wand und verstehe plötzlich, warum Er so schnell kapituliert hat. Er weiß, dass Lilith es nicht wagen wird, Seine Beute aufzugeben, und überlässt es ihr, Seine Wünsche zu erfüllen.
    Gabriel zieht mich von ihr fort. «Hör auf, Luc. Du kannst sie nicht umbringen.»
    Ich hatte tatsächlich fester zugepackt. Ich lasse die Hände sinken und trete zurück. Und jetzt? Er hat recht. Ich kann sie nicht umbringen, ohne auch Frannie zu töten.
    In diesem Augenblick nimmt das Mädchen vor mir schimmernd Frannies Gestalt an und streckt die Hand nach mir aus.
    Begehren erfasst und schwächt mich wie eine Gezeitenwelle und wirft mich einen Schritt zurück.
    «‹Lass ihn in Ruhe› – dass ich nicht lache! Wenn ich ihn will, gehört er mir», sagt sie, und alles verschwimmt flackernd vor meinen Augen, als sie meine Wange berührt.
    Wie aus weiter Ferne höre ich Gabriels Stimme. Doch ich achte nicht darauf, denn für mich zählt allein Frannie. Ich schmiege mich an sie, spüre ihre Wärme und vergehe in einem Stoß sengender Hitze.
    «So ist’s gut», sagt sie, streckt die Hände nach meinem Gesicht aus und küsst mich.
    Ihre Anziehungskraft ist unwiderstehlich. Ich will ihr unbedingt nah sein. Ich verdichte meine Seele und sickere durch ihren geöffneten Mund. Aber während meine Seele in sie eindringt, reißt Frannies Schrei mich aus dem Bann der Lust. «Nein!»
    «Wird ein bisschen eng hier drin, was meinst du?», unterbricht Liliths Stimme sie. «Heiß und verschwitzt. Aber du weißt ja, dass ich es heiß und verschwitzt mag, Luc.»
    Ich zucke zusammen, denn ich weiß, dass Frannie unserem Gespräch lauscht. Lilith hat allerdings recht. Ich hab im Körper eines anderen noch nie so sehr unter Klaustrophobie gelitten.
    Liliths Seele wirbelt auf, riesig, aber schattenhaft und nicht zu bändigen. Ich spüre die Seele des Gastkörpers, dunkel und trübe, in den Ecken lauern. Eine Seele, die bereits für die Hölle markiert ist, denn sonst hätte Lilith deren Körper gar nicht in Besitz nehmen können.
    Dann spüre ich Frannie, ihr weißes Schillern wabert schwach um mein schimmerndes Schwarz. Doch etwas ist ganz und gar nicht in Ordnung: Ihre Seele funkelt nicht. Es ist, als sei sie zu erschöpft – verbraucht. Ich muss sie sofort von hier wegschaffen.
    «Ich könnte gehen und ein paar von diesen Seelen mitnehmen.»
    «Ausgeschlossen. Mein König will dich wiederhaben. Nach unsere letzten Begegnung zu urteilen, willst du bestimmt lange wegbleiben.»
    Eine weitere Welle des Begehrens erstickt mich beinahe, aber ich kanalisiere sie und leite sie zu ihr zurück. Kaum ist mein Kopf ein wenig klarer, geht mir auf, dass Lilith und ich gar nicht so verschieden sind. Sie ist eine Bauernfigur in Seinem Spiel – genau wie einst ich. Wenn ich ihr nur einen Ausweg zeigen könnte!
    «Du musst das nicht tun, Lilith.»
    Ihre Seele kreist dicht um Frannie und mich, blutrot durchsetzter Qualm. «Du weißt, dass ich es muss.»
    «Er benutzt dich nur – wie uns alle – in Seinem perversen Spiel. Wenn Er Frannie kriegt, wird Ihn nichts mehr aufhalten.»
    «Er ist jetzt schon durch nichts aufzuhalten. Abgesehen davon will ich Ihn vielleicht gar nicht aufhalten. Wenn Er erst der Allmächtige ist, wird alles anders.»
    «Manches wird sich nie ändern. Die Folter … was Er dir antut …»
    «Aber ich brauche das, was Er mit mir macht. Seine Lust sucht Ihresgleichen in der sterblichen Welt. Ich hatte gehofft, die von Matt würde mir genügen, aber …» Obwohl ihre Worte scharf sind, liegt darunter unterschwellig eine Angst, die sie nicht verbergen kann. Das ist der Unterschied zwischen Lilith und mir: Ich wurde aus Sünde geboren, sie hat die Sünde gewählt. Sie hat vor zigtausenden von Jahren einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Während ich meine Unsterblichkeit für die Liebe eingetauscht habe, hat sie ihre Sterblichkeit für die Lust eingetauscht.
    «Ohne Seine Lust kann ich nicht leben», fügt sie mit gebrochener Stimme hinzu. «Frannie hat es gespürt. Sie weiß es.»
    Alles dreht sich. Hat sie das erlebt? Und ist das der Grund, warum nichts übrig ist von ihr? Was hat Er ihr angetan? Schuldgefühle zerreißen mich schier und erzeugen eine schreckliche Kälte und Leere in mir.
    Ich habe es zugelassen.
    Ich denke daran, wie lebendig Frannies funkelnde saphirblaue Augen waren, und ich möchte sterben, denn ich weiß, dass dies meine Schuld ist. Ich war nicht

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