Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
stark genug, um sie zu verdienen – und zu beschützen.
Ich rufe Frannie im Geiste und umkreise ihre schimmernde Seele ganz langsam mit meiner. Ich gebe mir Mühe, meine Zweifel und die Unsicherheit zu verbergen und Lilith bei ihren Zweifeln und Unsicherheiten zu packen. «Glaubst du, Er will dich noch, wenn Er erst Frannie an Seiner Seite hat?»
«Er hat mich immer gewollt, und Er wird mich immer wollen.» Ich spüre ihren Zorn und ihre Angst, und die roten Streifen ihrer Seele werden dicker und fester.
Und dann tue ich es. Ich verschmelze meine Seele mit Frannies.
Bitte, Frannie! Bitte komm zu mir zurück!
«Ist das nicht süß?», fragt Lilith voller Bitterkeit und Hass. «Aber es ist zu spät. Sie hätte sich bereitwillig unserem König hingegeben, wenn du nicht so grob dazwischengegangen wärst.»
Frannies Seele brennt und wirbelt auf und wird mit jeder Sekunde stärker. Ich sonne mich darin und spüre, dass auch meine Seele wächst, während ihre auflebt. Zorn steigt in ihr auf, schwarzer Pfeffer in meiner Nase, und dann höre ich ihre Stimme, zuerst leise, doch immer vernehmlicher, je stärker Frannies Seele wird. Es klingt wie ein Gesang, und als er anschwillt, höre ich einzelne Worte heraus. Er wird so stark, dass Liliths Lippen sich bewegen und sie laut aussprechen.
«Lass mich gehen. Du willst mich nicht. Lass mich gehen. Du willst mich nicht.»
Ein Hoffnungsschimmer! Ich schicke Frannie all meine Kraft. Lilith stöhnt, und ich setze das bisschen Kontrolle, das ich habe, dazu ein, den Gastkörper zu lähmen, als sie wegzulaufen versucht. Lilith will an Frannie festhalten, und ich spüre, dass Frannies Entschlossenheit wankt, als Lilith uns mit finsteren Gedanken überschwemmt – Blut, Lust, Tod.
«Nein, Frannie, hör nicht hin!», sage ich und falle in ihren Gesang ein. «Lass mich gehen. Du willst mich nicht. Lass mich gehen.»
Ich spüre eine andere Welle in Frannie, und der Fluss ihrer Seele fließt stärker. Ich zerre an ihrer Kraft und sende sie zu ihr zurück.
«Luc?» Es kommt tief aus ihrem Innern, begleitet von einem Hauch warmer Schokolade.
«Konzentrier dich!», sage ich, obwohl ich selbst Mühe habe das zu tun. «Lass mich los. Du willst mich nicht.»
Sie wiederholt die Worte, lauter diesmal.
Ich spüre, dass Lilith schwankt. Ihre rauchige Seele verebbt nur für einen Augenblick, aber das reicht. Erleichterung überflutet mich, als ich fühle, dass Frannies Seele aufwirbelt – und ich Johannisbeere und Nelken schmecke. Dann ist sie fort.
Ich sammle meine Seele und mache mich daran, diesen Körper durch Liliths Mund zu verlassen, aber da entfährt ihr der Schrei einer Todesfee. Ich spüre einen heftigen Zug und erkenne, dass mich irgendeine Macht hier fesselt.
«Nein! Ich muss wenigstens einen von euch mitbringen, wenn ich zurückgehe!», schreit Lilith.
Sie wirbelt zu Gabriel herum, der sich über Frannies Körper auf dem Bett beugt. Er hat ihr eine Hand auf die Brust gelegt und die andere auf den Kopf. Er blickt auf, und die Panik in seinen Augen erfüllt mein Herz mit Grauen. «Du bist auf dich allein gestellt, Mann», erklärt er und drückt seine Lippen auf Frannies, um sie zu beatmen. «Komm schon, Frannie!», ruft er.
Ich bin hilflos in Liliths Körper gefangen, als sie sich wild entschlossen auf Frannie stürzt, um sie zurückzuholen. Aber Gabriel hebt die Hand, und weiße Blitze zucken heraus und fahren durch uns hindurch.
Lilith kreischt und fällt zu Boden, und ich habe Mühe, einen Schrei zu unterdrücken. Es tut zwar höllisch weh, doch ich weiß, dass Gabriel sich zurückgehalten hat, sonst wäre Liliths Gastkörper jetzt tot. Sie ist zwar noch am Leben, aber der Angriff hat ausgereicht, um sie für einen Augenblick abzulenken.
Ich denke an Frannie, denke an den Menschen, zu dem sie mich gemacht hat, an all das Gute, das sie in mir geweckt hat, und ich spüre, dass meine Kraft wächst. Ich dränge mit aller Macht. Lilith widersetzt sich mir stöhnend. Doch sie kann mich nicht aufhalten, und meine Seele schießt aus ihrem Körper wie ein Stein aus einer Schleuder.
Die Wucht, mit der ich in meine menschliche Hülle zurückkehre, macht mich beinahe bewusstlos. Ich habe Mühe, den Kopf klarzubekommen, und richte mich auf.
Lilith rafft sich auf und taumelt mit einem letzten Blick auf Gabriel zur Tür. Sie öffnet sie und stößt sofort mit Taylor zusammen, die im Flur steht. Taylor fallen beim Anblick von Lili, die blutüberströmt meine Wohnung verlässt, fast
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