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Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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um sie und versuche, sie mit Schwung abzuwerfen, aber sie rührt sich nicht vom Fleck – genauso wenig wie das Kissen, das sie mir aufs Gesicht drückt.
    Ich schnappe vergeblich nach Luft und umklammere das Kruzifix an meinem Hals. Ich zerreiße die Kette und schlage damit auf sie ein.
    «Ich liebe Schmuck wie jedes Mädchen, ich bin kein Dämon, Fee», sagt sie und nimmt mir das Kreuz aus der Hand. «Deshalb ist das vollkommen sinnlos, es sei denn du willst mir die Kette schenken.»
    Ich werde schwächer. Sterne blitzen vor meinen Augen auf. Meine Lunge brennt. Je mehr ich trete und boxe, desto heller werden die Sterne, bis meine Glieder so schwer sind, dass sie mir nicht mehr gehorchen. Kurz bevor die Welt schwarz wird, fühle ich einen schmerzhaften Ruck in meinem Innern. Es ist, als würde mir jemand durch den Bauchnabel die Eingeweide herausreißen.

    Als ich die Augen wieder aufschlage, sieht die Welt anders aus. Ich bin völlig verwirrt. Alles ist verschwommen und entstellt, als sähe ich in einen Zerrspiegel. Teils rührt das Verschwommene von meinem geschwollenen rechten Auge her, aber das ist es nicht allein. Ich löse den Blick von der Decke und sehe mich im Zimmer um – ein umgestoßener Stuhl, ein blutiger Streifen an der Tür. Panik durchfährt mich, als ich mich an Lilith erinnere. Ich springe auf, aber eine Welle der Benommenheit erfasst mich. Meine Beine gehorchen mir nicht, und ich taumele. Ich bin völlig daneben, fühle mich fremd im eigenen Körper. Ich drehe mich um und suche nach Lilith. Doch mein Blick fällt auf mich.
    Blass und reglos liege ich auf dem Bett.
    Ich? Bin ich tot ?
    Wie kann das ich sein? Ich stupse meinen reglosen Körper an. Nichts. Ich taste an meinem Hals nach dem Puls. Ich fühle ihn, aber nur schwach. Furcht und ein vages Grauen steigen in mir auf.
    Mit kalter Objektivität betrachte ich die blutige Hand an meinem reglosen Hals. Eine menschliche Hand mit blau lackierten Fingernägeln.
    Ich drehe mich zu dem Spiegel an der Badezimmertür um, und da steht Lilith, von oben bis unten mit Blut besudelt, aber unversehrt, und starrt mich an. Ich hebe den Arm … und sie tut es mir nach.
    «Willkommen in meiner bescheidenen Bleibe.» Liliths Stimme ist nicht die, die meine Ohren hören würden, wenn sie spräche, sondern ein Echo in meinem Kopf.
    Nein!
    Lilith lächelt mich im Spiegel an.
    Ich blicke wieder zum Bett, und mir wird bewusst, dass ich das hätte vorhersehen müssen. Ich bin eine Seherin. Das letzte Mal, als ich beinahe gestorben wäre, habe ich mich vorher tot gesehen. Ich hätte eine Warnung erhalten müssen. Bedeutet das, dass ich noch nicht richtig tot bin?
    «Genau genommen nicht», sagt Liliths Echo in meinem Kopf. Sie spürt meine Verwirrung und fährt mit triumphierender Stimme fort: «Ich habe dich an den Abgrund des Todes gebracht – nah genug, um deine Seele zu befreien. Wenn ich dich wirklich umgebracht hätte, hätten die Himmelstypen deine Seele gestohlen, und das wäre vollkommen inakzeptabel gewesen. Du gehörst mir.»
    Ich richte den Blick wieder auf meinen leblosen Körper auf dem Bett. «Ich bin nicht tot?», frage ich laut. Ich höre jedoch nicht meine, sondern Liliths Stimme.
    «Noch nicht», antwortet sie in meinem Kopf. «Ohne Seele wird sich deine Hülle nicht mehr lange halten.»
    Am Rand meines Bewusstseins tauchen einige Gewissheiten auf. Die erste: Mit Willenskraft könnte ich meine Seele zurück in den Körper zwingen. Ich könnte meine Macht einsetzen, um Lilith zu bewegen, mich gehen zu lassen.
    Die zweite Gewissheit ist die: Eigentlich müsste ich voller Angst sein … Entsetzen, irgendwas. Aber ich empfinde nichts dergleichen, denn meine Gedanken wenden sich Dunklerem zu – Rache und Hass. Wie gut es sich anfühlen würde, jemanden zu töten. Das flüchtige Gefühl, dass dieser «Jemand» Lilith sein sollte, wird von einem übermächtigen Gedanken abgelöst.
    Luc.
    Alles, was Taylor, Matt und mir widerfahren ist, ist seine Schuld. Plötzlich will ich, dass er das, was er getan hat, seinen Betrug, mit dem Tod büßt.
    Ich lasse zu, dass kalter Zorn sich meiner bemächtigt. Es fühlt sich gut an, ihm die Kontrolle zu übergeben und sich nicht mehr zu zügeln. Adrenalin schießt durch meinen Körper, sodass ich zittere, als ich zum Bücherregal gehe, einen von Lucs alten Dante-Bänden herausziehe, einfach ein paar Seiten herausreiße und wie Konfetti in die Luft werfe. Ich bin mir nicht hundert Prozent sicher, dass das sarkastische

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