Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
Computer und die Systematik ein, während Mavis lauscht und ihn unterbricht, wenn ihr etwas besonders wichtig scheint. Am Schluss dreht Chase mit mir eine Runde durch das Gebäude.
«Nächste Woche ziehen die Kinderbücher hierhin um …» Er zeigt auf einen größeren Bereich der Bibliothek in der Nähe des Eingangs, wo im Augenblick die Reiseführer stehen. «Du musst also mindestens an einem Abend lange bleiben – wahrscheinlich Donnerstag nächster Woche.»
«Kein Problem.»
Er stupst mich mit dem Ellbogen. «Danach können wir vielleicht rüber zu den Cavanaughs, zu unseren Ladys.»
Ich kann das Lachen kaum unterdrücken. Wie Frannie wohl reagieren würde, wenn ich sie «meine Lady» nennen würde? Ich male mir aus, wie sie Chase in einer eleganten Bewegung zu Boden wirft. Er missversteht mein Lächeln und zieht vielsagend die Augenbrauen hoch.
«Die Cavanaugh-Mädels sind heiß, was?»
Mein Lächeln wird breiter. «Allerdings.»
Er schiebt die Hand in die Tasche und zieht einen Schlüssel heraus. «Mavis schließt morgens immer auf», sagt er und zeigt mit einem Nicken auf die Ausgabe. «Wir sind fürs Abschließen zuständig, also brauchst du den.»
Als ich den Schlüssel entgegennehme, fällt mein Blick auf die Neue aus meinem Haus – Lili. Sie schiebt sich an einem Besucher vorbei, der gerade hinausgeht. Hinter dem Eingang bleibt sie stehen und dreht sich um, als wolle sie gleich wieder gehen.
«Entschuldige mich», sage ich zu Chase und trete zu ihr.
«Brauchst du was, Lili?»
Sie zuckt zusammen und sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an. Als sie mich erkennt, atmet sie erleichtert aus. «Oh, hi, Luc.»
Ich lächele sie beruhigend an. «Kann ich dir irgendwie behilflich sein?»
«Ähm … Ich hatte gehofft, die hätten hier ein Schwarzes Brett mit Jobangeboten oder so.»
«Suchst du Arbeit?»
«Die Miete für diesen Monat habe ich gerade so zusammengekratzt. Ich muss schnell was finden.»
«Hm …» Ich blicke mich um, aber an dem einzigen Anschlagbrett, das ich entdecke, finden sich nur bibliotheksinterne Nachrichten: Vorlesestunden für Kinder und eine Autorenlesung. «Ich frag mal Mavis.»
Lili zuckt erneut zusammen, als ich sie am Arm fasse, um mit ihr zur Ausgabe zu gehen, aber sie atmet langsam aus und wagt ein zaghaftes Lächeln.
Mavis scannt gerade Bücher ein.
«Mavis, wissen Sie, ob irgendwo ein Schwarzes Brett für Aushilfsjobs ist?»
Mavis richtet den Blick auf Lili und spielt mit einem winzigen Silberkreuz, das sie an einer zierlichen Kette um den Hals trägt. «Außer in der Zeitung? Vielleicht im Gemeindezentrum in der Elm Street. Dort könnten Sie es mal versuchen.»
«Danke.» Lili senkt den Blick.
«Weißt du, wo das ist?», frage ich, als ich sie zur Tür begleite.
Lili nickt. «Du arbeitest hier?» Sie lässt den Blick über die Regale schweifen.
«Seit heute.»
Ihre Augen leuchten auf, und ein echtes Lächeln macht sich breit. «Dann bist du also mehr als nur ein hübsches Gesicht.»
Ich lache laut auf, und Mavis bedenkt mich über den Rand ihrer Lesebrille hinweg mit einem tadelnden Blick.
Lili bemerkt es, zuckt zusammen und schlägt die Augen nieder. «Tut mir leid», flüstert sie.
«Meine Schuld.» Ich schenke ihr noch ein beruhigendes Lächeln. «Keine Sorge. Sehen wir uns später?»
Sie nickt und huscht nach draußen.
Als ich zur Ausgabe zurückkehren will, schwingt die Tür auf, und Rhenanian kommt herein. Sein Blick wandert über die erste Regalreihe, aber er gilt nicht den Büchern. Er gilt mir. Rhenanian nickt beinahe unmerklich – eine Erinnerung daran, dass er mich beobachtet.
Mir nachstellt, wohl eher.
Doch lieber mir als Frannie. Ich würde es Frannie nie verraten, aber nach der Party bei Chase bin ich mir nicht so sicher, ob Matt wirklich ganz bei der Sache ist. Es war meine Schuld, dass Rhenanian und seine Leute da waren, doch Matt hätte es mitkriegen müssen, bevor sie so nah herankamen. Gabriel hat Matt ausgewählt, weil er ein persönliches Interesse an Frannie hat, aber ich weiß nicht, ob das reicht.
Rhenanian lächelt, wobei seine Beißer aufblitzen, bevor er sich umdreht und die Bibliothek verlässt. Ich sehe, dass er sich auf den Fahrersitz eines silbernen Lincoln mit schwarzem Faltdach setzt. Ich hoffe, dass er verschwindet, doch das tut er nicht. Wahrscheinlich ist es besser so. Es hat etwas Beruhigendes, seinen Feind zu kennen – oder wenigstens zu wissen, wo er sich herumtreibt.
Frannie ist mit ihren Freunden am
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