Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
Baggersee. Ich wollte es ihr ausreden, aber sie hat darauf bestanden, und Matt hat geschworen, seinen Job zu erledigen. Am Ende habe ich nachgegeben, denn Frannie kann nicht leben wie ein Tier im Käfig. Sie braucht ihre Freiheit. Das bedeutet, dass ich Matt vertrauen muss.
Trotzdem ist es besser, dass ich nun ein Auge auf Rhenanian haben kann.
Als ich die Bibliothek um fünf verlasse, ist er immer noch da und beobachtet mich. Soll ich in meine Wohnung fahren – und mich ganz von Frannie fernhalten? Ich bringe es einfach nicht über mich. Ich muss sie sehen und mich davon überzeugen, dass es ihr gutgeht. Also setze ich mich in den Shelby und fahre an den Baggersee.
Rhenanian folgt mir.
Obwohl er keine unmittelbare Bedrohung für Frannie darzustellen scheint, gefällt mir das nicht. Ich gebe es nur ungern zu, aber ich wünschte, Gabriel wäre nicht gegangen, denn mein teuflischer Schatten ist eine ernste Bedrohung für Frannies Sicherheit.
Frannie ist womöglich besser dran, wenn ich sie verlasse, geht mir durch den Kopf. Aber selbst wenn das stimmt, weiß ich nicht, ob ich das über mich bringen würde – trotz des Versprechens, das ich ihrem Großvater gegeben habe.
Frannie
Als ich Luc auf einem Felsblock stehen sehe, muss ich grinsen. Ich schwimme zu ihm und hieve mich aus dem Wasser, um mich an ihn zu schmiegen. Dabei wird er patschnass, aber er zieht mich nur enger an sich.
Die Situation weckt Erinnerungen. Ich schaue hinüber zu dem Schaukelseil und denke an die Nacht unter den Sternen, als ich Luc zum See mitgenommen habe. Mich schaudert. Es war nicht unser erster Kuss, aber es war eindeutig der romantischste – und bis dahin die romantischste Nacht meines Lebens. Das lag vielleicht an den Sternen. Aber vor allem ist Luc in der Nacht aus der Deckung gekommen und hat mir gezeigt, wer er wirklich ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich genau da in ihn verliebt habe, obwohl ich mir das damals niemals eingestanden hätte.
Aber im Augenblick hat sich Angelique Preston des Seils bemächtigt, und die kann ich auf den Tod nicht leiden. Sie sitzt auf der Holzscheibe am Ende des Seils und schwingt über den Baggersee. Bemüht, dabei möglichst sexy auszusehen, lässt sie die blonden Locken fliegen und zieht den Fuß durchs Wasser. Natürlich geht sie nicht ins Wasser. Gott bewahre, sie könnte sich die Frisur und das Make-up ruinieren und am Ende aussehen wie eine ertrunkene Ratte. Ihr schwarzes Bikinioberteil hält ihre üppigen Brüste kaum, und ich hoffe, Luc und ich sind weg, bevor sie noch ein paar Bier mehr intus hat und die Dinger ganz freilegt. Zu ihrer Ehre muss ich sagen, dass sie echt sind. Wir alle, Jungen wie Mädchen, haben seit der sechsten Klasse ebenso fasziniert wie interessiert beobachtet, wie sie gewachsen sind.
Riley und Trevor ziehen sich an den Felsen aus dem Wasser und kommen zu uns.
«Hey, Luc», sagt Trevor. «Konntest du dich von den Büchern losreißen?»
Ich versetze ihm einen Knuff. «Halt’s Maul, Trev! Wenn du lesen könntest …»
Er ringt sich ein sarkastisches Grinsen ab.
«Wo ist Tay?», frage ich.
Riley zeigt auf eine Gruppe von Typen, die an der Klippe, die eigentlich gar keine ist, mit Tauchsprüngen angeben. Es ist nur eine Stelle, wo die Felsen ein wenig über das Wasser ragen – höchstens drei Meter, aber die Jungen fühlen sich vermutlich wie richtige Männer, wenn sie es als Klippe bezeichnen.
Klar, dass Taylor sich da oben herumtreibt. Sie sieht phantastisch aus in ihrem roten String-Bikini.
«Heilige Scheiße! Ist das etwa Brendan?»
Riley nickt. «Er ist über den Sommer wieder da.»
Was zum Teufel denkt Taylor sich dabei?
Ich setze einen finsteren Blick auf. «Demnach ist ihm wieder eingefallen, dass Taylor existiert. Wie nett von ihm!»
An Brendan Nelson hat Taylor ihre Unschuld verloren. Trotz ihrer großen Klappe ist er der Einzige, mit dem sie je geschlafen hat, und der Einzige, der ihr je das Herz gebrochen hat. Er ist letztes Jahr mit einem Football-Vollstipendium auf die Penn State gegangen, und Taylor dachte, sie wären noch zusammen. Als er ihre Anrufe nicht mehr entgegennahm und ihr verschwieg, dass er über Thanksgiving zu Hause war, kapierte sie endlich, dass dem nicht so war.
«Ich weiß», sagt Riley. «Nicht zu fassen, dass sie da rumhängt.»
Trevor verdreht die Augen. «Der Typ ist ein Arschloch.»
Im selben Moment legt Brendan einen muskulösen Arm um Taylors Taille, und sie legt ihm den Arm um die Schulter und küsst
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