Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
mich weiter wütend an, ohne zu antworten.
Ich schlage ein Bein über das andere. «Seltsam, aber offenbar sind wir auf derselben Seite.»
«Soll heißen …?»
«Soll heißen, dass es mir nicht das Herz brechen würde, wenn der Dämon verschwände.»
Ein ruchloses Lächeln spielt um seine Lippen, was sein Gesicht noch um einiges dämonischer macht. Ich habe sein Interesse geweckt.
«Er ist ein Dämon. Genauso dumm wie die anderen Dämonen.» Ich zeige auf seine debilen Begleiter.
Er knurrt mich an, und seine Augen lodern rot, aber er rührt sich nicht.
«Wie schwer kann es schon sein, ihn dazu zu bringen zu sündigen? Und damit seine Markierung umzukehren?», fahre ich fort.
Der große Dämon lehnt sich in den Sitz. «Ich höre.»
«Ihr brauchst ihn in Dämongestalt, um ihn vor Gericht zu stellen, richtig?»
«Vorzugsweise.» Rhenanian verzieht das Gesicht zu einem raubtierhaften Grinsen – wie eine Katze, die eine Maus im Visier hat. «Aber seine sterbliche Seele in die Hölle zu schleifen kommt gleich an zweiter Stelle.»
«Schön. Wenn er also überzeugt werden könnte …» Ich halte abrupt inne, weil ich beinahe Frannies Geheimnis verraten hätte. «Ich glaube, ich weiß einen Weg, ihn wieder in einen Dämon zu verwandeln.»
Rhenanians Augen blitzen rot auf. «Wie?»
«Darum kümmere ich mich. Halt du dich nur bereit. Wenn es so weit ist, musst du schnell sein, bevor sie …» Ich unterbreche mich noch einmal. «Halte dich einfach bereit!»
Er zerrt an meinem T-Shirt. «Ein bisschen mehr brauche ich schon, Cherub. Einzelheiten.»
Der Tweedle-Bruder, der neben mir auf der Rückbank sitzt, will meinen Arm packen, und ich schieße einen weißen Blitz auf ihn. Nur so stark, dass er die Finger von mir lässt.
«Nein.» Ich beuge mich vor, bis mein Gesicht dicht vor Rhenanians Gesicht ist. Er soll sehen, dass ich mich nicht einschüchtern lasse.
Er ringt sich ein Grinsen ab und beobachtet, wie Tweedle-Bruder Nummer eins kocht. Als Tweedle-Bruder Nummer zwei es mir mit erhobener roter Faust heimzahlen will, lässt Rhenanian mein T-Shirt los und gibt ihm eins auf die Nase. Er schaut mich an und verzieht das Gesicht. «Ich soll dir vertrauen? Wie blöd bin ich denn deiner Meinung nach?»
Ich kann mir ein affektiertes Grinsen nicht verkneifen. «Ungefähr genauso blöd wie alle Dämonen.»
Im Nu habe ich seine heiße Faust im Gesicht. Ich hebe in gespielter Unschuld die Hände. «Hey, du hast danach gefragt, und Engel können nun mal nicht lügen.»
Seine Faust glüht einen Augenblick heller auf, bevor er sie mit finsterem Blick senkt.
«Halt dich einfach bereit», sage ich, bevor ich mich zurück zum Baggersee, zu Frannie, transferiere.
Ich muss Luc nur davon überzeugen, dass sie ohne ihn besser dran ist. Er verschwindet, sie kommt über ihn hinweg, et voilà , er ist entweder tot oder wieder ein Dämon. Mir soll beides recht sein. Sollte er wieder zum Dämon werden, dann nimmt Rhenanian ihn mit in die Hölle und sorgt so dafür, dass er nicht mehr zurückkehrt.
Ich beobachte, wie Frannie und Taylor sich gegenseitig Wasser ins Gesicht spritzen, und habe beinahe Schuldgefühle. Doch Luc wird Frannie auf jeden Fall enttäuschen, so viel steht fest. Er ist seinem wahren Wesen nach ein Dämon. Und wer weiß, wie viel Leid er ihr noch zufügen könnte.
Es ist besser für sie, wenn es gar nicht erst so weit kommt. Ich tue das Richtige.
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Kapitel 7
Schuldig wie die Sünde
Luc
Ich fahre auf den Parkplatz, mache den Motor aus und beobachte im Rückspiegel, wie Rhenanian in eine Parklücke an der Ecke des Platzes fährt. Durch die getönten Scheiben kann ich ihn nicht erkennen, doch als die bernsteinfarbene Dämmerung in die Nacht übergeht, sehe ich im Wageninnern rote Augen glühen, die mich anstarren.
Er ist auf einer Mission, genau wie ich es war. Scheitern bedeutet Ausreißen der Gliedmaßen und ewiges Fegefeuer. Ich bin mir ziemlich sicher, dass niemand ihn in einen Menschen verwandeln und seine Seele für den Himmel markieren wird. Und das heißt, er wird nicht lockerlassen.
Ich sitze im Auto und beobachte ihn, wie er mich beobachtet. Wie soll das laufen? Wie soll ich ihn loswerden? Solange er mein Schatten ist, muss ich mich von Frannie fernhalten. Es war ganz schön egoistisch von mir, zum Baggersee zu fahren. Ich darf sie nicht in Gefahr bringen.
Als ich aussteige, hält Lilis Pick-up gerade neben mir.
«Hey, Luc!» Lili hält eine flache weiße Schachtel hoch.
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