Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
und Luc sich wieder wegen der Kreuzzüge in die Haare geraten.
«Nächsten Mittwoch gibt es einen Test», beendet Mr. Sanghetti die Stunde und nickt Luc mit gehässigem Lächeln zu. «An Ihrer Stelle würde ich bis dahin Kapitel achtzehn studieren.»
«Da wird er es dir heimzahlen», flüstere ich Luc zu.
«Er kann fragen, was er will», entgegnet Luc im Aufstehen. «Ich werde sowieso auf alles die Antwort wissen.» Mit den Worten knüllt er seinen Bericht zusammen und schießt ihn wie einen Basketball auf Mr. Sanghettis Pult.
«Und für den Bericht wird er dir eine Sechs geben.»
«Weil ich ihn einen Tag früher abgebe? Das soll er mal versuchen.»
«Und wie, bitte schön, kommt es, dass du so viel über Geschichte weißt?»
«History Channel.»
«Offenbar hängst du ständig davor, denn wenn man dich reden hört, könnte man glauben, du wärst damals dabei gewesen.»
Luc lacht schallend auf. «Ach ja? Vielleicht in einem früheren Leben.»
Würde mich nicht mal wundern, schießt es mir durch den Kopf. Bei Luc ist einfach alles möglich.
Luc
Als Frannie und ich die Cafeteria betreten, dreht sich mir der Magen um. Nur dass es diesmal nichts mit dem Fraß dort zu tun hat. Vielmehr sitzt Gabriel Taylor und Riley gegenüber. Auf meinem Platz. Für einen Moment schließe ich die Augen, in der Hoffnung, dass er weg ist, wenn ich sie wieder öffne und ich ihn mir lediglich eingebildet habe. Aber nein, er ist noch da, in all seiner glänzenden Pracht. Kurz spiele ich mit dem Gedanken, meine Macht einzusetzen und den Stuhl unter seinem Hintern verschwinden zu lassen, doch mit solchen Kindereien kann man Gabriel nicht beikommen. Schon jetzt läuft eine rötliche Zickzackspur über meine geballte Faust – höchste Zeit, mich zu beruhigen.
Auch Frannie hat Gabriel entdeckt, sie strahlt, lässt ihre Tasche fallen und setzt sich neben ihn. Viel zu dicht neben ihn für meinen Geschmack.
Gabriel wirft mir einen triumphierenden Blick zu und legt seinen Arm auf Frannies Stuhllehne. Ich lasse einen unsichtbaren Blitz aufzucken, und seine Hand fliegt weg. Dann nehme ich an Frannies anderer Seite Platz und rücke an sie heran. Kein sehr kluger Zug, denn ich glühe vor Wut. Trotzdem muss ich es riskieren, denn sonst hat dieser elende Betrüger Gabriel sie nach dem Lunch markiert.
Taylor und Riley sind völlig aufgedreht und lenken Frannie ein wenig ab. Das hilft.
«Ich hol mir was zu essen», sagt Frannie und versetzt Taylor unter dem Tisch einen Tritt. «Kommt jemand mit?»
«Meinetwegen.» Taylor zieht Riley am Arm mit sich. Gleich drauf sind die drei unterwegs zur Theke.
«Hör auf damit», zische ich Gabriel zu. «Du könntest ernsthaften Schaden anrichten.»
«Im Krieg und in der Liebe sind alle Mittel erlaubt», gibt er zufrieden zurück.
«Interessant. Und deshalb habt ihr beschlossen, die Regeln zu brechen? Wie passt das denn zu eurem Saubermann-Image?»
«Seit wann spielst du den Moralapostel? Ausgerechnet du. Abgesehen davon breche ich keine Regeln.»
«Vielleicht nicht die offiziellen. Aber du könntest Frannie wehtun, und das will ich nicht.» Logisch, und deshalb versuche ich auch, sie in den Abgrund zu locken, wo ewige Marterqualen auf sie warten.
Gabriels Mund verzieht sich spöttisch, doch dann stutzt er und betrachtet mich aufmerksam. «Mann», sagt er verwundert. «Das war ja nicht mal gelogen.»
Frannie kommt zurück. Mit klapperndem Besteck setzt sie ihr Tablett ab und zwängt sich zwischen uns auf ihren Stuhl. Gabriel und ich lassen voneinander ab.
«Über was redet ihr?», fragt sie fröhlich, obwohl jeder sehen kann, dass Gabriel und ich uns am liebsten an die Gurgel gehen würden. «Seit wann habt ihr euch eigentlich nicht mehr gesehen?»
Seit Jahrhunderten. «Ist schon eine Weile her», antworte ich und funkele Gabriel wütend an.
Auch Taylor und Riley kehren zurück. Sie knallen ihre Tabletts auf den Tisch. «Was ich dich noch fragen wollte, Gabe.» Riley klimpert mit den Wimpern und schubst Taylor zur Seite, um sich Gabriel direkt gegenüber zu setzen. «Woher kommst du eigentlich?»
«Heaven», antwortet Gabriel und umgibt sich mit einem Strahlen, das ich regelrecht obszön finde. Würde jemand genau hinsehen, wäre klar, dass es nicht von ihm allein ausgeht.
«Wow», sagt Taylor und stößt Riley mit dem Ellbogen fort. «Wo ist das? In Montana oder so?»
«So was in der Art.»
Riley und Taylor betrachten ihn hingerissen. Das also ist Gabriels Masche. Da Engel nicht lügen
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