Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
«Nenn es eine Ahnung», entgegnet er und betrachtet mich mit seinen blauen Augen. Mit einem Mal bin ich sicher, dass er tief in mich hineinschaut und alles erkennt. Ich schüttele seine Hand ab und drehe mich zu Luc um.
Für einen Moment wirkt sein Blick besorgt, aber dann hat er sich wieder im Griff. «Und was ist mit der anderen Seite? Glaubst du denn an die Hölle und den Teufel?» Gespannt sieht er mich an.
Ich schaue ihm direkt in die Augen. «Absolut.»
«Das ist nicht fair», sagt Gabe. Ich höre das Samtweiche seiner Stimme, drehe mich aber lieber nicht zu ihm um, denn ich will nicht noch einmal in seinen blauen Augen versinken.
In Lucs schwarzen Augen glimmt ein rötlicher Funke auf. Lässig lehnt er sich zurück und legt seinen Arm auf meine Stuhllehne. «Gut, dann ist das mit Samstag klar. Willst du zu mir kommen?»
Bei seinem Lächeln wird mir ganz anders, aber ich gehe lieber auf Nummer sicher. «Wie wäre es bei mir?»
«Beim Papst, der obersten aller Nonnen und den vier Marys? Klingt verlockend.»
«Und wie», sage ich und verdrehe die Augen.
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Kapitel 5 Auf direktem Weg in die Hölle
Luc
Ich sitze auf dem Boden meiner dunklen Wohnung und würde am liebsten den Kopf gegen die Wand schlagen. Vor meinem Fenster flattern Fledermäuse durch die Abenddämmerung. Wish You Were Here von Pink Floyd hämmert so laut aus den Boxen, dass ich es im ganzen Körper spüre.
Noch nie war ich derart von einer Seele besessen. Die ganze Woche über habe ich Frannie und Gabriel beobachtet und wieder diese Dinge gespürt, für die ich keinen Namen habe. Ich wünschte, Gabriel wäre tot, so viel ist mir immerhin klar. Er hat es geschafft, dass ich völlig fertig bin mit den Nerven. Mein Selbstvertrauen ist zum Teufel. Und ich muss mich ernsthaft zwingen, nicht sofort in meinen Mustang zu springen und zu Frannies Haus zu fahren.
Aber was würde ich tun, wenn ich da wäre? Ich weiß, was ich tun möchte , ich kann an nichts anderes denken, seitdem ich sie zum ersten Mal gesehen habe.
Und was, wenn Gabriel da ist? Ich stelle mir vor, wie er das mit Frannie tut, was ich mit ihr tun möchte, und verspüre einen Stich von – Eifersucht? Ernsthaft?
Nur dass er es niemals tun würde, denn das wäre ihm zu riskant. Er ist nicht auf Frannies Körper aus, sondern will ihre Seele, ebenso wie ich. Und woher weiß ich, dass er nicht schon dabei ist, sie zu markieren? Jetzt, in diesem Moment? Vielleicht sollte ich doch zu Frannie fahren, nur um mich zu vergewissern, dass Gabriel nicht bei ihr ist?
Jetzt schlage ich meinen Kopf tatsächlich gegen die Wand.
Okay, nehmen wir an, er wäre bei ihr. Was dann?
Im Geist sehe ich mich in ihr Zimmer stürzen und Frannies halbnackten Körper Gabriels Armen entreißen.
Bin ich wirklich so tief gesunken, dass ich Frannie vor einem schleimigen Engel retten will?
In der Stille zwischen zwei Songs höre ich mein eigenes teuflisches Gelächter. Was ist denn so Besonderes an diesem Mädchen? Sie ist einfach ein Mädchen, weiter nichts. Nur eine Zielperson. Und leider auch das Objekt meiner Phantasien.
Ich raufe mir die Haare.
Mit geschlossenen Augen versuche ich, ihr Bild zu verjagen, und ersetze es durch das meines Chefs Beherit, dem Großherzog der Hölle und Leiter der Akquisition. Ich stelle mir vor, was er mir antun wird, falls ich versage, in der Hoffnung, dass die Furcht meine Begierde verdrängt.
Scheint zu funktionieren. Mir wird kalt. Wie eine schwarze Schlange windet sich die Angst durch meine Innereien. Im Geist sehe ich mich vor Beherit und König Lucifer knien und auf ihr Urteil warten. Doch dann wird aus der Angst Verzweiflung, denn sollten sie mich jetzt zurückholen, werde ich nie wissen, wie es ist, Frannie zu berühren, sie zu küssen, mit ihr zusammen zu sein.
Noch einmal schlage ich den Kopf gegen die Wand.
Ich weiß ja nicht einmal, weshalb Frannie ihnen dermaßen wichtig ist und welche Pläne sie für sie haben. Ich werde es auch nie erfahren, denn Beherit ist so geheimniskrämerisch, dass es schon paranoid ist, und lässt sich grundsätzlich nicht in die Karten schauen.
Ich reibe mir den Kopf und versuche, meine Gedanken zu ordnen. Eigentlich läuft es doch gar nicht so schlecht. Die anderen aus der Akquisition haben Frannie nicht einmal gefunden, ich schon. Der Rest müsste ein Kinderspiel sein, Gabriel hin oder her. Er ist nur ein kleines Hindernis. Gut, er setzt seine Macht ein, um sie einzuwickeln, aber zu weit darf er nun mal
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