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Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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nicht gehen, ohne mir in die Hände zu spielen … aber das Bild von ihm mit ihr lässt mich einfach nicht los. Mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen. Doch dann ersetze ich Gabriel durch mich und stelle mir vor, wie Frannie und ich …
    Morgen. Morgen gehört sie mir.
    Ich raffe mich auf, gehe ins Bad und schaue die Dusche an. Wie funktioniert dieses Scheißding überhaupt? Versuchsweise drehe ich an einem der Knöpfe. Ein kühler Sprühregen kommt herunter, der sich langsam erwärmt. Das war also der falsche Knopf. Den anderen drehe ich komplett auf, wünsche mir die Kleider vom Leib und trete unter die eiskalten Wasserstrahlen.
    So weit ist es gekommen. Ich brauche eine kalte Dusche, um einen klaren Kopf zu kriegen.
    Frannie
    «Warum sprecht ihr in eurer Familie eigentlich nie über deinen Bruder?» Mit dem Ärmel reibt Taylor den Staub von einem Bilderrahmen und stellt ihn zurück auf meine Kommode. Auf dem gerahmten Foto stehe ich in der Garage meines Großvaters und mache mit den Fingern Hasenohren über Matts blondem Lockenkopf. Er tut, als wolle er mich mit einem Schraubenschlüssel schlagen. Damals waren wir sieben. Das Foto wurde eine Woche vor Matts Tod aufgenommen.
    Ich schlucke den Kloß hinunter, der sich in meiner Kehle gebildet hat. «Was gibt es da zu reden? Das ist lange her.»
    «Trotzdem.» Taylor vertieft sich in das Foto. «Es muss doch schrecklich gewesen sein.»
    «Taylor, ich will nicht darüber reden.»
    «Ist ja schon gut», lenkt sie ein.
    «Tut mir leid, Tay», entschuldige ich mich mit gesenktem Kopf. «Es war schrecklich, aber ich weiß einfach nicht, was ich groß dazu sagen soll. Es war ein Unfall –» Plötzlich wird mir übel. Ich ringe nach Atem, und mir wird schwarz vor Augen, als wäre ich kurz davor, in Ohnmacht zu fallen.
    «Um Gottes willen, Fee, was hast du?» Mit einem Satz ist Taylor bei mir, kniet sich vor mich und starrt mich an.
    «Nichts», keuche ich und umklammere ihre Schultern. «Es ist alles okay.»
    Taylor springt auf. «Ich hole deine Mutter.»
    «Nein!» Ich stütze die Hände auf die Knie und versuche, ruhig zu atmen. «Es geht mir gut.»
    «Und was war das gerade? Hast du Asthma? Warum hast du mir das nie gesagt?»
    Es gibt eine Menge Dinge, die ich dir nicht gesagt habe.
    Noch einmal schaue ich zu Matts Foto hinüber, konzentriere mich auf meinen Atem und nehme dann mein Mathe-Buch. «Komm, lass uns weitermachen.»
    Taylor mustert mich skeptisch. «Bist du sicher, dass dir nichts fehlt?»
    «Ja.»
    «Na gut.» Taylor setzt sich auf den Teppich und kaut am Radiergummiende ihres Bleistifts. «Sag mal, wie kommt es eigentlich, dass von den beiden heißesten Typen des Universums einer dein Aufsatz- und der andere dein Laborpartner ist?»
    «Keine Ahnung», entgegne ich, ohne aufzusehen. «Karma vermutlich.»
    «Und dann sind auch noch beide hinter dir her, als wärst du plötzlich Paris Hilton. Ich begreife das nicht.»
    «Vielen Dank», schnaube ich. «Aber hinter mir ist niemand her.» Was nicht so ganz die Wahrheit ist. In Wahrheit sind die beiden tatsächlich irgendwie hinter mir her. Was mir – irgendwie – gefällt.
    Um mein Lächeln zu verbergen, kneife ich die Lippen zusammen und verteile Klebstoff hinten auf dem Bild der Mona Lisa, das ich aus der Zeitung ausgeschnitten habe. Das Bild klebe ich auf die kleine orangerote Fläche auf der Wand, gleich über meiner Kommode. Taylor kichert, nimmt einen Kugelschreiber und steht auf. «Mona Lisa müsste mal flachgelegt werden», kritzelt sie unter das Bild.
    «Dein Zimmer muss neu gestrichen werden», teilt sie mir mit, betrachtet die Kunstwerke, die ich in den vergangenen Jahren an den Wänden angebracht habe, und setzt sich dann wieder auf den Teppich.
    «Hm», mache ich und schaue mich um. Beinah jeder Tapetenfleck ist zugepflastert mit Bildern von Menschen, Blumen und Gegenständen, fast alle sind mit Kommentaren von Taylor oder Riley versehen. Alle paar Jahre fahren wir in den Baumarkt und fragen nach Tapetenresten und Farben, die aus dem Sortiment genommen werden. Meistens bekommen wir sie umsonst. Damit tapezieren wir dann mein Zimmer. Beim letzten Mal haben wir die Wände orange, weinrot, blütenrosa, taupe, gummigrün und in einem Blau-Ton wie auf Rotkehlchen-Eiern beklebt und bemalt. Inzwischen dürften da sechs Lagen Papier und Farbe haften.
    «Ich glaube, ich lasse alles so, wie es ist. Wenn ich in L.A. aufs College gehe, will ich in den Ferien nicht in ein kahles Zimmer

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