Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
ich nicht weiß.
Zeit, Pokerface aufzusetzen. «Ach komm, Gabriel, wir wissen doch beide, dass du sie noch nicht markiert hast. Muss schwieriger sein als gedacht. Vielleicht steckt doch ein bisschen zu viel Teuflisches in ihr.»
Gabriel wirkt immer noch selbstgefällig. Erst als er den Mund aufmacht, verrät ihn sein frustrierter Unterton. Anscheinend habe ich einen Nerv getroffen.
«Du bist noch immer derselbe Idiot, der du schon immer warst. Diese widerliche Arroganz und dieser Stolz – die dich überhaupt erst zu dem gemacht haben, was du bist. Und ich dachte, nach all den Jahrtausenden hättest du es endlich mal in den Griff bekommen. Aber du hast wirklich keine Ahnung, warum du hier bist? Oder was es mit Frannie auf sich hat?»
Jetzt hat er einen Nerv getroffen, aber ich zwinge mich, mir nichts anmerken zu lassen. Dass er recht hat, muss er ja nicht wissen. «Das, was zählt, ist Frannies Seele. Und die wird in Kürze für die Hölle markiert.»
«Träum weiter», gibt Gabriel zurück. Am liebsten würde ich ihn umbringen. Allerdings habe ich das schon mal versucht und muss gestehen, es ist ziemlich in die Hose gegangen. Dieser Engel ist zäher, als man denkt.
Frannie kehrt zurück und streift meinen Ellbogen. «Bist du so weit?», fragt sie.
«Klar.» Ich lege meine Fingerspitzen tief unten an ihre Wirbelsäule und dirigiere sie über den Flur zum Klassenzimmer. Jemand wie ich hat es nicht nötig zu schummeln. Nicht einmal meine Macht muss ich einsetzen – lediglich meinen Charme.
Frannie
Ich bin noch immer leicht benommen und versuche, wieder klar zu denken. Aber irgendwie macht Gabe mich sprachlos. Unauffällig schaue ich zurück. Durch die nachdrängenden Schüler hindurch erhasche ich einen Blick auf ihn. Er lehnt an einem Schließfach und beobachtet mich. O Gott, wie kann jemand nur so schön sein? Um mein flatterndes Herz zu beruhigen, atme ich tief durch und drehe mich zu Luc um, der allerdings auch verdammt gut aussieht.
«Wie war Mathe?», beginne ich und ignoriere die Pheromonwolken der Mädchen, die Luc angaffen, während wir uns einen Weg durch die Menge der Schüler bahnen. Es kostet große Selbstbeherrschung, mich nicht noch einmal nach Gabe umzudrehen. Lieber überlasse ich mich dem Gefühl von Lucs Hand auf meinem Rücken, die mich an den verbotensten Stellen zum Erglühen bringt.
«Ich glaube, ich bin der Lieblingsschüler von Mrs. Felch.»
«Wirklich? Ich wusste doch, dass mit dir etwas nicht stimmt.» Ich versuche einen abfälligen Blick, doch der gelingt mir nicht im Geringsten. Gleich darauf rempelt Taylor mich von hinten an.
«Hast du schon gehört?», fragt sie. «Gabe ist hier. Hier auf unserer Schule!»
Lucs Miene verdunkelt sich.
«Weiß ich. Er ist mein Laborpartner in Physik», erwidere ich so triumphierend, dass es mich selbst überrascht.
Entgeistert sieht Taylor mich an. «Dein Laborpartner ?», fragt sie. «Ich kann nicht fassen, wie unfair das Leben ist.»
Ich zucke nur mit den Schultern.
«Wir sprechen uns beim Lunch», verabschiedet sich Taylor und verschwindet in ihrem Klassenzimmer.
«Taylor ist echt verrückt», brummele ich vor mich hin.
«Vielleicht sollten wir sie mit Gabe verkuppeln», schlägt Luc vor.
«Hmhm», murmele ich nur.
Wir betreten das Klassenzimmer. Mr. Sanghetti sieht von seinem Pult auf und durchbohrt Luc mit feindseligem Blick.
Luc lässt sich neben mir nieder, zieht ein paar verknitterte Seiten aus der Hosentasche und wirft sie auf den Tisch.
«Soll das etwa dein Bericht sein?», frage ich entsetzt.
«Ja.» Luc lehnt sich zurück und verschränkt die Hände im Nacken.
Er weiß nicht, was ihm bevorsteht, denke ich und suche in meiner Tasche nach der Plastikhülle, in die ich meinen Bericht gesteckt habe. Die Hülle ist nicht da. Ich spüre, wie mir das Blut aus den Wangen weicht. Das darf einfach nicht wahr sein. Ist aber so. Meine Gedanken sind den ganzen Morgen nur um Gabe und Luc gekreist, mit dem Ergebnis, dass ich den Bericht in meinem Zimmer vergessen habe. Wo er jetzt auf meinem Schreibtisch liegt. Und das bei Mr. Sanghetti, der keine Ausreden akzeptiert. Scheiße.
Bitte, lieber Mr. Sanghetti, bitte sag, dass die Berichte erst morgen abgegeben werden müssen.
«Heute Nachmittag habe ich einen Termin», beginnt Mr. Sanghetti. «Eure Berichte werde ich deshalb erst morgen einsammeln.» Fast wäre ich vom Stuhl gefallen.
Für den Rest der Stunde habe ich wunderbare Laune und höre amüsiert zu, wie Mr. Sanghetti
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