Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
um meine Schultern. «Übrigens habe ich gehört, wie Kiffer Trevor erzählt hat, du würdest wieder bei Roadkill singen?»
Daraufhin schnaube ich nur verächtlich. «Du solltest nicht alles glauben, was du hörst.»
«Kiffer wäre auch eine gute Wahl für dich. Er ist vielleicht ein bisschen schräg, aber immerhin spielt er in einer Band. Und er will dich wiederhaben, weil er weiß, was Besseres als dich findet er nicht.»
«Sehr schmeichelhaft. Danke, Tay.»
«Nein, wirklich, ich habe das positiv gemeint. Er würde dir nie den Laufpass geben. Das solltest du dir mal durch den Kopf gehen lassen.»
Ich schüttele ihren Arm ab. «Vergiss es. Außerdem gehe ich im September aufs College, und deshalb kann ich mir das sparen – das mit der Band, meine ich.»
«Willst du denn wirklich zur UCLA? Warum gehst du nicht mit Riley und mir hier auf die Uni?»
Ich schaue über die Straße zu dem Haus, in dem Taylor wohnt. Hier gibt es keine Straßenlaternen. Nur das silberne Mondlicht und die Außenleuchten an den Häusern spenden etwas Licht. «Weil die UCLA im ganzen Land die beste Abteilung für Internationale Beziehungen hat. Weil ich froh bin, dass sie mich genommen haben. Und weil sie mir ein Vollstipendium geben.»
«Und warum glaubst du, es sei deine Aufgabe, die Welt zu retten?»
«Wer soll es denn sonst tun, wenn nicht wir? Außerdem kann ich hier nicht bleiben.»
«Warum denn nicht?», fragt Taylor gekränkt. «Ist es denn hier so furchtbar?»
Wir überqueren die Straße. Versöhnlich lege ich meinen Arm um ihre Taille. Es ist ein stiller Abend. Nur Crash, der Cockerspaniel der Coopers, steckt die Nasenspitze durch ein Astloch im Zaun. Als wir vorbeikommen, bellt er sich die Seele aus dem Leib.
«Es ist nicht furchtbar, Tay. Aber wenn ich hier auf die staatliche Uni gehe, erwarten meine Eltern, dass ich weiterhin zu Hause wohne. Außerdem gehen schon Kate und Mary dorthin. Du kennst mich doch. Ich muss mein eigenes Ding machen.» An einem Haus nach dem anderen spazieren wir vorbei, allesamt mit der gleichen Fassade, allesamt reglos und still.
«Du bist doch gar nicht der Typ für L.A. Die werden dich fertigmachen. Ich dagegen würde super dorthin passen.»
«Dann komm doch mit», schlage ich vor. «Wie cool wäre das?»
«Wie denn?», fragt Taylor traurig, und ich könnte mir für meine Gedankenlosigkeit in den Hintern treten. Die staatliche Uni ist die einzige, die für sie in Frage kommt, denn Taylors Vater ist schon seit einem Jahr arbeitslos. «Ich bin mir ja nicht mal sicher, ob es mit der Uni hier klappt. Wenn ich keine weiteren Stipendien kriege, kann ich die auch vergessen.»
«Aber du kannst mich doch immerhin besuchen kommen. In den Semesterferien.»
«Vielleicht», antwortet sie und rückt ihre Tasche auf der Schulter zurecht. Sie seufzt schwer. «Unser Haus wird gepfändet.»
«Was?»
«Wir müssen ausziehen.»
«Das glaube ich nicht.»
«Wir suchen nach einer Wohnung.» Verstohlen wischt sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
«Tay», sage ich mit zugeschnürter Kehle und drücke sie fest an mich. «Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.»
«Was gibt es denn da noch zu sagen? Komm, wir reden von was anderem. Also, welchen von den beiden willst du? Luc oder Gabe?» Ihr Lächeln ist ziemlich matt.
«Meine Güte, Tay. Meinst du nicht, du hast jetzt andere Sorgen?»
«Und wennschon. Los, raus damit.»
«Hör auf, mich zu nerven.»
«Erst, wenn du mir den Namen sagst.» Tay krallt ihre Hand um meinen Hals und schiebt mich über die Einfahrt zu ihrem Haus.
«Du spinnst doch echt.»
«Den Namen.» Ihre Hand drückt zu.
«Lass mich los.»
«Den Namen!»
«Okay. Luc!», krächze ich. Taylor lässt mich los. Meine ich das wirklich, oder habe ich das nur gesagt, weil Taylor ihn will?
«Mann», sagt sie. «Und da dachte ich gerade noch, du hättest Mitleid mit mir.» Aber dann nimmt sie mich plötzlich in die Arme und drückt mich an sich. Als sie mich freigibt, liegt ein kleines Lächeln auf ihren Lippen. Sie geht zur Haustür, dreht sich aber noch einmal um und zwinkert mir zu. «Wenn Luc morgen weg ist, will ich eine SMS. Mit allen Einzelheiten.» Sie öffnet die Tür. Die zornige Stimme ihres Vaters dringt heraus, dann fällt die Tür hinter Taylor ins Schloss.
Einen Moment lang bleibe ich noch vor dem Haus stehen und schaue hoch zu den schimmernden Sternen. Es ist gespenstisch still, nur Crash fängt wieder an zu bellen.
Ich wünschte, ich könnte irgendetwas für Taylor
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