Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
zurückkommen.»
Aber Taylor ist in Gedanken schon wieder bei ihrem Lieblingsthema. «Alle beide kannst du aber nicht haben. Einen von beiden musst du abgeben.»
Ich vertiefe mich in mein Mathe-Buch. «Wen hättest du denn gern?»
«Luc.»
«Was?»
«Du hast mich gefragt, wen ich will. Und ich will Luc.»
«Was ist denn mit Marty?», erkundige ich mich und gebe mir Mühe, meine Eifersucht zu unterdrücken.
«Marty? Okay, Marty ist ja ganz nett, aber an Luc kommt er nicht heran.»
«Und wieso nicht?»
«Kann ich nicht genau sagen. Aber Luc hat etwas Geheimnisvolles. Er wirkt irgendwie gefährlich. Das mag ich. Wenn man mit so jemandem zusammen ist, kann alles passieren.»
«Was alles?»
«Egal. Luc hat es ja auf dich abgesehen. Aus unerfindlichen Gründen.» Kopfschüttelnd beginnt sie, in ihrer Tasche zu kramen, und zieht ein kleines eingeschweißtes Quadrat hervor. «Weißt du überhaupt, was du machen musst?» Sie wirft mir das Kondom zu. Es trifft mich an der Schulter und fällt zu Boden.
Zumindest weiß ich, was ich mit Luc machen will . Dank meiner Träume habe ich reichlich Übung bekommen. «Keine Ahnung, worüber du redest.» Ich verdrehe die Augen.
Taylor seufzt. «Halte dich lieber an Gabe.»
Die Tür geht auf. Auf der Schwelle steht meine Mutter mit zwei Gläsern Milch in den Händen, als wären wir immer noch acht Jahre alt. «Wer ist Gabe?»
Schnell lasse ich das Kondom in meiner Tasche verschwinden. Taylor grinst von einem Ohr zum anderen. «Nur jemand aus der Schule», erkläre ich.
«Warum bringst du ihn denn nicht einmal mit nach Hause?», fragt meine Mutter.
Ich hoffe, ich werde nicht so rot, wie es sich anfühlt. «Er ist wirklich einfach nur ein Freund, Mom.»
«Du weißt, wie gern ich deine Freunde kennenlerne.» Meine Mutter reicht uns die Gläser und streicht ihren Rock glatt.
«Ja, weiß ich. Morgen kommt übrigens jemand anders aus der Schule vorbei.»
«Ach. Und wie heißt sie?»
« Er heißt Luc.» Ich ignoriere Taylors Gekicher.
«Wie schön.» Meine Mutter lächelt Taylor zu. «Ich habe Schokoladen-Cookies im Ofen. Hebt euch ein bisschen Milch auf.»
«Danke, Mom.» Meine Mutter verschwindet und hinterlässt einen zarten Duft von Jasmin.
«Vielleicht solltest du Gabe auch mal mit nach Hause nehmen», Taylor grinst. «Dann könnte deine Mutter dir helfen, dich zwischen den beiden zu entscheiden. Ich wette, sie rät dir zu Gabe. Er hat eindeutig die gewinnendere Ausstrahlung – zumindest auf Mütter.»
«Und dann hast du Luc für dich. Das könnte dir so passen.»
Ganz unrecht hat sie nicht. Gabe wirkt tatsächlich harmloser als Luc. Nur ändert das nichts daran, dass meine Träume von ihm regelmäßig die gleiche Wendung nehmen wie meine Träume von Luc. Bei dem Gedanken brennen meine Wangen wie Feuer.
Und plötzlich habe ich ein Déjà-vu. Wie oft schon haben Taylor und ich dieses Gespräch geführt? Ich kann mich immer darauf verlassen, dass sie mir die Jungs wegschnappt. Schlagartig wird mir klar, warum ich Taylor brauche. Sie ist mein Sicherheitsnetz. Sie bekommt die Jungs – nicht nur, weil ich es zulasse, sondern weil ich es will . Nur einer ist jemals durch das Netz gefallen. Ryan.
Ich weiß nicht, was diesmal anders ist, aber ich will nicht mehr, dass Taylor mir dazwischenfunkt. Weder bei Gabe noch bei Luc.
Taylor steht auf und schmeißt sich auf mein Bett. «Ich fasse es nicht, du willst tatsächlich beide haben!», sagt sie, als könne sie meine Gedanken lesen.
«Und wennschon?» Die Erkenntnis durchfährt mich wie ein heißer Stromschlag. Ich will beide haben, und diesmal werde ich sie nicht Taylor überlassen. Ich muss lächeln und versuche, es als Gähnen zu tarnen.
Taylor hebt den Kopf und mustert mich argwöhnisch. «Besorg dir wenigstens eigene Kondome.»
Durch den Ritz unter der Tür dringt ein verlockender Duft zu uns, und mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen, noch ehe meine Mutter selbst erscheint und uns einen Teller, beladen mit heißen weichen Cookies, überreicht. Taylor und ich fallen sofort darüber her. Meine Mutter schmunzelt und verschwindet wieder. Taylor und ich verputzen die Cookies und trinken die Milch aus. Anschließend beenden wir unsere Matheaufgaben.
Kurz darauf begleite ich Taylor nach unten. «Mom, ich bringe Taylor noch nach Haus», rufe ich vom Flur in Richtung Küche.
Meine Mutter streckt den Kopf aus der Tür. «Komm aber gleich wieder zurück.»
Draußen in der kühlen Nachtluft legt Taylor einen Arm
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