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Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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Aufmerksam studiert er meine Miene. Nach einer Weile winde ich mich wie ein Aal, was Er mit höhnischem Grinsen quittiert.
    «Lass mich nur ja nicht im Stich», droht Er und wendet sich ab.
    Der Taumel, der mich erfasst, lässt mich beinah umkippen. Doch dann ertönt Seine Stimme wieder, und mein Rückgrat versteift sich.
    «In meinem Rat brauche ich frisches Blut, Lucifer. Vielleicht sollte ich dich zum Mitglied ernennen – was hältst du davon? Wie wäre es mit einem neuen Posten – als Leiter der Akquisition?»
    Habe ich richtig gehört? Ich Leiter der Akquisition? Das muss ich erst einmal verdauen. Es kostet mich alle Kraft, eine ausdruckslose Miene zu bewahren. Ich meine, das ist schließlich der Posten meines Chefs. Aber auch der, den ich mir schon seit langem wünsche. Den sich jeder wünschen würde, der was auf sich hält.
    Und weshalb packt mich dann das blanke Entsetzen? Als Mitglied des Rats stünde ich dauernd unter Seinem wachsamen Auge. Eine grauenhafte Vorstellung.
    «Ich tue, was Ihr verlangt, mein Herr.»
    «Abgemacht, das wäre dann dein Lohn, wenn du sie mir bringst.» Mit großen Schritten umrundet Er mich und bleibt hinter mir stehen. «Weißt du eigentlich, wie ermüdend es ist, immer an zweiter Stelle zu kommen?», fragt Er.
    Es ist eine rhetorische Frage, auf die Er ohnehin keine Antwort erwartet. Steif und reglos stehe ich da und wünschte, ich könnte das Weite suchen.
    «Seit Anbeginn der Welt ist der Schöpfer im Besitz der größeren Macht.» Meine Haare stellen sich auf, denn jetzt aktiviert er Seine Macht bis zum Letzten, und Seine Stimme dröhnt in meinen Ohren. Plötzlich steht Er wieder vor mir, mit wutverzerrtem Gesicht. «Aber jetzt bin ich endlich an der Reihe. Das ist meine Gelegenheit. Nach seinen Regeln müssen wir uns dann nicht mehr richten. Endlich werde ich den Platz einnehmen, der mir zusteht.» Der Donnerhall Seiner Stimme lässt die weißen Marmorstatuen neben Seinem Thron erzittern.
    Jetzt könnte ich mich um Kopf und Kragen reden und Ihn darauf hinweisen, dass Er sich mit gutem Grund auf die Regeln des Allmächtigen eingelassen hat. Denn damals, als die beiden noch bei Verstand waren, haben sie erkannt, dass die Welt im Gleichgewicht sein muss. Ohne die Verlockung des Himmels und das Drohende der Hölle würde die Menschheit im Chaos versinken und moralisch so restlos verkommen, dass sowohl Himmel wie Hölle einpacken könnten. Doch ich verkneife mir jeden Kommentar, denn König Lucifer ist schon unzurechnungsfähig, seit ich ihn kenne.
    Seine grünen Augen verdunkeln sich, bis sie fast schwarz sind. Wenn Er zornig wird, kommt Seine Natur unverhüllt zum Vorschein. Gereizt tigert er vor mir auf und ab. «Du markierst sie so schnell wie möglich. Denn auch die Anderen » – dieses Wort spuckt er angewidert aus – «werden nach ihr suchen. Aber ich brauche sie, Lucifer, und ich möchte nicht, dass du mich enttäuschst.»
    Tja, leider sind die Anderen schon da. In Form von Gabriel, beispielsweise.
    Nach einer letzten theatralischen Drehung stolziert Er mit wehendem Gewand davon. Ich bin entlassen und werde zurückgewirbelt.
    Gleich darauf sitze ich wieder in meinem Wagen und warte, dass sich meine Übelkeit legt. Mir fällt wieder ein, weshalb ich hier bin. Im ersten Stock von Frannies Haus, wird in einem Zimmer Licht gemacht. Ich sehe, dass Frannie die Gardine beiseiteschiebt und durch die Dunkelheit zu mir nach unten späht. Dann schließen sich die Vorhänge wieder, und Frannie ist verschwunden.
    Es dauert noch einen Moment, bis ich mich gesammelt habe und den Motor anlasse, um zu meiner Wohnung zu fahren. Frannie gehört uns, so viel steht fest. Ich werde nicht versagen. Flüchtig frage ich mich, was Beherit angestellt haben könnte, um seinen Posten zu verlieren, aber dann schiebe ich den Gedanken zur Seite. Besser, ich kümmere mich um meinen eigenen Kram, und da geht es ausschließlich um Frannie.
    Morgen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 6 In der Not frisst der Teufel Fliegen
    Luc
    Nach meiner Begegnung mit König Lucifer bin ich kaum zur Ruhe gekommen und habe die Stunden gezählt, bis ich bei Frannie auftauchen kann. Heute werde ich sie markieren!
    Auf dem Weg zu Frannies Haus werden meine Hände feucht. Merkwürdig, denn ich schwitze sonst nie. Auf den Stufen hoch zur Haustür muss ich mir die Handflächen an meiner Jeans trocken reiben, ehe ich auf die Klingel drücke. Wahrscheinlich treibt der Jagdeifer mir den Schweiß aus den Poren. Na schön, es

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