ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
verharrte ich in seinem festen Griff. Er hatte mich. Mist!
„Ruhig. Wenn du versuchst, dich zu wehren, muss ich dich leider bewusstlos schlagen“, flüsterte er und zwang mich langsam rückwärts. Seth knurrte von der anderen Seite her leise Flüche, die eindeutig mir galten. Es machte ihn rasend, dass ich mich so bewusst gegen Mark auflehnte. Ich warf ihm nur einen bösen Blick über Marks Schulter hinweg zu.
Mark machte eine Kopfbewegung und Lukas kam zu uns herüber. Der blonde Mann öffnete die Käfigtür und Mark bugsierte mich hinein. Erst dann ließ er meine Kehle los. Ich holte tief Atem und rieb mit den Fingern über die schmerzende Haut. Böse musterte ich die Männer durch die Gitterstäbe. Das würden sie mir noch büßen.
Lukas schloss die Tür hinter mir und hängte das solide Vorhängeschloss ein, während Mark erleichtert die Luft ausstieß. Sein Daumen fuhr noch einmal über die Stelle, wo ihn meine Fingernägel erwischt hatten. Aber die Schramme war bereits verheilt. Er kam nahe an die Gitter und sein Körper warf einen langen Schatten auf mich.
„Stell dich nicht so an. Wenn du deinen Körper unter Kontrolle hast, lasse ich dich wieder raus. Das verspreche ich dir.“
Ich glaubte ihm, aber die Panik wollte trotzdem nicht weichen. Der winzige Raum schien kleiner und kleiner zu werden. Ich bekam kaum noch Luft, mir wurde schlecht.
Mit zitternden Fingern umfasste ich die Gitterstäbe und sah Mark flehend an. „Lass mich hier raus“, flüsterte ich, „ich halte das nicht aus.“
Mit ernstem, aber mitfühlendem Blick kam er zu mir und legte seine Hände auf meine.
„Das kann ich nicht, Angel. Noch nicht.“
„Ich kann das nicht! Das Eingesperrtsein! Es macht mir Angst. Es kommt tief aus meinem Inneren. Mark, ich kann das nicht!“ Meine Stimme war schrill und leise, sie überschlug sich in meiner Panik, ließ sie stolpern und springen. Wieder spürte ich, wie sein Daumen sanft über meine Haut rieb. Ein zärtliches, beruhigendes Gefühl. Wie eine Umarmung.
„Vielleicht ein Erlebnis von früher“, überlegte er. „Es ist nicht für lange, glaube mir. Nur ein paar Minuten, dann ist es vorbei.“
Ich klammerte mich an seine Worte und nickte schwach.
„Zieh dir lieber die Kleider aus“, murmelte er, „Was aus dir wird, zerreißt alles, was jetzt noch auf deiner Haut liegt.“
Die Angst trat für einen Moment in den Hintergrund, als meine Sorge meinen wenigen Habseligkeiten galt. Ich besaß nur wenige Kleider, und alle hatte Mark mir geschenkt. Ich wollte sorgfältig damit umgehen, also zog ich mir das Top über den Kopf und streifte die Hose ab. In Unterwäsche blieb ich sitzen und schlang die Arme um mich. Wenigstens einen Teil meiner schrecklichen Haut wollte ich vor ihren Augen verbergen.
„Mehr bekommt ihr heute nicht zu sehen“, feixte ich, als mir Seths heißer Blick auffiel. Nick kicherte leise und Mark warf mir daraufhin einen schnellen, aufmunternden Blick zu. Ich seufzte und schenkte ihm ein Lächeln.
Nun entledigten sich auch die anderen ihrer Kleider und warfen sie zu einem Haufen zusammen. Eine merkwürdige Angewohnheit, wie ich fand, aber da es alle automatisch taten, gehörte es wohl dazu. Zugegebenermaßen sahen alle fünf oben ohne und so versammelt gar nicht mal so schlecht aus. Eine wahre Augenweide.
Für einen Moment vergaß ich alle Anspannung und sogar die Angst, doch Mark katapultierte mich nur Sekunden später wieder dorthin zurück.
„So“, sagte er leise und warf einen Blick in die Runde, „Es ist soweit.“ Unwillkürlich stockte mir der Atem, als ich daran dachte, was ich alles in den Büchern gelesen hatte.
Es beginnt mit Schmerz. Wie eine Häutung bei lebendigem Leibe. Die Struktur der Knochen, die von Natur aus dichter sind, verändert sich. Sie strecken und verbiegen sich, was mit großer Qual verbunden ist. Die Muskulatur, ebenfalls naturgegeben ausgeprägter, als die eines Menschen, schwillt an. Finger- und Zehennägel werden von den Klauen verdrängt, ebenso die Zähne. Das Wachsen des Fells ist der… Nein! Ich durfte nicht in blinde Panik verfallen! Das würde es nur schlimmer machen. Konzentrier dich Angel. Versuche klar zu denken. Entspanne dich. Still redete ich weiter auf mich ein und tatsächlich löste sich die kalte Faust der Angst etwas. Mark kam näher an die Gitter. In seinen Augen glomm bereits goldgelbes Feuer.
„Versuch nicht es aufzuhalten. Das vergrößert nur den Schmerz. Lass es einfach geschehen. Du wirst sehen,
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