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ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

Titel: ANGEL - Wolfsmensch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liesa Maria Nagel
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Glaubte er doch erkannt zu haben, dass ich bei Bewusstsein war. Er machte eine Geste in Seths Richtung, der daraufhin das Schloss von der Tür riss.
    Das habt ihr jetzt davon , dachte ich und ließ mich auf meine Pfoten fallen. Mit einem einzigen Satz und markerschütterndem Gebrüll sprang ich aus der Zelle. Jetzt wollte ich sie erschrecken!
    Mein Körper wusste genau, was er zutun hatte und wie er funktionierte. Die Stärke, die ich in jedem Muskel fühlte, war berauschend und atemberaubend. Trunken von meiner eigenen Kraft duckte ich mich zum Sprung und stieß mich ab. Wie ein Pfeil schoss ich durch den Keller. Erschrocken wichen die Männer mir aus. Einer stieß ein wütendes Grollen aus. Wohl Mark, der sich über seine offensichtliche Fehleinschätzung ärgerte. Ich jagte sie zur Treppe und hatte meine helle Freude an ihrer Flucht. So groß, so stark und dennoch flohen sie vor mir. Fast wie Kaninchen hetzten sie die Stufen hinauf. Ihre Klauen schlugen tiefe Kerben in das Holz. Nur einige Neue zu Tausenden Alten.
    Seth war der Erste, der begriff, dass ich nur bluffte. Er schlug die Klauen in den Marmor der Halle und fuhr herum. Wie ein Fels blieb er stehen und konterte meinen Angriff. Mit voller Wucht lief ich auf ihn auf. Knochen krachten und ein unangenehmes Geräusch erfüllte den hohen Raum, als Fleisch hart auf Fleisch prallte.
    Mark, Victor, Lukas und Nick schlitterten über den glatten Stein, als sie mein Spiel durchschauten. Seth stieß mich mit einem harten Stoß von sich und schleuderte mich zu Boden. So schnell ich konnte, rappelte ich mich wieder auf. Jaulend vor Freude sah ich sie an. Mit einem kurzen Satz war Seth an meiner Seite. Zorn glomm in seinen bernsteinfarbenen Augen. Er knurrte mich an. So etwas wie: Mach das ja nie wieder!
    Leichtfüßig sprang ich zur Seite und schnaubte abfällig. Das habt ihr halt davon . Marks Brüllen unterbrach meine Schadenfreude. Er fixierte mich mit einem herrischen Blick und ich senkte entschuldigend den Kopf. Er bedachte mich mit einem letzten, warnenden Grollen, ehe er zur Eingangstür schritt und sie behutsam mit seiner großen Pranke öffnete.
    Draußen erwartete uns eine schwüle, drückende Augustnacht. Der Vollmond stand hoch und silbrig am Himmel. Die Erde war nass und übersättigt vom letzten Regen, weich und warm unter meinen Ballen, als ich auf den Weg hinaustrat. Langsam ließ ich meinen Blick über die Einfahrt schweifen, über den nahen Wald und das weite Land dahinter. In mir brandete eine alles verschlingende, unbarmherzige Lust auf. Mein Puls beschleunigte sich. In meinen Klauen begann es zu prickeln. Ich wollte rennen. Weit und so schnell, bis ich keine Kraft mehr hatte.
    Vergessen waren Mark und seine Regeln. Vergessen war meine Vergangenheit. Jetzt gab es nur noch die Nacht, die Weite und mich.
    In einem eleganten, langen Satz übersprang ich Seth, der neben mir stand und sprengte über die Einfahrt. Kiesel flogen, dann matschige Erde. Brüllend und fluchend hörte ich die anderen hinter mir herhetzen. Ich ignorierte die Warnungen, hörte sie nicht. Das Rennen im Mondlicht und die Lust zur Jagd machten viel mehr Spaß, als mit ihnen zu streiten. Es war die reine Lust zu rennen, zu jagen und zu morden. Die pure Lust nach Blut. Mein Hunger schrie nach einer ersten Beute. Ich wollte nicht mehr denken. Ich wollte nur noch dem Wolf in mir freie Bahn lassen. Ich wollte frei sein, heute Nacht. Frei von allem. Ich wollte das sein, was ich war. Ein Monster .
     
    Der Erste, der nach ein paar Meilen wieder zu mir aufschloss, war Nick. Mein kleiner, temperamentvoller Bruder. Schnell hängten wir die Anderen ab und verschwanden in den Tiefen des Waldes. Heulend verkündeten wir den Beginn unserer blutigen Jagd.
    Unser Ziel war die Außenmauer, die das ganze Gelände umgab. Nick und ich folgten dem Pfad, den hundert Jahre Jagd und Tausende riesiger Pfoten hinterlassen hatten. Witternd liefen wir an der Mauer entlang immer auf der Suche nach einer Fährte, angetrieben von unserem Hunger. Nick knurrte ungeduldig. Wir liefen schon eine ganze Weile und noch hatten wir nichts aufgespürt, außer ein paar Hasen und Rehen.
    Ich wollte gerade zu einem dunklen, drohenden Knurren herumfahren, um Nick endlich zum Schweigen zu bringen, als meine empfindliche Nase den wundervollen Geruch von menschlichem Fleisch aufnahm. Ich hielt abrupt inne und streckte den Kopf in den Himmel. Versuchte den Geruch wiederzufinden, damit wir ihn verfolgen könnten. Nick war sofort an

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