Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges
Wort zu verlassen, welches ich ihm hiermit erneut gebe. Niedergeschrieben am... Das Datum darf falsch sein, um mögliche Spürhunde zu verwirren. Das war so abgesprochen.«
»Unterschreibt, Monseigneur«, entgegnete Pater Exili, dessen Augen im Schatten seiner Kapuze funkelten.
Rasch, als habe er es eilig, zum Ende zu kommen, nahm Condé einen Gänsekiel vom Sekretär und schnitt ihn zu. Während er sein Schreiben unterzeichnete, hatte der Mönch die Kerze unter einem kleinen Kocher aus feuervergoldetem Silber angezündet. Darin schmolz Condé rotes Wachs und versiegelte den Umschlag mit Hilfe seines schweren Siegelrings.
»Alle übrigen Erklärungen sind nach dem gleichen Muster verfasst und unterschrieben«, schloss er. »Ich denke, Euer Herr wird zufrieden sein und uns das auch beweisen.«
»Dessen könnt Ihr gewiss sein, Monseigneur. Trotzdem kann ich das Schloss nicht ohne die anderen Erklärungen verlassen, die Ihr mir zugesichert habt.«
»Ich gehe fest davon aus, dass ich sie noch vor morgen Mittag beisammen habe.«
»Dann werde ich so lange hierbleiben.«
»Unsere Freundin, die Marquise du Plessis, wird dafür sorgen, dass Ihr gut untergebracht werdet, Signor. Ich habe sie bereits über Eure Ankunft unterrichten lassen.«
»Einstweilen wäre es wohl besser, die Briefe in die kleine Schatulle einzuschließen, die ich Euch ausgehändigt habe. Der Öffnungsmechanismus ist unsichtbar, und nirgendwo wären sie besser vor neugierigen Blicken geschützt.«
»Ihr habt recht, Signor Exili. Je länger ich Euch reden höre, umso klarer wird mir, dass die Verschwörung eine Kunst ist, die Erfahrung und Übung verlangt. Ich bin nur ein Krieger, und daraus mache ich auch keinen Hehl.«
»Ein sehr ruhmreicher Krieger«, entgegnete der Italiener mit einer Verbeugung.
»Ihr schmeichelt mir, Pater. Aber ich gestehe, dass es mir lieber wäre, wenn Monsieur Mazarin und Ihre Majestät die Königin Eure Auffassung teilten. Wie dem auch sei, ich glaube
dennoch, dass die militärische Taktik, obwohl sehr viel gröber und weitgreifender, ein wenig mit Eurer raffinierten Kunst verwandt ist. Wir beide müssen stets die Absichten des Gegners voraussehen.«
»Ihr redet, als sei Machiavelli selbst Euer Lehrmeister gewesen, Monseigneur.«
»Ihr schmeichelt mir«, wiederholte der Prinz.
Aber seine Stimmung hellte sich wieder auf.
Exili zeigte ihm, wie er das Satinkissen anheben sollte, um die kompromittierenden Umschläge darunterzuschieben. Dann legte der Prinz die Schatulle in den Sekretär.
Kaum hatte sich der Italiener zurückgezogen, als Condé wie ein Kind das Kästchen wieder herausholte und es erneut öffnete.
»Zeig her«, flüsterte die Frau und streckte den Arm nach ihm aus.
Sie hatte sich mit keinem Wort in die Unterhaltung der beiden Männer eingemischt, sondern sich damit begnügt, nach und nach ihre Ringe wieder an die Finger zu stecken. Doch offensichtlich war ihr nichts von dem Gespräch entgangen.
Condé trat ans Bett, und beide beugten sich über das smaragdfarbene Fläschchen.
»Glaubst du, es ist wirklich so schrecklich, wie er sagt?«, fragte die Herzogin von Beaufort leise.
»Fouquet beteuert, dass es keinen geschickteren Apotheker gäbe als diesen Florentiner. Und an Fouquet führt nun einmal kein Weg vorbei. Er hat letzten April im Parlament die Idee einer spanischen Intervention aufgebracht. Alle waren dagegen, aber auf diese Weise ist er in Kontakt mit Seiner Allerkatholischsten Majestät gekommen. Er ist für mich der einzige Weg zu meiner Armee.«
Die Dame hatte sich wieder zurück auf die Kissen sinken lassen.
»Dann ist Monsieur Mazarin also tot«, sagte sie langsam.
»So gut wie, denn hier halte ich seinen Tod in Händen. Und dieser Tod kann ihn überall ereilen.«
»Ist das denn jetzt nach seiner Flucht noch notwendig?«
»Er wird zurückkommen. Diesen Italiener sind wir noch nicht los.«
»Dabei war er es doch, der auf der Durchreise in Le Havre die Tür zu Eurem Gefängnis geöffnet hat, oder nicht?«
»Ja! Und dieses teuflische Geschick ist ja gerade das Gefährliche an ihm. Er hat mich nur freigelassen, damit ich genügend Zeit habe zu erkennen, dass die Königin niemals auf ihn wird verzichten können, was bedeutet, dass ich niemals an seiner Stelle die Regierungsgeschäfte übernehmen werde. Also müssen wir jetzt zu radikaleren Schritten greifen. Es kann nur einen geben: ihn oder mich.«
Und wieder lachte der Prinz sein sarkastisches Lachen.
»Wenn er zurückkommt,
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