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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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gebieterisch ihr Kinn hob, erkannte Angélique instinktiv einen Meister, der gewiss schon mehr als eine amouröse Eroberung gemacht hatte. Sie zögerte ein wenig, doch als die Lippen des Sängers ihren Mund streiften, wurde sie von einem Schwindel ergriffen. Nie hätte sie gedacht, dass Männerlippen so zart wie ein Blütenblatt und so schmelzend sanft sein könnten. Ein muskulöser Arm zerdrückte sie fast, aber der bebende Mund flüsterte immer noch Koseworte, und der Zauber dieser Macht riss Angélique in einen Strudel, in dem sie vergeblich versuchte, einen Gedanken zu fassen.
    Ich darf das nicht tun … Das ist nicht richtig... Wenn Joffrey uns ertappt …

    Dann schmolz sie dahin. Die Lippen des Mannes drängten die ihren auseinander. Sein heißer Atem erfüllte ihren Mund und ließ ein köstliches Behagen durch ihren Körper strömen. Mit geschlossenen Augen gab sie sich dem nicht enden wollenden Kuss hin, dieser wollüstigen Eroberung, die bereits eine andere Inbesitznahme vorausahnen ließ und nach ihr verlangte. Wogen der Lust überliefen sie; eine Erregung, die noch zu neu für ihren jungfräulichen Körper war, denn mit einem Mal spürte sie eine Art Überreizung und Schmerz, sodass sie heftig zusammenfuhr und sich zurückzog.
    Ihr war, als müsse sie in Ohnmacht fallen oder in Tränen ausbrechen. Sie sah, wie die Finger des Mannes ihre nackte Brust liebkosten, die er verstohlen aus ihrem Mieder befreit hatte, während er sie küsste.
     
    Sie rückte ein Stück von ihm ab und ordnete ihre Kleidung.
     
    »Verzeiht mir«, stammelte sie, »Ihr müsst mich für sehr schreckhaft halten, aber ich wusste nicht... ich wusste nicht...«
    »Was wusstet Ihr nicht, mein Herz?«
    Sie schwieg.
    »Dass ein Kuss so süß sein kann?«, flüsterte er.
    Angélique stand auf und lehnte sich an den Eingang der Laube. Draußen ging bereits der Mond unter und färbte sich golden, während er auf den Fluss zusank. Angélique musste schon seit Stunden in diesem Garten sein. Sie fühlte sich glücklich, unbeschreiblich glücklich. Nichts war mehr wichtig, nur die Aussicht, solche Stunden noch einmal erleben zu können.
    »Ihr seid wie für die Liebe geschaffen«, wisperte der Troubadour. »Das spürt man, wenn man Eure Haut berührt. Der Mann, der Euren wunderbaren Körper zu erwecken versteht, wird Euch zum Gipfel der Lüste führen.«

    »Schweigt! So dürft Ihr nicht reden. Ihr wisst doch, dass ich verheiratet bin. So etwas ist eine Sünde.«
    »Eine viel größere Sünde ist es, wenn eine so schöne Frau sich einen Hinkefuß zum Gatten erwählt.«
    »Ich habe ihn mir nicht ausgesucht; er hat mich gekauft.«
    Sofort bedauerte sie ihre Worte, die diese heitere Stunde trübten.
    »Singt noch einmal«, bat sie. »Noch ein einziges Mal, und dann müssen wir auseinandergehen.«
     
    Er stand auf, um nach seiner Gitarre zu greifen, doch in seiner Bewegung lag etwas Eigentümliches, das Angélique erschreckte. Sie schaute genauer hin. Mit einem Mal war ihr bange zumute, obwohl sie nicht hätte sagen können, warum.
    Während er ganz leise und mit einer seltsamen Nostalgie einen Refrain sang, musterte sie ihn aufmerksam. Vorhin, als er sie küsste, hatte sie einen winzigen Moment lang den Eindruck von Vertrautheit gehabt; und jetzt erinnerte sie sich: Im Atem des Sängers mischten sich Veilchenduft und der unverkennbare Geruch nach Tabak... Der Graf de Peyrac kaute ebenfalls oft Veilchenpastillen... Und er rauchte. Ein schrecklicher Verdacht beschlich Angélique... Als er sich gerade eben erhoben hatte, um seine Gitarre zu nehmen, hatte er eigenartig geschwankt …
     
    Angélique stieß einen Entsetzensschrei aus, der von einem zornigen Ausruf gefolgt wurde, und begann unter wütendem Aufstampfen die Geißblattranken der Laube abzureißen.
    »Oh! Das ist zu viel, das geht zu weit... Ungeheuerlich... Nehmt Eure Maske ab, Joffrey de Peyrac... Schluss mit diesem Mummenschanz, sonst kratze ich Euch die Augen aus, ich erwürge Euch, ich...«

    Sein Lied war unterbrochen, und er hielt inne. Von der Gitarre stieg ein schauriges Crescendo auf. Unter der Samtmaske entblößte ein breites Lächeln die weißen Zähne des Grafen de Peyrac.
    Mit seinem ungleichmäßigen Schritt kam er auf sie zu. Angélique hatte furchtbare Angst, aber vor allem war sie völlig außer sich.
    »Ich kratze Euch die Augen aus«, stieß sie noch einmal zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Immer noch lachend, umfasste er ihre Handgelenke.
    »Was bleibt dann

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