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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Vorwand genommen, zu ihren Sensen gegriffen und Steuereinnehmer massakriert haben, ja davon leben, Reisende auszurauben?«
    »Gewiss... Aber wer durchkommen will, dem gelingt das auch.«
     
    Wichtig sei es, seine Tarnung gut zu wählen, erläuterte er. Die Reisegesellschaft eines Geistlichen von hohem Rang habe bessere Aussichten als die eines Edelmanns; denn der Landmann fürchte noch immer um sein ewiges Seelenheil. Oder man trat als Straßenräuber auf, um andere Banden abzuschrecken, oder auch als Pilger, der auf dem Jakobsweg oder einem anderen
Pilgerpfad unterwegs war, denn diese waren arm und alt und wurden oft geschont. Die Frage war lediglich, in welcher Verkleidung man am wenigsten riskierte.
     
    »Ich bin ernstlich besorgt. Hat Monsieur de Peyrac wenigstens eine gute Eskorte?«
    Sie solle sich nur beruhigen! Die Gruppe hatte die richtige Tarnung gewählt. Alle waren als Straßenräuber verkleidet und ordentlich bewaffnet; und sie würden sich bei ihren Reisen von einem Landstrich in den anderen nach den Informationen richten, die sie bei der Bevölkerung einholten. Sie kannten die verschlungenen Wege und die sicheren Enklaven; schließlich sei es besser, einen Umweg zu reiten, als einen überflüssigen Kampf zu riskieren. Die üblen Winkel waren bekannt, und sie hatten überall Freunde. Sie würden ihr Ziel ungehindert erreichen.
     
    Irgendwo jenseits der Berge und Täler, die sie überwanden, strahlte ein Stern; einmal heller und dann wieder trüber, aber nicht ohne Charme: Paris, die Hauptstadt dieses Königreichs, das aus zehn bis zwölf völlig unterschiedlichen Provinzen, zahlreichen kleinen Territorien, Fürstentümern, Grafschaften und Herzogtümern bestand, die niemandem etwas schuldig waren; wie ein bunter, zerrissener und immer wieder ausgebesserter Flickenteppich mit ebenso vielen Abgaben und Zöllen, die an den Grenzen zu entrichten waren; ohne die einander überlappenden Grenze im Gewohnheitsrecht zu zählen, in der gleichsam der unüberbrückbare Gegensatz zwischen der Latinität der glattrasierten römischen Legionen und dem Barbarentum der schnauzbärtigen Germanen fortdauerte.
    »Madame, Euer Gatte möchte Euch eines Tages die Schönheiten dieser Stadt vorführen und Euch dem König vorstellen. Daher musste er sich über den Zustand Eurer Unterkunft vergewissern. Anscheinend verspricht dieses Stadthaus, dessen
Pläne er selbst entworfen hat, eines der prächtigsten und elegantesten des Marais-Viertels zu werden. Im Verlauf seines Aufenthalts wird sich Monsieur de Peyrac zweifellos um die Anschaffung des Mobiliars und die Auswahl der Gobelins kümmern.«
     
    Andijos und der Freundeskreis, den Monsieur de Peyrac beauftragt hatte, Angélique während seiner Abwesenheit Gesellschaft zu leisten, erklärten ihr, welche Anweisungen er zurückgelassen hatte.
     
    Sie sollte nichts an ihren Lebensgewohnheiten ändern, und die anderen offenbar ebenfalls nicht. Die Stammgäste des Palastes stellten eine Art beweglichen, wechselhaften Hofstaat dar, dessen unumstrittene Königin Angélique war. Jeden Tag konnte sie an ihrem Tisch zurückhalten, wen sie wollte, oder ihre Gäste Clément Tonnel und Alfonso überlassen und sich in ihre Räume zurückziehen, um zu ruhen oder den Musikern zu lauschen. Vormittags fanden vielleicht lange Ausritte über Land statt und abends Empfänge mit einem kleinen Ballett. Sie war frei; frei, sich ihr Leben nach eigenem Belieben einzurichten.
     
    In den ersten Tagen seiner Abwesenheit geschah es Angélique immer wieder, dass sie, wenn sie ihre Gemächer verließ, um sich zu den stets zahlreichen Gästen zu gesellen, die sie in der Galerie oder den offiziellen Salons erwarteten, die Ohren spitzte, um aus dem Summen der Gespräche Joffrey de Peyracs Stimme herauszuhören. Ihr wurde klar, dass dies eine Gewohnheit war, die sie sich zugelegt hatte und die darüber entschied, ob sie guter oder schlechter Stimmung war. Dabei hätte sie nicht genau sagen können, ob sie es vorzog, wenn er anwesend oder abwesend war.
    Sie achtete auf die Worte, die ihr entgegendrangen, wenn
sie sich näherte, und stellte fest, dass der Graf de Peyrac oft im Mittelpunkt der Unterhaltungen stand. Seine Freunde diskutierten über die Schönheit und Größe seines Pariser Stadthauses, die Namen der Baumeister, die er ausgewählt hatte, und über die aufgewendeten Geldsummen. Die Frage, ob er eine gute Reise gehabt hatte und heil in der Hauptstadt angekommen war, schien niemanden zu

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