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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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aufstiegen, und in ein kleines, von einem Kreis umgebenes goldenes Kreuz eingelassen. Joffrey de Peyrac gebrauchte diesen Ring, um gewisse Briefe zu siegeln, während er üblicherweise ein anderes Siegel verwendete.
    Die Mutter Oberin hatte darauf hingewiesen, dass die Steine, die sich schleifen ließen, es nicht mit den großen Fürsten unter den Edelsteinen aufnehmen konnten, deren Prinz der Diamant sei. Doch sie hatte auch erklärt, nicht allein ihre Härte entscheide über die Güte der begehrten Steine, sondern auch ihre Seltenheit. Manche namenlosen Steine wurden von den Goldschmieden bei Hofe in Säckchen aufbewahrt und zwischen Haut und Hemd auf dem Herzen getragen, und ihr Anblick verzückte diejenigen, die man »Sammler« nannte, die Liebhaber kostbarer Steine. Zu ihnen gehörten sogar weit mehr Männer als Frauen, hatte die Oberin noch hinzugefügt.
    Angélique dachte über diese fernen Erinnerungen nach und staunte darüber, wie die Wunder der Natur solche Leidenschaften erweckten, dass sie sogar eine kühle Oberin zu lyrischen Ausbrüchen verleiteten.

    Sie sah die kleinen kostbaren Steine in den unergründlichen Tiefen der Felsen glitzern.
    Sie sind wie die Blumen der Erde, dachte sie.
     
    Sie legte ihre Armbänder wieder an und räumte ihren Schmuck fort.
    Auf ihrem Handgelenk spürte sie noch immer die Berührung seiner Finger auf ihrer Haut, so kurz diese auch gewesen war.
    Wie an dem Tag ihrer Trauung, in der Kathedrale, als er ihre Hand fest umschlossen hatte, um ihr den Ring an den Finger zu stecken.
    Du gehörst mir! Für alle Zeit!, schien er sagen zu wollen.
     
    Sie musste die Abwesenheit des Grafen nutzen, um den Ausflug in die oberen Geschosse des Palasts, den sie sich vorgenommen hatte, durchzuführen.
    Obwohl sie sich dagegen wehrte und sich davon befreit geglaubt hatte, bedrückte sie, je weiter sie die Treppe hinaufstieg, das schon zuvor empfundene Gefühl, etwas Verbotenes zu tun.
    Und als sie das unbekannte Territorium der zweiten Etage betrat, wurde es noch schlimmer.
    Sie ahnte, was sich dort oben verbarg, aber schließlich sagte sie sich, dass die Amme recht gehabt hatte, als sie davon sprach, es gebe eine Art magischer Anziehung, der man sich beugen musste.
     
    War es nicht seine Stimme, die mit einer hassenswerten Selbstsicherheit erklärte hatte: »Ihr werdet kommen!... Sie kommen alle …«
    Stellte er sich etwa vor, dass ich mich eines Tages zu seinen Füßen niederwerfen und ihn anflehen werde, »Nimm mich! Nimm mich!« wie diese Verrückte kürzlich?

    Und dennoch setzte sie ihren Aufstieg in dem Gefühl fort, dass sie sich unentrinnbar auf diesen Mann zubewegte.
     
    Vom Treppenabsatz der zweiten Etage führte eine Treppe steil nach oben, wie die Stufen eines Tempels. Die Räume dort oben mussten auf die Dachterrasse hinausgehen.
    Immer wieder glitten ihre Gedanken zu dem geheimnisvollen Raum, in dem die Frauen, die sich wegen ihres schwachen Willens hatten verhexen lassen und wagten, die verbotene Schwelle zu überschreiten, dem Wahnsinn anheimfielen.
    Sie erklomm den höchsten Punkt.
     
    Und dort, in einigen Schritten Entfernung, sah sie direkt vor sich die geschlossene Tür, an der ein reich verschnörkeltes, goldenes Schloss glitzerte.
     
    Als sie von einem ihrer Spaziergänge zurückkehrte, teilte Clément Tonnel ihr mit, er habe den Erzbischof in einen der Salons geführt, wo er sie erwarte.
    Monseigneur de Fontenac hatte sich nicht gesetzt und beteuerte, er wolle nur kurz vorbeischauen. Er wolle sich nach der Reise von Monsieur de Peyrac erkundigen.
    Ob er nicht eher gekommen war, um sich einen Eindruck von ihrem Verhalten während der Abwesenheit ihres Gatten zu machen?
    Das Einfachste, so dachte sie, war es, ihm unverzüglich in allen Einzelheiten zu schildern, wie sie ihre Zeit verbrachte. Dann hätten sie zugleich ein Gesprächsthema. Also bat sie ihn, Platz zu nehmen, und erzählte ihm dann von den Ausritten, die sie in der Umgebung von Toulouse unternahm, von ihren Begleitern, und schilderte ihm, wie ausgezeichnet diese sie in die Geschichte des Landes einführten. Sie sprach von ihrem Ausflug nach Albi, dem entferntesten Ort, den sie bisher auf ihren
Streifzügen aufgesucht und wo sie gleichsam eine ihr unbekannte Provinz entdeckt hatte.
    »Und, Monseigneur, ich freue mich sehr darüber, dass ich die Gelegenheit habe, Euch nach einer Angelegenheit zu fragen, über die ich keine zufriedenstellende Auskunft erlangen konnte. Woher stammt eigentlich der Name

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