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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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sind?«
    »Das ist in der Tat geheimnisvoll … So stark ihre Zauber auch sind, manchmal versagt ihre Magie oder wird durch unvorhergesehene, entgegengesetzt wirkende Kräfte geschwächt. Was das Eintreten dieser Unglücksfälle abgewendet oder abgeschwächt hat, war die Frömmigkeit Eurer Mutter.«

    Angélique sah ihn fasziniert und sprachlos an.
    »Das ist doch ganz logisch«, fügte er dann beinahe lächelnd hinzu. »Man kann niemanden leiden lassen, für den alles Unglück, jedes Opfer, selbst das, keine Kinder bekommen zu können, eine von Gott gesandte Prüfung darstellt, die einem demütigen Wesen das Glück schenkt, seinem Gott zu dienen und die Leiden unseres Herrn Jesus Christus am Kreuz zu teilen, und das ihm dafür noch dankt und ihn segnet. Bei solchen Opfern kommen die bösen Geister nicht zum Zuge.
    Und so hat Eure Mutter den Fluch, der auf Eurem Vater lastet, teilweise zunichtegemacht und ihm das Unglück erspart, keine Kinder zu bekommen, was für ihn wie für sie selbst das grausamste Schicksal gewesen wäre.«
    Angélique wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie dachte an ihren Vater, wie er auf dem Abhang saß, während sie von einem Fuß auf den anderen sprang und ihm Fragen stellte.
     
    Diese angebliche Liaison mit der Ägypterin wollte so gar nicht zu ihm passen.
    »Mein Vater war ein guter Mensch«, erwiderte sie jämmerlich und in dem Bestreben, ein gerechteres Bild von ihm zu zeichnen.
    »Warum ›war‹? Soweit ich weiß, lebt Euer Vater noch. Und was wäre so merkwürdig daran, dass eine Frau aus dem Orient sich Hals über Kopf in einen braven Christen verliebt, der sie wertschätzt und sie zum Lachen bringt? Das sind sehr zarte Frauen und als Seherinnen so empfindsam wie Harfen, und von ihren Männern, die im Allgemeinen düster und wenig redselig sind, werden sie nicht gerade verwöhnt.«
    »Und… und der andere Mann? Der, dessen Augen im Dunkel leuchten?«

    »Der interessiert mich nicht und ist Eure Angelegenheit. Zuerst einmal will ich Euch etwas lehren. Dieser Mann ist kein Dämon, sondern ein Mensch, der bösartig und pervers geboren ist. Davon gibt es viele, und ihre Eigenart ist es, dass sie Gelegenheiten, sich zu bessern, nicht nutzen können oder wollen. Sie versuchen, auf dem einfachsten Weg zur Macht zu gelangen, und der besteht darin, entweder seine Seele an den Teufel zu verkaufen oder naive Menschen das glauben zu machen. Mit Zauberertricks vom Pont-Neuf säen sie Verwirrung und Entsetzen. Und sie schaffen Unruhe und Verbrechen. Alles, was ich Euch sagen kann, ist, dass er Euch nichts tun kann. Vielleicht ist er ja jetzt derjenige, der die größte Angst hat? Reden wir nicht mehr davon. Sobald Ihr Euch von dem Fluch befreit habt, wird alles besser für Euch werden.«
    Offensichtlich würde er nichts weiter sagen, und ebenso eindeutig hatte er ihr schon mehr gesagt, als er für gewöhnlich seinen Klienten zugestand, ob sie Staatsbeamte, Fürsten oder der Kanzler waren.
    Verwirrt stand sie auf. Sie stellte fest, dass sie sich von dieser Konsultation mehr erwartet hatte, an die sie sich geklammert hatte wie ein Ertrinkender an eine Schiffsplanke. Sie legte die Börse auf den Tisch.
     
    Als sie zögernd durch die Menge aus Bücherliebhabern und vorbeiziehenden Gefangenen davonging, rief er sie noch einmal an wie ein Kind oder eine Freundin.
    »Passt gut auf Euch auf, Kleine! Räumt Satans Tanz keine Macht ein! Denn Ihr seid dazu bestimmt, die Welt zu retten!«

Kapitel 22
    E in Witzbold, nichts weiter, sagte sich Angélique immer wieder, während sie zurück in ihr Viertel ging, in dem die Rue de la Vallée-de-Misère und die Rue des Francs-Bourgeois lagen. Er hatte sich über sie lustig gemacht. Sie war erstaunt darüber, dass die Polackin, die doch sonst in ihrem Urteil so scharfsinnig und instinktsicher war, ihr Maître Ludovicus empfohlen hatte.
     
    Zuerst ging sie in der Rue des Francs-Bourgeois vorbei und kehrte dann durch eine Hintertür, die sie hatte einbauen lassen, in die Taverne zur Roten Maske zurück.
     
    In der Taverne hatte man sich große Sorgen wegen ihres Verschwindens gemacht.
    Als die Mannschaft der Roten Maske sie nicht sah und vor allem nicht wusste, wo sie sich befand, waren alle in eine tiefe Verwirrung gestürzt, die an Panik grenzte. Jetzt bemerkten sie erst, dass sie bei unzähligen Einzelheiten –zum Beispiel der Frage, wie viel Prisen Pfeffer an ein bestimmtes Gericht gehörten – nur ihr vertrauten. Niemand kam auf die Idee, sich

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