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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Zeichen hatte Angélique darum gebeten, ihr eine Wanne mit kaltem, sauberem Wasser zu bringen. Wasser, Wasser für die Marquise der Engel! Noch eine ihrer »Grillen«. Und was wollte sie mit dem Wasser? Das Gemüse waschen. Sie bewunderten ihre geschickten, flinken Finger, die mit einem Mal den Früchten der Erde neues Leben und neue Schönheit einzuhauchen schienen. Die Hände einer Fee … oder einer Hexe, dachte man nicht ohne Besorgnis. Dann brauchte sie noch mehr Wasser in einem großen Topf, den sie über das Kaminfeuer hängen ließ, wo Jactance oder ein anderer Gauner, der dazu eingeteilt war, unter Kesseln und Töpfen mit Fleisch, Speck und Würsten ständig ein röhrendes Feuer unterhielt.
    Die Marquise der Engel überwachte ihr köchelndes Gemüse wie einen magischen Trank und kostete immer wieder behutsam davon. Es faszinierte die ganze Versammlung, dass sie alles durch Gesten befahl. Sie sprach nicht mehr. Ein paar Tage, nachdem sie in die Tour de Nesle gekommen war, hatte sie sich in eine vollkommene Stummheit zurückgezogen. Selbst wenn sie sich liebten, vermochte Nicolas ihr kein Wort zu entlocken. Sie war anwesend und zugleich weit fort.
    Sie hatte durch energische Zeichen ihrer Absicht Geltung verschafft, aus dem Gemüse, das die Kleinen brachten, eine Suppe zu kochen. Das zeigte, dass sie nicht so ganz abwesend war, wie manch andere oft junge, aber meist ältere Menschen, die durch das Unglück, das sie erlitten haben, nur noch bloße fleischliche Hüllen ohne Seele sind. Weil sie schwieg, wandten sich ihr, wenn sie sich im großen
Saal aufhielt, alle Blicke zu, und mehr und mehr kam man zu dem Schluss, dass sie schön war. Sie ließ sich den Kessel in das Turmzimmer bringen, wo sie ganz allein von der Suppe trank; und auch das erweckte den Eindruck, dass sie die Suppe zu sich nahm wie eine Medizin mit mysteriösen Kräften. Aber immer häufiger blieb sie unten und brachte, nachdem sie mit einer gebieterischen Geste nach Näpfen verlangt hatte, Suppe zu den Kranken, die ihr in ihren Ecken aufgefallen waren, oder zu den alten Frauen, die nicht daran gewöhnt waren, dass man sie überhaupt wahrnahm, und nicht wagten, die Gabe abzulehnen. »Sie hält nicht vor«, hieß es über die Brühe, aber sie schmeckte immerhin besser als die Armensuppe.
    Der Alte, den man den Magister nannte, diente Nicolas Calembredaine, dem illustren Haderlump vom Pont-Neuf, als Schreiber, und Letzterer war sehr stolz darauf, sich der Dienste eines Schriftkundigen versichert zu haben, so wie Rolin-le-Trapu sich Rot-le-Barbon hielt. Man erzählte sich, der Magister sei »nicht ganz richtig im Kopf«. Nicolas bezahlte seinen »Sekretär« mit gestohlenen Krügen voller Wein, mit denen die Keller der Tour de Nesle gut ausgestattet waren, denn er war ein unverbesserlicher Säufer. Man sah ihn im schwachen Licht einer durch Erde fast verstopften Schießscharte sitzen, wo er mit zitternder Hand seine Gänsekiele zurechtschnitt und irgendetwas auf Papierbündel kritzelte.
     
    Eines Tages, als Angélique an der großen Tafel saß, auf Nicolas’ Rückkehr wartete und mit halbem Ohr den Fantastereien von Cul-de-Bois lauschte, der auf dem Tisch thronte, erhob sich der Magister. Energischen Schrittes kam er auf sie zu und zog sie mit unwiderstehlicher Kraft zur Tür.

    Immer noch fest in seinem Griff, fand sie sich draußen in der einbrechenden Nacht und der winterlichen Kälte wieder.
    »Du musst an die frische Luft«, erklärte er und sah ihr ins Gesicht. »Keine Angst, niemand wird dich erkennen, es ist Nacht. Aber du musst nach draußen, sonst wirst du noch verrückt.«
    Und sie erkannte, dass sie, seit sie in die Tour de Nesle gekommen war, sich nicht vorstellen konnte, diese Zuflucht wieder zu verlassen und nach »draußen« zu gehen, wo alle möglichen Gefahren auf sie lauerten.
    »Lauf!«, rief der Magister und stieß sie vor sich her.
     
    Wie ein Automat gehorchte sie. Die beiden durchquerten die Gegend um die Tour de Nesle, kamen an den Überresten des berühmten Stadtpalais sowie an mehreren Häusern, die man gebaut und dann wieder abgerissen hatte, vorbei. Immer noch sah es chaotisch aus, nachdem hier zahlreiche Schlachten zwischen den Gaunern stattgefunden hatten. Anschließend zog der Magister sie in ein Labyrinth aus schmalen Passagen, Straßen und Sackgassen.
    Zunächst bekam sie es mit der Angst zu tun. Da sollte sie mit einem halb verrückten Alten quer durch Paris wandern, doch dann fügte sie sich dumpf.
    »Da sind

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